Nach Ostern fährt das Land langsam hoch
Die Regierung appelliert gleichzeitig im Kampf gegen Corona an die Bevölkerung.
Die Sonne scheint, der Lagerkoller schleicht sich langsam ein und Ostern rückt immer näher. Viele haben nach Wochen der Einschränkungen durch die Coronapandemie das Bedürfnis, zur Normalität zurückzukehren. Doch die Regierung appelliert an die Bevölkerung, noch durchzuhalten. „Feiern Sie nicht gemeinsam mit der Familie, bleiben Sie zusammen mit den Menschen, mit denen Sie zusammenwohnen. Nur so können wir den Plan für das Wiederhochfahren schaffen“, sagte Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP), als die türkis-grüne Regierung ihren Plan zur schrittweisen Öffnung von Wirtschaft und Gesellschaft vorlegte. Bis Ende April, und damit über Ostern hinaus, bleiben die strengen Ausgangsbeschränkungen demnach bestehen. Da sich die Zahl der Neuinfizierten zuletzt stabilisiert hat, können aber die ersten Geschäfte ab dem 14. April unter strengen Auflagen wieder öffnen. Danach sollen weitere Maßnahmen, etwa in der Schule, gelockert werden. Doch das wird nur langsam passieren. „Die Kunst wird es sein, dass man richtig abwägen muss, was die nächsten Schritte sind“, sagte Vizekanzler Werner Kogler (Grüne). „Wir haben immer die Möglichkeit, die Notbremse zu ziehen. Grundsätzlich haben wir einen Plan für die nächsten vier Wochen. Alles andere folgt danach“, so Kanzler Kurz.
Hinter Plexiglasscheiben präsentierten Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP), Vizekanzler Werner Kogler (Grüne), Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) und Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) den Plan für die schrittweise Rückkehr in eine „neue Normalität“(Kanzler Kurz) in Zeiten der Coronapandemie. Nachdem durch die strengen Maßnahmen die Steigerungsrate bei den Neuinfektionen gedrückt werden konnte, erklärte die Regierung, wie es nach vier Wochen Ausgangsbeschränkung weitergehen soll.
Ostern
Trotz positiver Entwicklungen bei den Zahlen der Coronaerkrankten wird es heuer keine normale Osterwoche werden. Laut Regierung soll es keine Ausflüge und vor allem keine Familienfeiern geben. Kanzler Kurz und Gesundheitsminister Anschober appellierten an die Bevölkerung, keine privaten Feiern zu veranstalten. „Die Osterwoche wird entscheidend sein, ob die schrittweise Auferstehung nach Ostern passieren kann“, so Kurz. „Nur durch die Einhaltung der Maßnahmen können wir Spielraum für die Öffnung der Geschäfte schaffen“, sagte Anschober. Der „Ostererlass“, der am Wochenende Verwirrung ausgelöst hatte, weil einige darin die Möglichkeit sahen, kleine private Feiern veranstalten zu können, sei obsolet. Auch in der Osterwoche darf man das Haus nur aus vier Gründen verlassen: einkaufen, zur Arbeit gehen, anderen Menschen helfen und Luft schnappen.
Mitte April
Am 14. April sollen schließlich die ersten Geschäfte öffnen. Das betrifft zunächst kleine Geschäfte und Handwerkbetriebe sowie Bauund
Gartenmärkte. Die Öffnung erfolgt unter folgenden Auflagen: Die Geschäfte dürfen nicht über 400 Quadratmeter Verkaufsfläche haben und pro 20 Quadratmeter darf nur ein Kunde im Geschäft sein. Eingangskontrollen sollen das sicherstellen. Außerdem müssen Kunden und Mitarbeiter einen Mund-Nasen-Schutz tragen. Auch in den Öffis wird es ab dem 14. April eine Verpflichtung geben, Mund und Nase zu bedecken. Dafür kann notfalls auch ein Schal verwendet werden. Am Arbeitsplatz sollen Arbeitgeber und Arbeitnehmer gemeinsam über das Tragen von Masken entscheiden.
Die zuvor genannten Ausgangsbeschränkungen bleiben vorerst bis Ende April bestehen. Ende April wird die Regierung auch entscheiden, bis wann Theater und Sportanlagen geschlossen bleiben müssen. Voraussetzung für diese Entscheidungen seien immer die Entwicklungen bei der Ausbreitung der Krankheit, betonte die Regierung.
Mai
Angekündigt wurde am Montag bereits, dass ab 1. Mai alle Geschäfte für den Verkauf von Waren sowie Friseurgeschäfte unter strengen Auflagen öffnen dürfen. Auch hier wird eine Maskenpflicht gelten. Details dazu sollen bald folgen. Wenn sich die Coronasituation in Österreich weiter entspannt, ist auch eine schrittweise Öffnung der Gastronomie und Hotellerie ab Mitte Mai möglich. Im Dienstleistungsbereich könnte es dann ebenfalls erste Lockerungen geben.
Die Maßnahmen in der Schule bleiben vorerst bis Mitte Mai aufrecht. Wie es danach weitergeht, wird bis Ende April geprüft. Früher in die Schule dürfen die Maturanten. „Die Matura kann unter strengen Auflagen durchgeführt werden
und Maturanten werden ab Anfang Mai wieder in die Schule zurückkehren“, heißt es im Regierungsplan. Selbiges gilt auch für Lehrabschlussprüfungen. Auch dazu werden die Details bald vorgestellt.
Zukunft
Offen ließ die Regierung, wie es in Richtung Sommer weitergehen wird. Fix ist, dass öffentliche Sportoder andere Veranstaltungen bis Ende Juni untersagt sind. Die weiteren Schritte will man in ständiger Abstimmung mit den Experten beraten. Fernreisen im Sommer seien aus heutiger Sicht aber eher unrealistisch. „Die Reisefreiheit, wie wir sie kennen, gibt es nicht und das wird auch so bleiben, bis es einen Impfstoff gibt“, sagte Kurz. Auf EUEbene arbeite man aber an einer Wiederherstellung der Reisefreiheit innerhalb der Union.
Die Regierung will außerdem weiter auf die möglichst schnelle Testung von Verdachtsfällen und die Isolation von Infizierten setzen sowie auf die Corona-App des Roten Kreuzes. Die Anwendung bleibt freiwillig. Die Regierung betonte außerdem, dass im Falle einer Verschlechterung der Coronasituation auch wieder schärfere Maßnahmen kommen könnten.