„Fritz schwitzt“– Training in besonderen Zeiten
Der Schauspieler und Kabarettist Fritz Egger schreibt ab sofort regelmäßig im SN-Sport. Teil eins im „CoronaMehrkampf“: Lauftraining in Zeiten der Krise.
Laufen im Freien habe ich weitgehend aufgehört. Schon lange vor der Krise. Nicht zuletzt deshalb, weil immer öfter so ein junger TopJogger zu mir aufgeschlossen und mich etwas hämisch grinsend von der Seite angesprochen hatte: „Do schau, der Egger. Hob ma glei denkt, die Glotzn kenn i?! Dass du dir des in dem Alter noch antust … na, nix für ungut, is eh beachtlich … bei dem G’wicht!“Noch ehe ich leicht eingeschnappt – hat wohl was mit Schnappatmung zu tun – etwas erwidern konnte, war er schon wieder am Horizont verschwunden.
Nun hat mir aber Corona eine Alternative beschert: Indoor-Jogging! Auf einem der unzähligen zurzeit kursierenden Videos sieht man einen Mann, der in seiner Küche auf dem Boden einige Spritzer Spülmittel verteilt. Dazu gibt man einige Teile Wasser, Mischverhältnis ca. 1:10. Dann hält man sich mit beiden Händen an der Arbeitsfläche fest und beginnt, im Stand und – ganz wichtig – barfuß über den Küchenboden zu „gleiten“. Am besten geeignet als Laufuntergrund sind alle Arten von Küchenfliesen, aber auch Parkett oder Linoleum – wer das noch kennt – sind o. k. Nicht so ideal ist ein hochfloriger Teppich. Den hat in seiner Küche allerdings ohnehin nur verlegt, wer dort eigene Radieschen ziehen oder gar diese kleinen Tierchen züchten möchte, die als die Nahrungsmittel der Zukunft gelten. Sie sollen ja sehr proteinhaltig sein?! Ob sie so gesund sind wie Barfußlaufen, ist mir nicht bekannt!
Meine Frau sieht auch noch einen Zusatznutzen darin, dass nach meiner Trainingseinheit der Küchenboden blitzblank ist. Wenigstens partiell. Wer sich bei seinem Partner/seiner Partnerin noch beliebter machen will, kann die gereinigten Stellen vergrößern, indem er von Laufen auf Skaten umsteigt. (Achtung: Habe es versucht, ist ungleich anstrengender!) Man erspart sich übrigens – was ich als Kind immer gehasst habe – nach dem Barfußlaufen das Füßewaschen. Meine Zehennägel würden unter einem Tisch in einer Finca auf Ibiza niemanden stutzig machen.
Schon die alten Römer wussten: In einem gesunden Körper wohnt ein gesunder Geist. Deshalb widme ich Letzterem nun täglich meine zweite Trainingseinheit. Endlich komme ich dazu, mittels einer der nun ebenfalls zahlreich angebotenen „Zeittotschlag“-Apps mein Englisch aufzubessern. Jeden Tag eine Lesson (habe ich als Kind mindestens so gehasst wie Füßewaschen). Mittlerweile kann ich schon britische Virustester übersetzen, wenn sie Shakespeare zitieren: „Covid or not Covid, that’s the question?!“Sollte der Hausarrest noch länger dauern, fange ich vielleicht auch noch mit Latein an: „Ovid or not Ovid …“
Und weil Körper und Geist meiner bescheidenen Meinung nach nichts sind ohne die Seele, widme ich ihr abends meine dritte und letzte Disziplin. Ich laufe in den Keller und hole mir eine Flasche Rotwein. Vorrangig von jener Sorte, die man bis dato zwar manchmal in die Hand genommen, aber immer wieder zur Seite gestellt hatte – „für besondere Zeiten“!
Wann, wenn nicht jetzt, leben wir in solchen? Sie fragen sich vielleicht: Na gut, aber was hat Letzteres mit Training zu tun? Tja, ich übe mich jeden Tag darin, nicht die ganze Flasche zu trinken!
In diesem Sinne: Versuchen Sie ebenfalls weiterhin, nach Möglichkeit in Maßen zu genießen, und bleiben Sie gesund!