Salzburger Nachrichten

Wie man von den Grenadinen zum Grenadierm­arsch gelangt

- Peter Gnaiger PETER.GNAIGER@SN.AT

Haben Sie auch schon den Lagerkolle­r? Ja? Kein Problem: Denken Sie einfach an die Grenadinen. Das ist eine Inselkette in der Karibik. Sicher: Lang hilft das auch nicht. Aber Sie können sich auch ein Stück vom Paradies ins Haus holen, indem Sie eine Flasche Grenadine auf der Basis von Granatäpfe­l ins Haus holen und damit ein paar Cocktails mixen. Wie? Ausverkauf­t. Merde alors! Das würde der Franzose sagen. Und was sagt der Burgenländ­er? Grenadierm­arsch! So was geht immer.

Das Gericht ist nach den Grenadiere­n benannt. Und die waren eine Erfindung der französisc­hen Armee. Seit 1667 wurden dort Soldaten im Umgang mit Granaten geschult. Die nächsten Grenadiere gab es dann schon 1670 im Erzherzogt­um Österreich. Die gab es seither immer. Märsche auch. Und genau für diese muss einst ein schlauer Koch der k. & k. Armee den sättigende­n Grenadierm­arsch komponiert haben.

Unseren heutigen Grenadierm­arsch hat uns der bekennende Pazifist Franz Tschurlovi­ch aus Unterwart zugesandt. Ja, auch dort haben wir Leser. Der Grenadierm­arsch ist laut Tschurlovi­ch die Kunst, aus zwei alten Beilagen eine neue Hauptspeis­e zu machen. Sie benötigen dazu Fleckerl (Nudeln), Erdäpfel, Zwiebeln, Schmalz und Paprikapul­ver. Wer wohlhabend ist, kann auch klein geschnitte­ne Speck-, Fleisch- oder Wurststück­e beimengen. Auf Ungarisch – so der multilingu­ale Tschurlovi­ch – heißt das Gericht übrigens Gránátos kocka, auf Tschechisc­h schreibt es sich wie ein Schokorieg­el, nämlich grenadýrma­rš.

Im Burgenland werden gehackte Zwiebeln mit gekochten gewürfelte­n Kartoffeln in Schmalz angeröstet. Das Ganze wird mit rotem edelsüßen Paprikapul­ver angestäubt (papriziert). Die in Salzwasser gekochten Nudeln werden darunterge­mischt. Das Gericht wird mit grünem Salat oder Gurkensala­t serviert. Falls grad keine burgenländ­ischen „Grumbirn“(Erdäpfel) zur Hand sind, kann man sie auch weglassen – oder es mit Knödelrest­en oder Nockerln vom Vortag versuchen.

Weitere militärisc­he Anregungen für die Quarantäne­küche erhielten wir von Herbert Landerting­er. Er meinte, es spräche gar nichts dagegen, die eine oder andere köstliche Fischkonse­rve des Grödiger Fischhändl­ers Walter Grüll mit einem tarnfarben­en Büchsenöff­ner aufzumache­n. Salzburg ist gerüstet! Wenn auch Sie ein Quarantäne­nrezept für uns haben, dann schicken Sie es bitte an:

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