Wie man von den Grenadinen zum Grenadiermarsch gelangt
Haben Sie auch schon den Lagerkoller? Ja? Kein Problem: Denken Sie einfach an die Grenadinen. Das ist eine Inselkette in der Karibik. Sicher: Lang hilft das auch nicht. Aber Sie können sich auch ein Stück vom Paradies ins Haus holen, indem Sie eine Flasche Grenadine auf der Basis von Granatäpfel ins Haus holen und damit ein paar Cocktails mixen. Wie? Ausverkauft. Merde alors! Das würde der Franzose sagen. Und was sagt der Burgenländer? Grenadiermarsch! So was geht immer.
Das Gericht ist nach den Grenadieren benannt. Und die waren eine Erfindung der französischen Armee. Seit 1667 wurden dort Soldaten im Umgang mit Granaten geschult. Die nächsten Grenadiere gab es dann schon 1670 im Erzherzogtum Österreich. Die gab es seither immer. Märsche auch. Und genau für diese muss einst ein schlauer Koch der k. & k. Armee den sättigenden Grenadiermarsch komponiert haben.
Unseren heutigen Grenadiermarsch hat uns der bekennende Pazifist Franz Tschurlovich aus Unterwart zugesandt. Ja, auch dort haben wir Leser. Der Grenadiermarsch ist laut Tschurlovich die Kunst, aus zwei alten Beilagen eine neue Hauptspeise zu machen. Sie benötigen dazu Fleckerl (Nudeln), Erdäpfel, Zwiebeln, Schmalz und Paprikapulver. Wer wohlhabend ist, kann auch klein geschnittene Speck-, Fleisch- oder Wurststücke beimengen. Auf Ungarisch – so der multilinguale Tschurlovich – heißt das Gericht übrigens Gránátos kocka, auf Tschechisch schreibt es sich wie ein Schokoriegel, nämlich grenadýrmarš.
Im Burgenland werden gehackte Zwiebeln mit gekochten gewürfelten Kartoffeln in Schmalz angeröstet. Das Ganze wird mit rotem edelsüßen Paprikapulver angestäubt (papriziert). Die in Salzwasser gekochten Nudeln werden daruntergemischt. Das Gericht wird mit grünem Salat oder Gurkensalat serviert. Falls grad keine burgenländischen „Grumbirn“(Erdäpfel) zur Hand sind, kann man sie auch weglassen – oder es mit Knödelresten oder Nockerln vom Vortag versuchen.
Weitere militärische Anregungen für die Quarantäneküche erhielten wir von Herbert Landertinger. Er meinte, es spräche gar nichts dagegen, die eine oder andere köstliche Fischkonserve des Grödiger Fischhändlers Walter Grüll mit einem tarnfarbenen Büchsenöffner aufzumachen. Salzburg ist gerüstet! Wenn auch Sie ein Quarantänenrezept für uns haben, dann schicken Sie es bitte an: