Postalm: Trotz Corona kommt ein Hotel
Während in großen Skigebieten erste Investitionen teils überdacht werden, werden 2021 auf der kleinen Postalm zehn Mill. Euro investiert.
ABTENAU. Bei einigen großen Skigebieten wurden einzelne Investitionen aufgrund der Coronapandemie nun um ein Jahr zurückgestellt. Auch die Obfrau der Salzburger Seilbahnwirtschaft, Veronika Scheffer, geht davon aus, dass „wir die 150 Millionen Euro, die wir als Branche 2019 investiert haben, heuer nicht mehr erreichen werden“. Denn der verordnete Stopp aller Lifte im Bundesland per 16. März habe die höher gelegenen Skigebiete fünf Wochen gekostet: „Daher fehlt bis zu einem Drittel des Umsatzes“, sagt Scheffer. Das werde sich auf die Investitionsfreudigkeit auswirken: „Daher wird man nicht unbedingt dringende Investitionen zurückstellen.“
Anders ist die Lage auf der Postalm zwischen Strobl und Abtenau: Das Kleinskigebiet auf 1200 Metern hätte nur mehr eine Woche offen gehalten; der Umsatzverlust sei verschmerzbar, sagen die Eigentümer Michael Proksch und Linus Pilar. Daher seien ihre Investitionspläne trotz Corona ungefährdet, betont Pilar, der auch Geschäftsführer der Winterpark Postalm GmbH ist. Zum einen will er die 260.000 Euro Überschuss aus dem Winter im Sommer in kleine Ausbauten wie einen neuen Liftantrieb, zusätzliche Videokameras oder eine zusätzliche Toilette investieren. Zum anderen bereiten die zwei Eigentümer, die die Liftgesellschaft im Herbst 2017 aus der Insolvenz herausgekauft haben, ein Großprojekt um zehn Millionen Euro für 2021 vor. Pilar: „Wir planen schon länger einen Speicherteich. Neu ist, dass wir auch ein Aparthotel mit Selbstversorgung mit mindestens 120 Betten, aufgeteilt auf 25 bis 30 Familienzimmer, bauen.“Das Speicherteichprojekt, für das es einen neuen Standort gibt, sei bereits mit Naturschutz und Landesumweltanwaltschaft abgeklärt, sagt Pilar: „Ziel ist, dass wir im Herbst den Baubescheid bekommen. Kosten wird er eine Million Euro.“Rund 650.000 Euro davon erhoffen sich die Liftchefs von den umliegenden vier Gemeinden: „Da gibt es schon eine erste Zusage aus 2017“, sagt Pilar. Die restlichen 350.000 Euro wollen sie durch Eigenmittel sowie Landesförderungen
aufbringen. Für den Neubau des Hotels wird derzeit ein Finanzplan erstellt. Teil des Projekts sind auch neue Sommersportangebote wie eine Mountainbikestrecke, ein Erlebnispfad für Kinder sowie eine Kletterwand beim Hotel. Pilar über die Finanzierung: „Bis zu drei Millionen Euro wollen wir aus Eigenmitteln stemmen; den Rest per Bankdarlehen.“Ziel sei, vor Weihnachten die Pläne einreichen zu können, um im Frühjahr 2021 gleichzeitig mit dem Teich die Bauarbeiten starten zu können. „Im Lauf des Jahres 2022 wollen wir das Haus eröffnen.“Pilar betont zudem, dass für den Beherbergungsbetrieb keine zusätzlichen Flächen in Anspruch genommen werden müssen: „Wir werden dafür das Kassen- und das Garagengebäude, in die wir aus Altersgründen ohnehin investieren müssten, abtragen und dort bauen.“
Allerdings: Sowohl der Speicherteich als auch das Hotel sollen auf Flächen verwirklicht werden, die der Agrargemeinschaft Großlienbachalpe gehören. Sprecher der 46 Grundbesitzer ist Peter Lienbacher aus Abtenau: „Wir sind als Grundeigentümer
„Was nicht dringend ist, wird man zurückstellen.“
Veronika Scheffer, Sprecherin der Seilbahnbranche
„Wir werden bei der Beschneiung mitzahlen.“
Hans Schnitzhofer, Bürgermeister
nicht abgeneigt, wenn da investiert wird. Ein Hotel begrüßen wir. Denn die jetzigen Gebäude sind eh schon 50 Jahre alt.“Über die Modalitäten und die Laufzeit des dazu nötigen Baurechtsvertrags sei man aber noch in Verhandlung, sagt Lienbacher. Primäres Ziel der Grundeigentümer sei, weiter die Almhaltung für ihre Tiere zu sichern: „Aber wollen dort auch einen sanften Tourismus; denn der ist ein Zubrot für uns.“Auch im Sommer sei auf der Postalm viel Betrieb durch Wanderer, sagt Lienbacher: „Wenn dort ein kleines Hotel oben ist, wird das das Geschäft auf den Almhütten ankurbeln.“
Auch der Abtenauer Bürgermeister und Landtagsabgeordnete Hans Schnitzhofer (ÖVP) beurteilt die Hotelpläne positiv: „Wenn man dort in die Beherbergung investiert, kann man nicht viel falsch machen. Das ist in kürzester Zeit umsetzbar. Die Widmung liegt vor; auch mit Wasser und Kanal ist das Gebiet aufgeschlossen.“Seine Gemeinde würde auf der Postalm alle Projekte, die dem Naturschutz entsprächen, unterstützen, sagt Schnitzhofer – „solange es keine Zweitwohnsitze werden und einheimische Investoren dahinterstehen. Bei der Beschneiung werden wir als Gemeinde auch mitzahlen.“Aus seiner Sicht sei die Postalm ein stadtnahes Gebiet, das einen behutsamen Ausbau vertrage: „Dort braucht man kein Halli Galli. Wir haben auf der Postalm in der Vergangenheit da einiges touristisch verschlafen; aber das war nicht immer von Nachteil.“
Die Lifteigentümer sehen in der Coronakrise eine Bestätigung ihres Wegs: „Wir brauchen keine Pistensperren wegen der betrunkenen Après-Ski-Gäste. Bei uns herrscht ungestörte Ruhe“, die werde künftig noch wichtiger werden, glaubt Pilar. Seine Prognose: „Der Trend zum sanften Tourismus wird durch die Krise zunehmen. Der Größenwahn bei manchen Skigebieten kann nicht mehr so weitergehen – und wird hoffentlich auch nicht mehr so unterstützt.“