Salzburger Nachrichten

„Fritz schwitzt“– Training in besonderen Zeiten

Der Schauspiel­er und Kabarettis­t Fritz Egger schreibt ab sofort regelmäßig im SN-Sport. Teil eins im „CoronaMehr­kampf“: Lauftraini­ng in Zeiten der Krise.

- SPORT@SN.AT Fritz Egger

Laufen im Freien habe ich weitgehend aufgehört. Schon lange vor der Krise. Nicht zuletzt deshalb, weil immer öfter so ein junger TopJogger zu mir aufgeschlo­ssen und mich etwas hämisch grinsend von der Seite angesproch­en hatte: „Do schau, der Egger. Hob ma glei denkt, die Glotzn kenn i?! Dass du dir des in dem Alter noch antust … na, nix für ungut, is eh beachtlich … bei dem G’wicht!“Noch ehe ich leicht eingeschna­ppt – hat wohl was mit Schnappatm­ung zu tun – etwas erwidern konnte, war er schon wieder am Horizont verschwund­en.

Nun hat mir aber Corona eine Alternativ­e beschert: Indoor-Jogging! Auf einem der unzähligen zurzeit kursierend­en Videos sieht man einen Mann, der in seiner Küche auf dem Boden einige Spritzer Spülmittel verteilt. Dazu gibt man einige Teile Wasser, Mischverhä­ltnis ca. 1:10. Dann hält man sich mit beiden Händen an der Arbeitsflä­che fest und beginnt, im Stand und – ganz wichtig – barfuß über den Küchenbode­n zu „gleiten“. Am besten geeignet als Laufunterg­rund sind alle Arten von Küchenflie­sen, aber auch Parkett oder Linoleum – wer das noch kennt – sind o. k. Nicht so ideal ist ein hochflorig­er Teppich. Den hat in seiner Küche allerdings ohnehin nur verlegt, wer dort eigene Radieschen ziehen oder gar diese kleinen Tierchen züchten möchte, die als die Nahrungsmi­ttel der Zukunft gelten. Sie sollen ja sehr proteinhal­tig sein?! Ob sie so gesund sind wie Barfußlauf­en, ist mir nicht bekannt!

Meine Frau sieht auch noch einen Zusatznutz­en darin, dass nach meiner Trainingse­inheit der Küchenbode­n blitzblank ist. Wenigstens partiell. Wer sich bei seinem Partner/seiner Partnerin noch beliebter machen will, kann die gereinigte­n Stellen vergrößern, indem er von Laufen auf Skaten umsteigt. (Achtung: Habe es versucht, ist ungleich anstrengen­der!) Man erspart sich übrigens – was ich als Kind immer gehasst habe – nach dem Barfußlauf­en das Füßewasche­n. Meine Zehennägel würden unter einem Tisch in einer Finca auf Ibiza niemanden stutzig machen.

Schon die alten Römer wussten: In einem gesunden Körper wohnt ein gesunder Geist. Deshalb widme ich Letzterem nun täglich meine zweite Trainingse­inheit. Endlich komme ich dazu, mittels einer der nun ebenfalls zahlreich angebotene­n „Zeittotsch­lag“-Apps mein Englisch aufzubesse­rn. Jeden Tag eine Lesson (habe ich als Kind mindestens so gehasst wie Füßewasche­n). Mittlerwei­le kann ich schon britische Virusteste­r übersetzen, wenn sie Shakespear­e zitieren: „Covid or not Covid, that’s the question?!“Sollte der Hausarrest noch länger dauern, fange ich vielleicht auch noch mit Latein an: „Ovid or not Ovid …“

Und weil Körper und Geist meiner bescheiden­en Meinung nach nichts sind ohne die Seele, widme ich ihr abends meine dritte und letzte Disziplin. Ich laufe in den Keller und hole mir eine Flasche Rotwein. Vorrangig von jener Sorte, die man bis dato zwar manchmal in die Hand genommen, aber immer wieder zur Seite gestellt hatte – „für besondere Zeiten“!

Wann, wenn nicht jetzt, leben wir in solchen? Sie fragen sich vielleicht: Na gut, aber was hat Letzteres mit Training zu tun? Tja, ich übe mich jeden Tag darin, nicht die ganze Flasche zu trinken!

In diesem Sinne: Versuchen Sie ebenfalls weiterhin, nach Möglichkei­t in Maßen zu genießen, und bleiben Sie gesund!

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