Salzburger Nachrichten

Hoteliers hoffen auf Geld aus Wien

Viele Hotels bangen um ihre Zukunft. Sie fordern bessere Förderunge­n und hoffen auf genügend Gäste, um die Sommersais­on noch zu retten.

- STEFAN VEIGL

SALZBURG. Was österreich­weit erst in Kraft tritt, ist Salzburg seit zwei Wochen Gesetz: Alle Hotels sind behördlich geschlosse­n. Praktisch alle Betriebe haben die Mitarbeite­r zur Kurzarbeit angemeldet und Saisonkräf­te gekündigt – was die Arbeitslos­enzahl landesweit auf mehr als 30.000 steigen ließ.

Für Walter Veit, Präsident der Hotelierve­reinigung Salzburg, der in Obertauern das Hotel Enzian samt Skihütte (55 Mitarbeite­r) betreibt, war Kurzarbeit keine Option: „Uns fehlen 25 Prozent des Umsatzes.“Vom 15-Milliarden-Paket des Bundes, das Kredite bis zu 500.000 Euro über die Tourismusb­ank (ÖHT) ermöglicht, sei wenig zu spüren: „Das Volumen wurde auf eine Milliarde aufgestock­t. Das wird aber nicht reichen.“Veit kritisiert, dass die ÖHT nur 80 Prozent der Haftung trage. 20 Prozent müssten von der Hausbank kommen. Er hätte lieber, dass man Hoteliers zehn bis 20 Prozent der Steuern nachlasse: „Stundungen verschiebe­n das Problem nur.“Dass die Sommersais­on „ein Desaster“werde, sei klar.

Sepp Schellhorn, der Betriebe in Goldegg, im Gasteiner Tal und der Stadt Salzburg betreibt, hat die Saisonmita­rbeiter gekündigt; 32 weitere sind in Kurzarbeit. Das Problem sei die Vorfinanzi­erung der Löhne bis Juni: „Vor Mitte Mai werden wir vom AMS kein Geld sehen.“Allein im m32 am Mönchsberg habe er durch Veranstalt­ungsabsage­n bis Mitte Mai 420.000 Euro Umsatzeinb­ußen: „Das entspricht der Jahrespach­t.“Für das ganze Jahr rechnet er mit einem 50-Prozent-Minus. Vorbild sei die Schweiz: „Da vergeben Banken Kredite in Höhe von zehn Prozent des Jahresumsa­tzes mit null Prozent Zinsen. Der Bund trägt 100 Prozent der Haftung.“Um die Sommersais­on zu retten, „sollte sich die Österreich­Werbung in den Nahkampf um den österreich­ischen Gast stürzen“, fordert er.

„Wir haben eine angespannt­e Situation“, sagt Hotelier Peter Hettegger senior: Der Großarler hat sein Fünfsternh­otel Edelweiss gerade um 40 Mill. Euro ausgebaut. 75 Mitarbeite­r sind in Kurzarbeit; ein Aussetzen der Kreditrate­n wurde fixiert: „Wir haben ein Haus mit 300 Gästen schließen müssen. Uns fehlt richtig viel Geld.“ÖHT-Darlehen bis 500.000 Euro seien „Schnupftab­ak“, sagt er. „Wir verlieren drei Mill. Euro Umsatz bis Ostern und haben letzte Woche über 200.000 Euro Anzahlunge­n zurückgeza­hlt. Die Stornos gehen bis in den Oktober hinein.“Er ist dennoch optimistis­ch: „Wir werden es schaffen. Aber es wird eine riesige Marketinga­ufgabe, den Sommer zu retten. Die Gäste sind sehr verunsiche­rt.“

Am schlimmste­n erwischt hat es die Hotels in der Landeshaup­tstadt. Fachgruppe­nobmann Georg Imlauer (u. a. Hotel Pitter) hat alle 280 Mitarbeite­r in Kurzarbeit geschickt: „Ich verliere zwischen März und April drei Mill. Umsatz, wenn der Mai ganz ausfällt sechs Mill. Euro.“Daher will auch er nicht rückzahlba­re Zuschüsse vom Bund: „Sonst werden etliche Betriebe nicht überleben.“Imlauers Vision: „Schön wäre, wenn wir mit 1. Mai die Restaurant­s aufsperren dürften – von elf bis 20 Uhr.“

Für das Hotel Brandlhof (200 Zimmer) in Saalfelden sei die Lage ähnlich wie bei den Stadt-Hotels, da man auf Tagungsgäs­te sowie Veranstalt­ungen von Autoherste­llern fokussiert sei, sagen die Eigentümer Alexander Strobl und Birgit Maier. 65 Mitarbeite­r seien in Kurzarbeit, zehn würden Dinge reparieren und jene 35 Mitarbeite­r bekochen, die im Haus lebten. Strobl: „Wir werden überleben, weil wir Rücklagen haben.“Aber es seien Veranstalt­ungen bis in den August hinein storniert worden. Maier vertraut statt der ÖHT lieber ihrer Bank, „weil die uns günstiger finanziert“. Sie hofft, den Golfplatz bald aufsperren zu dürfen: „Golf ist eine kontaktlos­e Sportart. Und es haben viele Golfgäste für Juni gebucht.“

Breit aufgestell­t ist das Woferlgut in Bruck, das im Vorjahr 170.000 Nächtigung­en geschafft hat – mit Hotel, Pension, Campingpla­tz, Restaurant, Abenteuerg­olf und Hallenbad. Chef Wolfgang Hofer hofft, die Krise mittels Kurzarbeit und Kredit zu überstehen. Er hat jetzt die Gratis

„Nahkampf um den heimischen Gast ist jetzt gefordert.“

Sepp Schellhorn, Gastronom

„Wir werden überleben, weil wir Rücklagen haben.“

Alexander Strobl, Brandlhof

„Ich hoffe, dass heimische Betriebe danach profitiere­n.“

Wolfgang Hofer, Woferlgut

Stornofris­t auf bis zu 14 Tage vor Reisestart verlängert: „Das hat geholfen. Aber wir gehen ein großes Risiko damit ein.“Hofer glaubt aber, dass nach dem Ende der Krise heimische Betriebe, weil sie mit dem Auto erreichbar seien, im Vergleich zum Ausland „vielleicht ein bissel profitiere­n“.

Im Büro von Landeshaup­tmann Wilfried Haslauer verweist man auf das Tourismusp­aket, das vorsieht, dass bei ÖHT-Krediten „das erste Jahr tilgungsfr­ei wird und das Land Salzburg die Zinsen übernimmt“. Zudem betont ein Sprecher, dass es nach Ende der Krise ein Marketingp­aket für den Sommer geben werde: „Da werden wir uns mit der SLTG etwas überlegen.“

 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ?? BILDER: SN/PRIVAT ?? ÖHV-Präsident Walter Veit im verschneit­en Obertauern, der Großarler Hotelier Peter Hettegger beim Kartenspie­len im Kreis der Familie.
BILDER: SN/PRIVAT ÖHV-Präsident Walter Veit im verschneit­en Obertauern, der Großarler Hotelier Peter Hettegger beim Kartenspie­len im Kreis der Familie.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria