Salzburger Nachrichten

Das Coronaviru­s hat auch den Weltenbumm­ler ausgebrems­t

Homeoffice statt Abenteuerr­eise. Wie geht jemand mit den Beschränku­ngen um, dessen Heimat seit mehr als 30 Jahren die weite Welt ist? Joe Pichler reist einfach weiter, allerdings im Kopf.

- Joe Pichler, Weltenbumm­ler Alles über die Zeitreise auf HTTP://WWW.JOSEF-PICHLER.AT/CONTENT/ZEITREISE/ und auf Facebook unter HTTPS://WWW.FACEBOOK.COM/JOE.PICHLER.SALZBURG

Joe Pichler ist in diesen Tagen viel zu Hause, eigentlich fast nur. Er versucht, sich mit Laufen und Radfahren fit zu halten. Doch dazwischen geht er immer wieder auf große Reise. Nach Guyana und Suriname in Südafrika. Und wieder zurück in sein Büro in seinem Haus in Elixhausen.

Dabei sollte Weltenbumm­ler Joe Pichler in diesen Tagen Vorträge über seine letzte Reise machen. Eine ganze Reihe davon war geplant. Sie fielen den Beschränku­ngsmaßnahm­en zum Opfer. „Wir haben die Termine verschoben. Zum Teil, denn im Herbst geht meine nächste Reise los.“Wenn alles gut gehe, fügt er hinzu. Im November möchte er nach Südamerika aufbrechen. Nach Brasilien, Kolumbien, Suriname und vor allem nach Französisc­hund Britisch-Guayana. „Das ist so ein Fleck Erde, an dem ich noch nie war.“Und davon gibt es nicht mehr viele. War er doch in den letzten drei Jahrzehnte­n rund 360.000 Kilometer außerhalb von Europa unterwegs. Fünf Monate ist er dann wieder auf Achse. Die Vorbereitu­ngen laufen auf Hochtouren.

Bis es so weit ist, reist Pichler im Kopf und nimmt seine Fans gleich mit. Auf seiner Homepage hat er eine Zeitreise gestartet, die noch bis Ende dieser Woche stattfinde­t. Von der ersten Reise 1984 nach Italien bis zum vorerst letzten Abenteuer 2019 in Afrika. „Ich dachte mir, dass ich jetzt, wo ich meine Vorträge nicht vor Menschen machen kann, die

Menschen einfach so in andere Welten bringe. Das tut ihnen in diesen Zeiten vielleicht gut.“

Seine allererste Reise führte ihn vor 36 Jahren nach Italien. „Mein Bruder hatte damals ein Motorrad, aber als Student nicht das Geld, es zu erhalten. Da hab ich es ihm abgekauft und bin mit einem Freund nach Italien gefahren.“Bei einem Glas Rotwein in Neapel sei dann der Wunsch aufgetauch­t, mit dem Motorrad einmal nach Casablanca zu fahren. Ein Jahr später war es so weit. „Vollkommen unbedarft und naiv“sei er losgefahre­n. Und habe reichlich Lehrgeld bezahlt, als ihm etwa in der Wüste das Motorrad eingegange­n sei. Doch Pichler hatte das Fernweh gepackt und es hat ihn bis heute nicht mehr losgelasse­n.

Erst frönte er seiner Leidenscha­ft neben seinem Job in einem Ingenieurb­üro, seit 2002 sind Reisen und Vorträge sein Beruf. Alle zwei Jahre geht er für fünf Monate auf Tour, immer mit Motorrad. Insgesamt 88 Monate war er seither auf zwölf verschiede­nen Motorräder­n unterwegs. Da einen Höhepunkt zu nennen fällt schwer. Aber dann fällt ihm doch

„Die Stimmung bei den Leuten macht mir Angst.“

einer ein. „Das war 1999 in Afrika, die Lage war angespannt. Ich musste im Tschad 650 Kilometer durch die Wüste, war völlig allein, niemand ist mir begegnet.“Nach ein paar Tagen erreicht er das Hoggar-Gebirge. Auf 3000 Metern sei er dort in der Nähe einer Einsiedele­i auf einem Fels gesessen, habe in die Ferne geblickt mit seinem Leitspruch im Kopf. „Man muss die Einsamkeit genießen können, damit die Freiheit nicht zur Qual wird.“Ein magischer Moment sei das gewesen.

Seine Reiseerfah­rungen helfen ihm nun auch in der Coronakris­e. „Es gibt Situatione­n, die kann ich nicht ändern. Und darum rege ich mich auch nicht auf.“Er halte sich an die Beschränku­ngen und versuche, das Beste daraus zu machen. Sorgen bereitet ihm hingegen die Stimmung unter den Leuten. „Die macht mir gerade ein bisschen Angst. Die Menschen sind so in sich gekehrt, grüßen nicht mehr. Dabei kann man sich doch auch mit Abstand und Mundschutz nett unterhalte­n.“

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