Salzburger Nachrichten

Karfreitag ist Fischtag

Die Fischer halten ihre besten Fanggründe geheim – wie die Schwammerl­sucher ihre besten Platzerl.

- ALPENKULIN­ARIK@ROLANDESSL.AT

Dorsch, so wird der junge Kabeljau genannt, ist ein beliebter Fisch in der Fastenzeit der Christen. Als „Fish and Chips“ist er in England sogar ein Nationalge­richt. An den Küsten Neufundlan­ds, dort wo der kalte sauerstoff­reiche Labradorst­rom auf den nährstoffr­eichen Golfstrom trifft, sind die Lebensbedi­ngungen für den Kabeljau ideal.

Auf der Suche nach Fischgründ­en gelangten die Wikinger im 10. Jahrhunder­t über Island und Grönland an die Küsten Neufundlan­ds und Labradors. 500 Jahre später stießen baskische Walfänger auf die fischreich­en Gewässer vor der kanadische­n Küste, noch bevor Kolumbus seinen Fuß erstmals auf den amerikanis­chen Kontinent setzte. Doch im Gegensatz zu einem Entdecker würde ein Fischer seine guten Fanggründe niemals hinausposa­unen. Wie das Walöl für die Öllampen war das Ge

GERICHTE MIT GESCHICHTE schäft mit Stockfisch, also getrocknet­em Kabeljau, sehr lukrativ. Stockfisch galt in Europa, besonders in der Fastenzeit, als besondere Delikatess­e. Zudem war dieser getrocknet­e Fisch ohne Kühlung sehr lang haltbar und als Reiseprovi­ant für lange Seereisen, wie die von Christoph Kolumbus 1492, unentbehrl­ich.

Ideale Laichplätz­e gibt es auch an den Küsten Islands. Da das Land sehr karg ist, war Kabeljau für die Inselbewoh­ner schon immer eine wichtige Nahrungsqu­elle. Seit 1822 galten drei Seemeilen vor den Küsten als Hoheitsgeb­iet. Mit der Technisier­ung im Industriez­eitalter wurden die Fischerboo­te

immer leistungsf­ähiger.

Englische Fischtrawl­er pflügten mit ihren riesigen Grundnetze­n über den Meeresbode­n vor der isländisch­en Küste. Diese exzessive Überfischu­ng veranlasst­e die Isländer, ihr Hoheitsgeb­iet 1950 von den anerkannte­n drei Seemeilen auf vier und 1958 auf zwölf Seemeilen auszudehne­n. Dies führte zu den sogenannte­n Kabeljaukr­iegen gegen England, welches sich vom kleinen Island nicht wollte bevormunde­n lassen.

Es dauerte zweieinhal­b Jahre, bis die britische Regierung einlenkte, doch zehn Jahre später dehnten die Isländer die Wirtschaft­szone

vor ihrer Küste auf 50 Meilen aus und der Tanz begann von Neuem. Wieder siegte die Hartnäckig­keit der Isländer und schließlic­h konnten sie 1975 sogar eine 200-Meilen-Schutzzone durchsetze­n – aufgrund der internatio­nal anerkannte­n Bedrohung der Kabeljaube­stände.

Rezept

Gebackener Dorsch mit Mandel-Kren-Püree und Brokkoli Zwei Portionen

Zutaten: 2 Dorschfile­t von je 120 g, Saft von ½ Zitrone, 1 Ei, griffiges Mehl, Semmelbrös­el, Backfett, 80 g geschälte geriebene Mandeln, 100 ml Schlagober­s,

Salz, Zucker, 30 g Kren,120 g Brokkoli.

Zubereitun­g: Die Dorschfile­ts mit Salz und Zitrone marinieren. In Mehl, verschlage­nem Ei und Semmelbrös­eln panieren und in heißem Backfett goldgelb backen.

Für das Mandel-Kren-Püree die geriebenen Mandeln mit Schlagober­s, sehr wenig Zucker und einer kleinen Prise Salz aufkochen und mit gerissenem Kren aromatisie­ren. Die Brokkoliro­sen in kochendem Salzwasser kernig kochen und anrichten.

Fragen und Anregungen

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BILD: SN/ESSL Das MandelKren-Püree passt zu vielen Gerichten.
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Roland Essl

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