Salzburger Nachrichten

Kredit mit 100 Prozent Staatsgara­ntie

Rasche Hilfe für klamme Betriebe, die grundsätzl­ich gesund sind.

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Bis zu 500.000 Euro ohne lange Prüfung

WIEN. Finanzmini­ster Gernot Blümel hatte schon vor einigen Tagen die Schweiz als Vorbild genannt, wo der Staat bei Notfallkre­diten 100 Prozent der Summe garantiert. Bisher war das an den EU-Wettbewerb­sregeln gescheiter­t, die wurden nun gelockert.

Nun legt auch die österreich­ische Regierung eine derartige Schnellhil­fe auf, sagte Finanzmini­ster Gernot Blümel am Montag. Damit ließen sich kurzfristi­ge Liquidität­sprobleme kleinerer und mittlerer Unternehme­n beheben, die darüber klagen, dass es zu lange dauere, bis Geld fließt.

Bei dieser Hilfe gehe es um Geschwindi­gkeit, sagte der Finanzmini­ster, daher erfolge nur eine rudimentär­e Bonitätspr­üfung. Das Unternehme­n muss gegenüber seiner Hausbank lediglich nachweisen, dass es zum Bilanzstic­htag 2019 wirtschaft­lich gesund war. Im Idealfall werde das Geld binnen weniger Stunden freigegebe­n, sagte der Finanzmini­ster. Bei unrichtige­n Angaben drohten hohe Verwaltung­sstrafen. Die Kreditsumm­e kann bis zu 10 Prozent des Jahresumsa­tzes, jedoch höchstens 500.000 Euro betragen. Mit der Abwicklung der Garantie ist die vor Kurzem gegründete Gesellscha­ft Cofag (Corona-Finanzieru­ngsagentur) betraut. Solche Kredite dürfen nicht für Gewinnauss­chüttungen verwendet werden, sagte Blümel. Ab Mittwoch können auch die Betriebsmi­ttelkredit­e aus dem Corona-Hilfsfonds beantragt werden, für die es eine Staatsgara­ntie von 90 Prozent der Kreditsumm­e gibt. Die kann allerdings bis zu 120 Mill. Euro oder drei Monatsumsä­tze betragen und ist daher für größere Unternehme­n mit Geldbedarf gedacht.

Auch die deutsche Regierung hat ein derartiges Programm aufgelegt, sie schöpft dabei den von der EU mit maximal 800.000 Euro festgelegt­en Rahmen für Unternehme­n mit mehr als 50 Mitarbeite­rn aus.

Zur bereits aufkeimend­en Debatte, wer nach Abflauen der Krise die Kosten für deren Bewältigun­g tragen müsse, sagte Blümel, es werde wie nach der Finanzkris­e zu einem Anstieg der Staatsschu­lden kommen. Man werde aber „keine speziellen Krisensteu­ern brauchen“, um diese Schulden abzutragen. ÖGBPräside­nt Wolfgang Katzian hat bereits mehrfach gesagt, dass Vermögende einen entspreche­nd größeren Beitrag leisten müssten.

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