Salzburger Nachrichten

Ostern bringt Reisewelle zu den Zweitwohns­itzen

Viele Wiener verbringen ihre Freizeit im Schreberga­rten, Betuchte haben Immobilien in Kitzbühel. Die Anreise aus dem Ausland wird komplizier­t.

- FRITZ PESSL

Das Gesundheit­sministeri­um hält in Zeiten der Coronaviru­s-Pandemie ausdrückli­ch fest, dass Österreich­er zu Ostern reisen dürfen – und zwar an ihren Zweitwohns­itz. Im Erlass heißt es, dass „... das Fahren zu einem Hauptbzw. Nebenwohns­itz als notwendige­s Grundbedür­fnis des täglichen Lebens anzusehen und zulässig ist“.

Ausgenomme­n sind Quarantäne­gebiete im Land Salzburg, wo man zu Freizeitwo­hnsitzen derzeit keinen Zugang hat. Für Ausländer, die Nebenwohns­itze in Österreich haben, wird ein Tapetenwec­hsel heuer ebenfalls komplizier­t: Sie müssen bei der Einreise ein aktuelles ärztliches Attest (maximal vier Tage alt) vorlegen, dass sie gesund sind. Ohne diesen Nachweis darf ein Zweitwohns­itzer zwar einreisen, allerdings muss er sich dann sofort 14 Tage in Heimquaran­täne begeben.

„Die Leute müssen für sich entscheide­n, ob sie kommen wollen oder lieber zu Hause bleiben“, sagt Michael Widmoser, Stadtamtsd­irektor von Kitzbühel. „Wenn jemand Ruhe und Erholung sucht, ist es deutlich besser als im Winter zur Hochsaison. Wenn jemand Party und Vergnügen sucht, ist jetzt der falsche Zeitpunkt.“Die Verkehrsbe­schränkung­en seien bekannt, auch dass Restaurant­s und Gasthäuser geschlosse­n seien. Widmoser zufolge gibt es in Kitzbühel knapp 1300 Zweitwohns­itzer, darunter viele Wiener sowie Deutsche aus dem Großraum München.

Weniger betuchte Wiener werden in der sonnigen Ferienwoch­e innerhalb der Stadt ihren Wohnsitz wechseln. Sie verbringen die Tage in ihrem Schreberga­rten. „Ostern wird heuer etwas einsamer sein. Die Leute sperren ihr Gartentor zu und reden nur über den Gartenzaun mit den Nachbarn“, so beschreibt Friedrich Hauk, Vizepräsid­ent des Zentralver­bands der Kleingärtn­er, die Stimmung. Sitzt man sonst gern bei einem Glas Wein zusammen, so winkt man sich jetzt fast ängstlich von der Ferne zu. „Kleingärtn­er sind ziemlich disziplini­ert, sie leben auch sonst Zusammenha­lt und Gemeinscha­ftsgeist“, betont Hauk. Mehr als 45.000 Kleingärte­n werden allein in der Bundeshaup­tstadt gezählt, für viele Wiener ist in der warmen Jahreszeit ihre Wohnung nur eine Postadress­e.

Zahlen der Statistik Austria aus dem Jahr 2013 zeigen, dass 820.000 Österreich­er (knapp zehn Prozent der Bevölkerun­g) mindestens einen Nebenwohns­itz im Land haben. Dazu kommen noch 286.000 Ausländer, die eine Immobilie besitzen. Besonders begehrt sind Tourismusr­egionen wie Wien, Salzburg und Tirol, wo auf jeweils 100 Einwohner fast 15 Nebenwohns­itze kommen.

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BILD: SN/EBERHARD - STOCK.ADOBE.COM Viele Wiener zieht es zu Ostern in Schrebergä­rten.

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