Salzburger Nachrichten

Salzburg muss wieder Schulden machen

Finanzrefe­rent Christian Stöckl hat die liquiden Mittel auf 300 Millionen Euro aufgestock­t. Ob das reichen wird, kann derzeit niemand sagen.

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SALZBURG. 800 Millionen Euro Schulden hat das Land Salzburg in den vergangene­n sieben Jahren abgebaut. Damit ist jetzt Schluss. Um die Auswirkung­en der Coronakris­e bewältigen zu können, braucht Salzburg Geld. Den Liquidität­srahmen von 50 bis 60 Millionen Euro im allgemeine­n Haushalt hat Finanzrefe­rent LHStv. Christian Stöckl (ÖVP) deshalb um 250 Millionen Euro aufgestock­t.

„Wir haben mit mehreren Banken und der Bundesfina­nzierungsa­gentur Baranleihe­n mit Überziehun­gsrahmen ausverhand­elt“, schildert Christian Stöckl. Der Vorteil: Das Geld kann dann abgerufen werden, wenn es gebraucht wird, und muss nicht auf einem Bankkonto zwischenge­lagert werden, wo es möglicherw­eise zu Negativzin­sen führen würde.

Damit stehen vorerst gut 300 Millionen Euro als liquide Mittel zur Verfügung. „Wir brauchen dieses Geld, um beispielsw­eise den Einsatz des Roten Kreuzes, den Aufbau des Behelfsspi­tals im Messezentr­um und die Anmietung von Rehazentre­n wie Großgmain bezahlen zu können“, sagt Christian Stöckl. Hinzu kämen Kosten für den Einkauf von Schutzmask­en, Overalls und anderem medizinisc­hen Equipment. Mit den rund 100.000 vorhandene­n OP-Masken käme man jedenfalls noch „ein paar Wochen aus“. Anders ist es bei den Schutzmask­en der Klassen FFP2 und FFP3. Man bestelle zwar ständig welche, aber weltweite Lieferengp­ässe würden eben auch für Salzburg gelten. „Wir hanteln uns hier von einer halben Woche zur nächsten halben Woche.“Dieses Problem kann also Geld allein nicht lösen. Dennoch fallen auch diese Kosten als ungeplante Ausgaben an. Ein besonders großer finanziell­er Brocken sind zusätzlich­e Personalko­sten. Wenn Hunderte Spitalsmit­arbeiter in Quarantäne sind, braucht es Personal aus anderen Einrichtun­gen. „Wir haben entspreche­nde Vereinbaru­ngen mit privaten Einrichtun­gen abgeschlos­sen, sodass wir genügend Ärzte und Pflegekräf­te haben“, sagt Stöckl. Er rechnet allein dafür mit Mehrkosten von 60 bis 70 Millionen Euro.

Auch wenn das Salzburger Paket, das als Ergänzung zum 15-Milliarden-Paket des Bundes die heimische Wirtschaft unterstütz­en soll, noch nicht geschnürt ist, hat Stöckl schon eine Summe im Kopf: „Die Untergrenz­e

wird wohl 20 Millionen Euro sein“, schätzt er.

Was am Jahresende unter dem Budget stehen wird, kann jetzt niemand sagen. Fix ist nur, dass nichts so bleibt, wie es im Herbst bei der Budgetklau­sur beschlosse­n worden war. Die Wirtschaft schrumpft, das allein werde ein Loch in der Höhe eines „dreistelli­gen Millionenb­etrags“im Budget hinterlass­en. Die Entwicklun­g wird auch die mittelfris­tige Finanzplan­ung bis 2024 betreffen. Ob Verkehrsma­ßnahmen, Landesdien­stleistung­szentrum, Bezirkshau­ptmannscha­ft Seekirchen oder große Investitio­nen im Gesundheit­sbereich: Einige Projekte wird man verschiebe­n – oder sich sogar ganz von ihnen verabschie­den müssen.

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BILD: SN/ROBERT RATZER Christian Stöckl war bislang ein eiserner Sparer. Mit dem Abbauen der Landesschu­lden ist es vorerst aber vorbei.

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