Wenn man plötzlich nichts schmeckt
Eine Coronainfektion kann sich auch atypisch bemerkbar machen.
Manuela K. ahnte zunächst nichts Schlimmes. Mitte März fühlte sich die 44-jährige Sprachlehrerin aus Henndorf ein paar Tage lang schlapp, so wie man sich öfter einmal schlapp fühlt im Winter. Ein paar Tage später schmeckte dann der Kaffee plötzlich nach nichts mehr. „Der schmeckte wie Wasser. Ich hab nichts mehr gerochen und geschmeckt. Ich habe alles probiert, Süßes, Saures – der Geschmacksund auch der Geruchssinn waren weg.“Ihre Vermutung war: „Vielleicht habe ich eine Pollenallergie.“Sie nahm ein Antihistaminikum gegen die vermutete allergische Reaktion, das half aber auch nicht. Am Ende stellte sich heraus: Manuela K. hatte sich mit dem Coronavirus infiziert.
Die Weltgesundheitsorganisation hat bis heute dieses Symptom nicht offiziell in ihre Liste aufgenommen. Als die häufigsten Symptome gelten nach wie vor Fieber, Husten und Abgeschlagenheit – vor allem wenn die Erkrankung einen schwereren Verlauf nimmt. Nach wie vor gehen die Experten davon aus, dass in rund 80 Prozent der Fälle die Erkrankung mild bis unauffällig verläuft.
Das deutsche Robert-Koch-Institut verweist jetzt aber auf eine Studie aus Italien, die darauf hindeutet, dass Geruchs- und Geschmacksstörungen doch deutlich häufiger auftreten als bisher gedacht: Von 59 befragungsfähigen Covid-19-Patienten klagten demnach 20 (33,9 Prozent) über einen gestörten Geruchssinn, 23 wiesen auf Geschmacksstörungen hin. Richard Greil, leitender Coronamediziner am Uniklinikum Salzburg, erklärt dazu, dass Geruchsund Geschmacksstörungen wissenschaftlich schwerer zu erfassen seien als Fieber und Husten. Diese Störungen nähmen auch mit dem Alter zu. „30 Prozent der über 70-Jährigen haben generell ein vermindertes Riechvermögen“, erklärt Greil. Dennoch betont er: „Wenn jemand nichts mehr riecht und schmeckt, ist das sehr ungewöhnlich und aufklärungsbedürftig. Die Betroffenen sollten sich auf alle Fälle an einen Arzt wenden und testen lassen.“Und an die Mediziner gewandt: Es sei gut, wenn sie über Symptome Bescheid wüssten, die noch nicht in den Falldefinitionen enthalten seien.
Zu den ebenso nicht so stark im Vordergrund stehenden Symptomen zählen laut Greil auch gröbere Beschwerden im Magen-undDarm-Trakt. Patienten klagen dabei über Übelkeit, Bauchschmerzen, Erbrechen und Durchfall.