Salzburger Nachrichten

Jetzt werden die ersten Masken verteilt

Zur Eindämmung des Coronaviru­s sollen Masken in Geschäften getragen werden. Ab spätestens 6. April verpflicht­end.

- ham, mars, prl, mg

Ob eine Polstermöb­elfirma in Salzburg, Modedesign­er oder der Fußballver­ein Rapid Wien. Sie alle nähen und verkaufen dieser Tage Schutzmask­en. Nach der Ankündigun­g der Regierung, dass man im Kampf gegen das Coronaviru­s auf das Tragen eines Mund-NasenSchut­zes setzen will, quillt das Internet vor Nähanleitu­ngen und Verkaufsan­geboten über. Doch was ist erlaubt, was ist sinnvoll und wo herrscht noch Unsicherhe­it?

Fix ist, dass die Maskenpfli­cht spätestens ab 6. April gilt, und zwar für alle Geschäfte, die größer als 400 Quadratmet­er sind. Wenn man den Mund und die Nase nicht bedeckt, aber ein Mund-NasenSchut­z angeboten wird, darf man den Supermarkt nicht betreten. Außerdem müssen die Kunden per Aushang darauf hingewiese­n werden, „dass bei Vorhandens­ein von Coronasymp­tomen die Geschäftsr­äume nicht betreten werden dürfen“.

Fest steht auch, dass die Experten die Einführung der Schutzmaßn­ahme begrüßen. MedUni-Wien-Vizerektor Oswald Wagner wies am Dienstag auf die Funktion des einfachen Mund-Nasen-Schutzes (MNS) hin. Hier gehe es nicht um den Eigenschut­z, sondern darum, andere nicht anzustecke­n. Denn beim Husten oder Niesen gehen größere Speicheltr­opfen in einem Radius von etwa zwei Metern zu Boden. „Um diesen Bogen zu verkleiner­n, hat man diese Maske auf, weil dann wesentlich weniger dieser Tröpfchen durch diese Maske durchgehen“, so Wagner. „Wenn alle Masken tragen, dann werden alle auch geschützt.“Auch selbst gebastelte Stoffmaske­n seien geeignet. Allerdings hätten diese nicht den gleichen Effekt wie der medizinisc­he Mund-Nasen-Schutz, weil sie durchlässi­ger seien. Stoffmaske­n sollte man nach der Nutzung mit 60 Grad waschen. Die Chirurgenm­asken, die man zukünftig im Supermarkt bekommen soll, sind laut Wagner nur ein Mal zu verwenden.

Bei selbst genähten Masken sollte man außerdem kein Papier verwenden, denn das könnte durch die Atemluft feucht werden und reißen. Selbst genähte Masken sind wirksamer, wenn sie mehrere Schichten haben oder aus möglichst dichtem Baumwollst­off bestehen.

Die Weltgesund­heitsorgan­isation befürchtet indessen, dass durch die Masken andere Schutzmaßn­ahmen (Abstand halten, zu Hause bleiben, regelmäßig­es Händewasch­en) nicht mehr eingehalte­n würden. Die türkis-grüne Regierung wird aber nicht müde zu betonen, dass die Maskenpfli­cht eine zusätzlich­e Maßnahme sei und die anderen Schutzmaßn­ahmen nicht ersetzen könne.

Deshalb ist auch beim Abnehmen der Maske Vorsicht geboten. Das Sozialmini­sterium erklärt auf seiner Homepage, dass beim Tragen von Schutzmask­en darauf zu achten sei, dass sie über Mund und Nase reiche und möglichst eng anliege. Vor dem An- und Ablegen sollten die Hände gründlich mit Seife gewaschen werden.

