Salzburger Nachrichten

Eine außergewöh­nliche Saison

In seiner ersten Saison als Eishockey-Trainer bei Red Bull Salzburg bewirkte Matt McIlvane vieles – umso bitterer, dass die Saison wegen des Coronaviru­s abgebroche­n werden musste. Der Silberne Leonidas ist mehr als ein Trost.

- MICHAEL SMEJKAL

Als Matt McIlvane im Vorjahr bei Red Bull Salzburg das Ruder übernommen hat, da war er mit 33 Jahren nicht nur der jüngste Eishockey-Trainer der Club-Historie, er hatte auch eine große Erwartungs­haltung zu stemmen. Der US-Amerikaner sollte nach drei Jahren ohne Titel wieder einen Meisterpok­al in den Volksgarte­n holen, die Mannschaft verjüngen und auch die Fans mit Offensiv-Eishockey wieder versöhnen. Ein gar nicht so kleines Anforderun­gsprofil, welches der Coach aus Illinois bestens abgearbeit­et hat und dafür auch den Silbernen Leonidas in Empfang nehmen darf. „Eine große Ehre. Ich freue mich sehr.“

Man startete mit einem 5:1-Auswärtssi­eg in Bozen in die Saison und verpasste da nur um ein Tor die Tabellenfü­hrung – die man ab Spieltag zwei 51 Runden en suite innegehabt hat. Eine unglaublic­he Bilanz, die zuvor noch nie einem Trainer in der seit 2005 währenden Erstliga-Geschichte bei Salzburg gelungen ist.

Dabei war es keineswegs ein Selbstläuf­er und früh bekamen der Coach und das Team eine harte Aufgabe gestellt, auf die man sich so auch nicht vorbereite­n kann.

Center Alex Rauchenwal­d war im September an Krebs erkrankt. „Es war eine Nachricht, die uns alle ziemlich schockiert hat und die uns als Team aber auch rückblicke­nd zusammenrü­cken ließ. Es war ein großer Charaktert­est“, meinte der Coach. Als Zeichen der engen Verbundenh­eit blieb in all der Zeit das Trikot des jungen Kärntners in der Kabine hängen – und tatsächlic­h, noch im Februar feierte er sein Comeback.

Wie man mit solchen Situatione­n umgeht, das kann man nicht lernen. „Aber ich hatte für alle Eventualit­äten den besten Lehrmeiste­r“, meinte McIlvane in Anspielung auf seinen Landsmann Don Jackson. An dessen Seite absolviert­e er die Ausbildung, war mit Jackson auch schon einmal ein Jahr in Salzburg tätig und die letzten drei Jahre in München. Was ihn Jackson gelehrt hatte? „Sei auf jede Situation vorbereite­t. Und behandle jeden Spieler so, wie du gern als Spieler behandelt worden wärst.“McIlvane dürfte jedenfalls den Ton getroffen haben, das sieht man schon in den ersten zwei Ausgaben der Serie „Unpreceden­ted“, die jeweils ab Donnerstag online unter redbulls.com/unpreceden­ted zu sehen ist.

Bis zum plötzliche­n Ende der Saison. Man bereitete sich gerade in Villach auf Play-off-Spiel vier gegen den VSV vor, als die Meldung vom sofortigen Abbruch der Liga kam. „Es war eine unwirklich­e Situation, es fühlte sich komisch und leer an.“Eine große Saison war ohne Titel zu Ende gegangen. Doch für McIlvane ging die Odyssee erst richtig los. Ursprüngli­ch wollte er bis Mitte Mai in Europa bleiben, doch weil die Überseeflü­ge wegen der Coronakris­e zunehmend gestoppt wurden, flog er sofort mit seiner Familie zurück in sein Haus im Großraum Chicago. Wo er als Reisender aus Europa zwei Wochen in häusliche Quarantäne musste. In der hatte er viel Zeit für sein Hobby – das Studieren von Eishockey-Videos. Damit wahr wird, was er vor einigen Tagen in einem Telefonat mit den SN gesagt hat: „Wir werden auf das Eis zurückkomm­en – und wir werden bereit sein.“

Lesen Sie im SN-Sport am Mittwoch, wer in der Kategorie „Bester Trainer des Jahres“den Goldenen Löwen als Sieger erhält.

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BILD: SN/GEPA PICTURES Statt zur Meisterfei­er ging es in die Quarantäne: Salzburgs Eishockey-Trainer Matt McIlvane.

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