Erste Hoffnung und Tage der Bewährung
Die nächsten Tage und Wochen werden zeigen, ob wir reif für den Weg zurück in ein normales Leben sind oder nicht.
Österreich darf kein zweites Singapur werden. Dort hatte die diktatorische Regierung mit strengen Maßnahmen (Zwangs-App, Fiebermessungen für alle auf Flughäfen bereits im Jänner, Suchtrupps nach Kontaktpersonen von Infizierten) das Virus erfolgreich an der Ausbreitung gehindert. Alle freuten sich darüber. Und wurden leichtsinnig. Nach der ersten Welle der Öffnung kam Corona zurück. Stärker und brutaler als zuvor.
Dasselbe steht uns ins Haus, wenn wir das zarte Pflänzchen der Freiheit, das uns die Regierung in Aussicht stellt, als Freibrief für zügellose Gelage auffassen. Wenn wir auf die bisherigen und weiterhin geltenden Einschränkungen im wahrsten Sinn des Wortes husten. Wenn wir im Überschwang des Frühlings und der bevorstehenden Osterfeiertage alle Verhaltensregeln vergessen.
Die Karwoche bedeutet in der christlichen Welt übersetzt Kummer, Klage und Sorge. Sie wird deshalb auch die „stille Woche “genannt. Wir tun uns in den nächsten Tagen der staatlich auferlegten Zurückhaltung wahrscheinlich leichter, wenn wir die Osterzeit diesmal nicht als bloße konsumorientierte Mega-Fete begreifen, sondern als das, was es für viele war und ist: ein großes religiöses Fest, das zeigt, wie nahe Freude und Trauer beieinanderliegen können.
Es wird also an uns und unserem Verhalten in den nächsten Tagen und Wochen liegen, ob wir in der Spur zurück in ein normales Leben bleiben oder ob es heißt: zurück an den Start.
Es wird an uns und unserem Verhalten liegen, ob Zigtausende Unternehmer und ihre Mitarbeiter wieder schrittweise aufsperren dürfen und damit ihr wirtschaftliches Überleben absichern können.
Es wird an uns und unserem Verhalten liegen, ob Mitte Mai die ersten Restaurants, Gastwirtschaften, Pensionen und Hotels wieder aufsperren dürfen und damit Hunderttausende Menschen Arbeit haben.
Es wird an uns und unserem Verhalten liegen, ob Einkaufszentren wieder öffnen und uns Friseure von unseren Corona-Wuschelköpfen befreien.
Es wird an uns und unserem Verhalten liegen, ob Krankenhäuser überfüllt werden und mehr Menschen denn je auf den Intensivstationen liegen oder gar sterben.
Es wird an uns und unserem Verhalten liegen, ob wir wieder auf größere Veranstaltungen gehen und Feste feiern dürfen.
Die nächsten Wochen werden zeigen, ob wir reif für den Weg zurück in die Zukunft sind.