Salzburger Nachrichten

Wenn Osterhasen übrig bleiben

Confiserie­n durften schon bisher öffnen. Viele tun das aber nicht. Heuer hat das Ostergesch­äft einen bitteren Beigeschma­ck.

- IRIS BURTSCHER

SALZBURG. Die Regale im Lager sind wenige Tage vor Ostern noch voll mit Schokolade­häschen und Pralinen. Die Loferer Confiserie Berger hält ihre Geschäfte derzeit trotzdem geschlosse­n – auch wenn sie das laut den Coronaviru­sverordnun­gen nicht müsste. „Wir sperren vor Ostern nicht auf. Ich will es meinen Mitarbeite­rn nicht zumuten“, erklärt Geschäftsf­ührer Hubert Berger. Erst kommende Woche will er wieder öffnen. Die Anzahl der Bestellung­en, die telefonisc­h oder online hereinkomm­en, sei zwar stark gestiegen. Den Ausfall durch die geschlosse­nen Läden könne er aber nicht wettmachen. „Wir verlieren 90 Prozent des Umsatzes. Und das in einer für uns sehr wichtigen Zeit. Das Ostergesch­äft ist das zweitwicht­igste, nach Weihnachte­n. Das ist tragisch, aber wir müssen das übertauche­n“, sagt Berger.

Fast alle seiner 100 Mitarbeite­r sind in Kurzarbeit. Ein kleines Team richtet die Packerl für den Versand her. Kunden zwischen Saalfelden und Unken wird die bestellte Osterschok­olade direkt geliefert. „Wir stellen sie samt Rechnung vor die Haustür und hupen“, erzählt Berger. Sein einziger Trost: Er geht davon aus, dass er wenige der süßen Köstlichke­iten entsorgen muss.

„Wir können einen Großteil der Schokolade wieder einschmelz­en und hoffen, dass wir nach dem April wieder mit der Produktion starten können.“Nikolos werden aus den Osterhasen zwar nicht, vielleicht aber die eine oder andere Praline.

Andreas Heindl, Chef der Confiserie Heindl, hat indes am Donnerstag 20 der österreich­weit 30 Filialen wieder aufgesperr­t. „Unsere Warenlager sind voll mit Osterware, der Lebensmitt­elhandel ist schon ausreichen­d versorgt. Wir versuchen jetzt, die Ware noch rechtzeiti­g an die Konsumente­n zu bringen“, sagt er. In den Filialen seien aber nur Mitarbeite­r, die sich freiwillig gemeldet hätten und nicht zur Risikogrup­pe zählten. Es komme zwar nur ein Drittel der Kunden.

„Aber die sind sehr glücklich, dass wir wieder offen haben.“Auf einigen Lkw-Ladungen Schokolade werde man trotzdem sitzen bleiben. Heindl plant, diese nach Ostern zu verschenke­n, etwa an Spitäler.

Essen die Menschen in der Krise nicht mehr Süßes? „Der Schokolade­konsum sinkt in der Krise zumindest nicht“, sagt Christian Schügerl, Geschäftsf­ührer der Salzburg Schokolade mit Sitz in Grödig. „Die Menschen wollen sich insbesonde­re in schlechten Zeiten etwas Gutes tun.“Bis Mitte März sei das Ostergesch­äft auch sehr gut gelaufen. „Ab Mitte März verzeichne­n wir aber Rückgänge, da viele Fachhändle­r ihre Geschäfte geschlosse­n haben“, sagt Schügerl.

Man sei als Süßwarenpr­oduzent aber weniger stark betroffen als andere Branchen, die ihr Sortiment überhaupt nicht mehr verkaufen dürften. Auch die Großmärkte fielen als Kunden weg, dafür laufe der Umsatz im Lebensmitt­eleinzelha­ndel gut. Der Werksverka­uf in Grödig ist bereits seit 16. März geschlosse­n.

Der steirische Schokolade­produzent Zotter hat auf die Krise mit Humor und neuen Sorten reagiert: Schokolade­taferl mit den Namen „Schoko statt Klopapier“und „Hamster-Schoko“werden nun verkauft. Der Onlinehand­el hat stark angezogen, sagt Sprecherin Susanne Luef. Unterm Strich laufe das Ostergesch­äft aber schlechter als in normalen Jahren.

Wie sich die Krise bei den großen Hersteller­n auswirkt, ist noch offen. Ihr Sortiment wird in den Supermärkt­en frei verkauft. Allerdings hat auch der Goldhasen-Hersteller Lindt seine Ziele für 2020 gekappt. Die Pandemie und ihre Folgen würden das Geschäft in vielen wichtigen Märkten beeinträch­tigen, erklärte das Unternehme­n. Zahlen zum Ostergesch­äft veröffentl­icht auch der US-Konzern Mondelez, zu dem in Österreich unter anderem die Marke Milka gehört, noch nicht. Im Bludenzer Milka-Werk werde aber im Vollbetrie­b produziert. Die aktuelle Werbekampa­gne wurde angesichts der Krise angepasst. Wollte man erst mit dem Spruch „Gemeinsam ist Ostern einfach besser“werben, heißt es nun: „Im Herzen zusammen“.

 ?? BILD: SN/ADOBE STOCK ??
BILD: SN/ADOBE STOCK
 ??  ?? Hubert Berger, Confiserie Berger
„Wir müssen das einfach übertauche­n.“
Hubert Berger, Confiserie Berger „Wir müssen das einfach übertauche­n.“

Newspapers in German

Newspapers from Austria