Hoteliers hoffen auf Geld aus Wien
Viele Hotels bangen um ihre Zukunft. Sie fordern bessere Förderungen und hoffen auf genügend Gäste, um die Sommersaison noch zu retten.
SALZBURG. Was österreichweit erst in Kraft tritt, ist Salzburg seit zwei Wochen Gesetz: Alle Hotels sind behördlich geschlossen. Praktisch alle Betriebe haben die Mitarbeiter zur Kurzarbeit angemeldet und Saisonkräfte gekündigt – was die Arbeitslosenzahl landesweit auf mehr als 30.000 steigen ließ.
Für Walter Veit, Präsident der Hoteliervereinigung Salzburg, der in Obertauern das Hotel Enzian samt Skihütte (55 Mitarbeiter) betreibt, war Kurzarbeit keine Option: „Uns fehlen 25 Prozent des Umsatzes.“Vom 15-Milliarden-Paket des Bundes, das Kredite bis zu 500.000 Euro über die Tourismusbank (ÖHT) ermöglicht, sei wenig zu spüren: „Das Volumen wurde auf eine Milliarde aufgestockt. Das wird aber nicht reichen.“Veit kritisiert, dass die ÖHT nur 80 Prozent der Haftung trage. 20 Prozent müssten von der Hausbank kommen. Er hätte lieber, dass man Hoteliers zehn bis 20 Prozent der Steuern nachlasse: „Stundungen verschieben das Problem nur.“Dass die Sommersaison „ein Desaster“werde, sei klar.
Sepp Schellhorn, der Betriebe in Goldegg, im Gasteiner Tal und der Stadt Salzburg betreibt, hat die Saisonmitarbeiter gekündigt; 32 weitere sind in Kurzarbeit. Das Problem sei die Vorfinanzierung der Löhne bis Juni: „Vor Mitte Mai werden wir vom AMS kein Geld sehen.“Allein im m32 am Mönchsberg habe er durch Veranstaltungsabsagen bis Mitte Mai 420.000 Euro Umsatzeinbußen: „Das entspricht der Jahrespacht.“Für das ganze Jahr rechnet er mit einem 50-Prozent-Minus. Vorbild sei die Schweiz: „Da vergeben Banken Kredite in Höhe von zehn Prozent des Jahresumsatzes mit null Prozent Zinsen. Der Bund trägt 100 Prozent der Haftung.“Um die Sommersaison zu retten, „sollte sich die ÖsterreichWerbung in den Nahkampf um den österreichischen Gast stürzen“, fordert er.
„Wir haben eine angespannte Situation“, sagt Hotelier Peter Hettegger senior: Der Großarler hat sein Fünfsternhotel Edelweiss gerade um 40 Mill. Euro ausgebaut. 75 Mitarbeiter sind in Kurzarbeit; ein Aussetzen der Kreditraten wurde fixiert: „Wir haben ein Haus mit 300 Gästen schließen müssen. Uns fehlt richtig viel Geld.“ÖHT-Darlehen bis 500.000 Euro seien „Schnupftabak“, sagt er. „Wir verlieren drei Mill. Euro Umsatz bis Ostern und haben letzte Woche über 200.000 Euro Anzahlungen zurückgezahlt. Die Stornos gehen bis in den Oktober hinein.“Er ist dennoch optimistisch: „Wir werden es schaffen. Aber es wird eine riesige Marketingaufgabe, den Sommer zu retten. Die Gäste sind sehr verunsichert.“
Am schlimmsten erwischt hat es die Hotels in der Landeshauptstadt. Fachgruppenobmann Georg Imlauer (u. a. Hotel Pitter) hat alle 280 Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt: „Ich verliere zwischen März und April drei Mill. Umsatz, wenn der Mai ganz ausfällt sechs Mill. Euro.“Daher will auch er nicht rückzahlbare Zuschüsse vom Bund: „Sonst werden etliche Betriebe nicht überleben.“Imlauers Vision: „Schön wäre, wenn wir mit 1. Mai die Restaurants aufsperren dürften – von elf bis 20 Uhr.“
Für das Hotel Brandlhof (200 Zimmer) in Saalfelden sei die Lage ähnlich wie bei den Stadt-Hotels, da man auf Tagungsgäste sowie Veranstaltungen von Autoherstellern fokussiert sei, sagen die Eigentümer Alexander Strobl und Birgit Maier. 65 Mitarbeiter seien in Kurzarbeit, zehn würden Dinge reparieren und jene 35 Mitarbeiter bekochen, die im Haus lebten. Strobl: „Wir werden überleben, weil wir Rücklagen haben.“Aber es seien Veranstaltungen bis in den August hinein storniert worden. Maier vertraut statt der ÖHT lieber ihrer Bank, „weil die uns günstiger finanziert“. Sie hofft, den Golfplatz bald aufsperren zu dürfen: „Golf ist eine kontaktlose Sportart. Und es haben viele Golfgäste für Juni gebucht.“
Breit aufgestellt ist das Woferlgut in Bruck, das im Vorjahr 170.000 Nächtigungen geschafft hat – mit Hotel, Pension, Campingplatz, Restaurant, Abenteuergolf und Hallenbad. Chef Wolfgang Hofer hofft, die Krise mittels Kurzarbeit und Kredit zu überstehen. Er hat jetzt die Gratis
„Nahkampf um den heimischen Gast ist jetzt gefordert.“
Sepp Schellhorn, Gastronom
„Wir werden überleben, weil wir Rücklagen haben.“
Alexander Strobl, Brandlhof
„Ich hoffe, dass heimische Betriebe danach profitieren.“
Wolfgang Hofer, Woferlgut
Stornofrist auf bis zu 14 Tage vor Reisestart verlängert: „Das hat geholfen. Aber wir gehen ein großes Risiko damit ein.“Hofer glaubt aber, dass nach dem Ende der Krise heimische Betriebe, weil sie mit dem Auto erreichbar seien, im Vergleich zum Ausland „vielleicht ein bissel profitieren“.
Im Büro von Landeshauptmann Wilfried Haslauer verweist man auf das Tourismuspaket, das vorsieht, dass bei ÖHT-Krediten „das erste Jahr tilgungsfrei wird und das Land Salzburg die Zinsen übernimmt“. Zudem betont ein Sprecher, dass es nach Ende der Krise ein Marketingpaket für den Sommer geben werde: „Da werden wir uns mit der SLTG etwas überlegen.“