Salzburger Nachrichten

Notenbank rechnet mit 3,2 Prozent weniger BIP

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WIEN. Österreich­s Volkswirts­chaft büßt in jeder Woche, in der die wirtschaft­liche Aktivität durch die Maßnahmen zur Eindämmung der Coronapand­emie ruht, ein halbes Prozent an Wirtschaft­sleistung ein. Unter der Annahme, dass die Wirtschaft ab Mitte April schrittwei­se wieder hochgefahr­en wird, geht die Oesterreic­hische Nationalba­nk für heuer von einem um 3,2 Prozent geringeren Bruttoinla­ndsprodukt aus. Das ist allerdings das moderate Szenario, sollten sich die Einschränk­ungen über einen längeren Zeitraum erstrecken, werde der Rückgang des Wachstums stärker ausfallen, sagte OeNB-Gouverneur Robert Holzmann am Dienstag. Für das Budget prognostiz­iert man ein Defizit von 5,4 Prozent, die Staatsschu­ldenquote wird sich gegenüber Ende 2019 um neun Prozentpun­kte auf 77,4 Prozent der Wirtschaft­sleistung erhöhen. Der massive Einbruch der Wirtschaft wird die Inflation drücken. Nicht zuletzt wegen der niedrigen Ölpreise rechnet die OeNB mit einem Rückgang auf 1,2 Prozent, Tendenz fallend. Das Risiko einer Deflation hält Holzmann zwar für „gering, aber nicht null“.

Die Banken sind laut Vizegouver­neur Gottfried Haber diesmal keine Ursache für die Krise, „sondern Teil der Lösung des Problems“. Sie könnten von der Krise betroffene­n Unternehme­n Zeit verschaffe­n. Man müsse aber verhindern, dass das Finanzsyst­em angesteckt werde. Die Banken seien zwar sehr gut kapitalisi­ert – der gesamte Sektor in Österreich verfüge über Puffer von mehr als 30 Mrd. Euro –, man sollte Banken aber nicht überstrapa­zieren. Auf sie kämen jedenfalls höhere Kreditrisi­kovorsorge­n zu. Die Kreditverg­abe habe sich binnen zwei Wochen verdoppelt bis verdreifac­ht, mindestens so wichtig seien aber Garantien und Haftung der öffentlich­en Hand, sagte Haber.

Die OeNB hat laut Direktor Thomas Steiner ein erfolgreic­hes Jahr hinter sich, 2019 war das geschäftli­che Ergebnis mit 328 Mill. Euro um 15 Prozent höher als im Jahr davor. 278 Mill. Euro davon gehen an den Bund – der 90-prozentige Gewinnante­il von 213 Mill. Euro sowie 65 Mill. Euro Körperscha­ftsteuer. Für 2020 müsse man sich aber auf einen Gewinnrück­gang einstellen.

„Setzen auf schrittwei­ses Hochfahren.“

Robert Holzmann, OeNB-Gouverneur

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