Motorradtouren sollten abgesagt werden
Verkehrsexperten, Polizei und Mediziner einig: Der Beginn der Motorradsaison darf nicht zur Belastung für Spitäler werden.
Die Temperaturen steigen, die Sonne wird am kommenden Wochenende in Österreich vielerorts Dauergast sein. Für die Motorradfahrer beginnt nun die Saison: Erste Ausfahrten und Tagestouren stehen auf dem Programm. Laut Verkehrsclub Österreich gibt es in Österreich 540.000 Motorräder. Sieben Prozent der Besitzer sind mehrmals pro Woche mit dem motorisierten Zweirad unterwegs. Das ergibt eine Zahl von 37.800 regelmäßig aktiven Bikern.
In Zeiten der Coronakrise könnte diese Art der Freizeitbeschäftigung allerdings zum Problem werden, befürchten sowohl Polizei als auch Krankenhäuser als auch ÖAMTC. Sandra Schmid vom Autofahrerclub warnt: „Gerade am Anfang der Saison fehlt die Routine, außerdem sind manche Straßen noch nicht vom Streusplitt geräumt.“Das Risiko,
zu verunglücken, ist somit erhöht. „Wir raten allen Bikern, von Touren abzusehen.“Deutlicher formuliert es Jutta Oberweger von der Oberösterreichischen Gesundheitsholding: „Touren mit dem Motorrad sind im Moment zu unterlassen, denn bei Unfällen ist die Gefahr einer intensivmedizinischen Betreuung zu groß.“Es gebe zwar freie Kapazitäten bei Intensivbetten. „Doch diese brauchen wir für Covid-19-Patienten“, betont Oberweger. Jürgen Kleinrath, Unfallchirurg aus dem Pyhrn-Eisenwurzen-Klinikum in Kirchdorf, ergänzt: „Jetzt ist auch nicht die Zeit für Ski-, Wanderoder Radtouren.“
Es sind allerdings nicht nur Appelle, die Motorradfahrer von ausgedehnten Ausflügen abhalten sollten. „Man muss bei einer Kontrolle glaubhaft nachweisen können, dass eine Dringlichkeit besteht“, sagt Markus Lamb von der Landespolizeidirektion Steiermark. Konkret:
„Wenn jemand den ganzen Tag aus reinem Vergnügen unterwegs ist, stellt sich schon die Frage, ob es sich nicht um eine Verwaltungsübertretung handelt.“Schwerpunktkontrollen seien in der Steiermark, wo es mit dem Gebiet um Mariazell, dem Gaberl oder auch der Soboth sehr beliebte Motorradstrecken gibt, vorerst aber nicht geplant. Im Fall einer Polizeikontrolle werde viel davon abhängen, ob sich der Angehaltene einsichtig zeige. „Über allem steht in Coronazeiten der Gedanke: Ist das, was ich tue, unbedingt notwendig?“, sagt Polizeisprecher Markus Lamb. „Langsam sollte jeder begriffen haben, worum es geht.“Johann Baumschlager von der Landespolizeidirektion Niederösterreich will auch die Autofahrer in die Pflicht nehmen: „Einige glauben, dass sie jetzt so richtig Gas geben können, weil weniger los ist auf den Straßen.“Deshalb sei das auch statistisch nicht zu erfassen. Es sei dennoch verstärkt zu bemerken, dass Lenker aufs Tempo drückten, weil oftmals freie Fahrt herrsche. Baumschlagers Kollege Markus Lamb aus der Steiermark bestätigt diesen Eindruck: „Die Übertretungen gehen zurück. Aber subjektiv gesehen muss ich sagen: Einige fahren schon extrem schnell.“