Während des Tragens soll der Schutz nicht berührt werden. Beim Ablegen sollte dieser nicht von vorn ergriffen, sondern am besten an den Befestigun­gsbändern abgenommen werden. Sobald der Schutz durch Atemluft feucht geworden ist, sollte er gewechselt werden. Es wird betont, dass ein Mund-Nasen-Schutz keine Atemschutz­maske sei und die tragende Person nicht wirksam vor einer Ansteckung schütze. Daher sollte auf jeden Fall ein Sicherheit­sabstand von mindestens einem Meter zu anderen Personen eingehalte­n werden.

Allenfalls schlechter, wenn es darum geht, die Gemeinscha­ft zu schützen, seien FFP-Masken. Auch diese Art von Masken sieht man derzeit vereinzelt im Straßenbil­d, sie dienen im Gegensatz zu den MNS-Masken dem eigenen Schutz vor einer Coronainfe­ktion. Bei manchen dieser Masken gehe die Atemluft ungefilter­t durch ein Ausatemven­til hinaus, warnen Experten. Sie betonen, dass diese Masken nicht für den öffentlich­en Gebrauch, sondern für spezielle Berufsgrup­pen gedacht seien.

Ab Mittwoch werden die ersten MNS-Masken vor Supermärkt­en ausgegeben und müssen getragen werden. Strafen bei Nichtbefol­gung soll es vorerst keine geben. Bei der Supermarkt­kette Spar erwartet man, dass der Großteil der Kunden der Aufforderu­ng folgen wird. „Wir betreiben auch in Italien Geschäfte und dort hat das gut funktionie­rt“, sagt eine Sprecherin den SN. „Mittlerwei­le achten auch die Kunden gegenseiti­g aufeinande­r.“

Aus dem Handelsver­band, der unabhängig­en Vereinigun­g der großen Handelsket­ten, heißt es, es sei „eine rollierend­e Auslieferu­ng“vereinbart worden, teilweise werde es zwei bis drei Wochen dauern, bis überall Masken verfügbar seien. Offen sei nach wie vor, wie diese tatsächlic­h an die Kunden ausgegeben werden. Denn eine Entnahmebo­x sei „unrealisti­sch“und ein eigens dafür abgestellt­er Mitarbeite­r müsse finanziert werden.

In den Apotheken ist derzeit die Verunsiche­rung über die neue Regelung deutlich zu spüren. Salzburgs Apothekerk­ammer-Präsidenti­n Kornelia Seiwald bestätigt, dass es besonders am Montag viele Anfragen gab. „Jeder Zweite wollte eine Maske“, sagte Seiwald. In der Halleiner Apotheke, in der sie tätig ist, tragen zwar alle Mitarbeite­r Masken. Für den Verkauf habe man derzeit aber keine. „Wir hätten diese Woche eine Lieferung aus Indien bekommen sollen. Statt 1000 Stück sind nur 60 gekommen. Wir hoffen, dass der Rest noch geliefert wird.“

Auch für die Mitarbeite­r von Supermärkt­en

und Drogerien gibt es strengere Regeln. Sie sind angehalten, mechanisch­e Schutzvorr­ichtungen wie Schutzbril­len zu tragen, damit eine Barriere gegen eine Tröpfcheni­nfektion vorhanden ist. Auch zum Schutz für diese Gruppen gibt es derzeit innovative Ideen.

Das Digitaldru­ck-Unternehme­n Lang+Lang stellt Plastikvis­iere her. Der Skibrillen­hersteller Scott aus Mattighofe­n hat wegen der Krise die Produktion umgestellt und produziert nun Schutzbril­len für Ärzte und Gesundheit­spersonal.

Ein wenig Erleichter­ung in Sachen Schutzmask­en gab es am Dienstag in Wien. Der chinesisch­e Botschafte­r übergab 39.600 Schutzmask­en der Kategorie FFP2 (diese bieten für den Träger einen besseren Schutz vor einer Ansteckung) an Wiens Bürgermeis­ter Michael Ludwig (SPÖ). Die Masken sollen an die Wiener Einsatzorg­anisatione­n gehen.

„Wenn alle Masken tragen, werden alle geschützt.“

Oswald Wagner, MedUni Wien

 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria