Das Land erweitert die Quarantäne in den Tourismusorten
In Saalbach sei das Problem „hausgemacht“, sagt der Ortschef. In Zell am See schnellte die Zahl der Neuinfizierten binnen Tagen auf 71.
SALZBURG. Der Spuk ist noch lang nicht vorbei, so viel steht fest. Das Land Salzburg hat am Dienstag die Quarantänebestimmungen für Flachau, Großarl, Hüttschlag, Dorfgastein, Bad Hofgastein und Bad Gastein bis zum Ostermontag verlängert. Aber nicht nur das: Die Maßnahme wird ab sofort auf drei weitere Gemeinden im Pongau bzw. Pinzgau ausgeweitet: Altenmarkt, Zell am See und Saalbach-Hinterglemm.
Landeshauptmann Wilfried Haslauer begründet diesen Schritt damit, dass die Entwicklung an Infizierten keine andere Entscheidung zulasse. „In all diesen Gemeinden haben wir in den letzten Tagen eine dynamische Entwicklung bei der Zunahme an Fällen gehabt. Wir können nicht einfach zuschauen, wir müssen Maßnahmen treffen und entschieden vorgehen. Diese Gemeinden unterscheiden sich signifikant von anderen.“Konkret habe es in Zell am See seit dem 21. März 71 Neuerkrankungen gegeben, in Saalbach 31, in Altenmarkt 25. Die Entscheidung sei daher relativ klar gewesen, sagt Haslauer.
Für Flachau werden die Maßnahmen
sogar noch verschärft. Die Gemeinde zählt derzeit 62 bestätigte Covid-19-Fälle. „Es wird dort auch keinen Berufsverkehr mehr geben können, auch nicht für Schlüsselpersonen in Unternehmen. Ausgenommen sind Transporte für Lebensmittel, Medikamente und Heizmittel. In Flachau müssen wir die Quarantäne jetzt sehr intensiv durchziehen, da bitte ich um Verständnis“, sagt Haslauer. Betroffen ist davon auch sein Büroleiter, Michael Unterberger. Er hat die Gemeinde seit 19. März – seit die Quarantäne in Kraft gesetzt wurde – nicht verlassen. „Ich halte mich daran, Quarantäne heißt Quarantäne“, sagt der Flachauer. Die Familie sei ebenso wie er gesund – es gebe keinen Infektionsfall. „Langweilig wird mir auch nicht. Ich bin weiter im Dienst und arbeite mit den Kollegen von früh bis spät vor dem Laptop. Wir sind eng verbunden, das funktioniert gut“, schildert Unterberger. Abstimmungen mit dem Landeshauptmann gebe es per Handy oder Skype-Konferenzen. Auch das Büro des Landeshauptmanns sei auf zwei Teams aufgeteilt worden, damit es „krisensicher“sei. „Das hat sich bewährt“, sagt Unterberger.
„Ich hoffe, dass die Leute jetzt kapieren, dass es ernst ist.“
Alois Hasenauer, Bürgermeister
Die Gemeinden im Gasteiner
Tal und Großarltal bleiben ebenso bis 13. April in Quarantäne. Allerdings werden die Kontrollen der Polizei abgeändert. „Es wird stichprobenartig an Gemeindegrenzen kontrolliert und intensiver in den Gemeinden selbst“, schildert Haslauer.
Was Saalbach betrifft, so habe man die Entwicklung lang sehr gut im Griff gehabt. „In den letzten zehn Tagen hat es dann doch eine massive Trendwende gegeben. Wir können im Detail aber nicht sagen, woher die Infektionen kommen“, sagt Haslauer. Zunächst waren es in Saalbach britische Touristen, von denen einer per Zug aus Italien angereist war. Die Briten wurden daraufhin in ihren Hotelzimmern isoliert bzw. in eine eigene Unterkunft nach Piesendorf gebracht. Die Engländer sind längst abgereist. Doch Saalbach hat nun 31 positive Covid-19-Fälle. Bürgermeister Alois
Hasenauer spricht von einem hausgemachten Problem. „Weil sich gewisse Leute nicht an Maßnahmen gehalten haben.“Einige Bürger hätten gedacht, dass die Ausgangsbeschränkungen und die Reduktion von sozialen Kontakten für sie nicht gelten würden und sie das Virus ohnehin nie treffe. „In den letzten zwei bis drei Tagen gab es daher einen Anstieg an Infektionen. Und irgendwann leuchtet man eben rot auf in der Statistik“, sagt Hasenauer. Die Quarantäne bis Ostermontag werde man verkraften, weil die Wintersaison ohnehin längst beendet und der Alltag „zurückgefahren“sei. „Aber ich hoffe, dass die Leute das jetzt auch kapieren, dass das ernst gemeint ist“, sagt der Ortschef. Hat man in Saalbach vielleicht zu spät reagiert? Der Bürgermeister verneint. Die Situation sei für alle Neuland gewesen. „Wir sind von Anfang an offen damit umgegangen und haben nach Bekanntwerden des ersten Falls auch alles abgestimmt. Wir haben alles gemacht, was wir konnten. Das Bundesland hat sehr früh reagiert, indem Hotels und Skigebiete geschlossen wurden“, meint Hasenauer.
In Zell am See führt Bürgermeister Andreas Wimmreuter den Anstieg der positiven Fälle auf mehr Tests zurück. Schließlich habe es bei der Areitbahn einen eigenen Drive-in für Abstriche gegeben. „Mir ist kein anderer Auslöser für den Anstieg bekannt.“Die Quarantäne für die Stadtgemeinde unterstütze er zu 100 Prozent, sagt Wimmreuter. „Es geht in erster Linie um den Schutz der Bevölkerung. Diese Maßnahme ist einfach erforderlich.“Mit 13. März habe es die ersten beiden Erkrankten in Zell am See gegeben. „Diese Personen sind schon wieder gesund.“
In Altenmarkt sagt Bürgermeister Rupert Winter, dass ihn die vorliegenden Zahlen am Dienstag überzeugt hätten, „dass es sich bei uns halt doch schneller ausbreitet als in anderen Gemeinden“. Er nehme die Quarantänemaßnahme zur Kenntnis – „die Gesundheit geht vor“, sagt Winter. Schwierig werde es für die Betriebe im Ort, weil viele zu Baustellen auspendelten. „Aber auch im Ort haben wir Baustellen, die jetzt dann stehen.“Warum Altenmarkt nun stärker betroffen ist als andere Orte, kann auch der Ortschef nicht nachvollziehen. „Der erste Fall war eine Person, die sich die Infektion selbst nicht erklären kann.“