Marsch fand zweite Heimat
Der Goldene Löwe für den Trainer des Jahres 2019/20 geht an einen US-Amerikaner. Jesse Marsch ärgerte mit Österreichs Fußballmeister Red Bull Salzburg sogar Liverpool und erklärt, was er an Salzburg so liebt.
Jesse Marsch, der im vergangenen Sommer Marco Rose als Trainer bei Fußballmeister Red Bull Salzburg abgelöst hat, hinterließ schon seine Spuren. Die Handschrift des immer höflichen, ruhigen, sachlichen US-Amerikaners war in den vergangenen Monaten deutlich zu erkennen. Und Marsch hat sich bei den Salzburger Fußballfans einen hohen Stellenwert erarbeitet. Die Leserinnen und Leser der „Salzburger Nachrichten“wählten den 46-Jährigen zum Salzburger Trainer des Jahres. „Ich habe viel über die Leonidas-Wahl gehört. Ich weiß auch, dass vor mir etliche Trainer des FC Red Bull Salzburg Gewinner in dieser Kategorie waren. Deshalb ist es für mich eine große Ehre, unter den Siegern zu stehen“, freute sich Marsch über seinen Erfolg. „Es ist eine sehr schöne Nachricht in einer schwierigen Zeit.“
Jesse Marsch ist es auf eindrucksvolle Weise gelungen, Red Bull Salzburg trotz der Abgänge vieler wichtiger Spieler vor Saisonbeginn 2019/20 an der Spitze zu halten. Es gelang ihm, ein Team aufzubauen, das weiter in vielen Phasen attraktiven Offensivfußball zeigte. „Diese Auszeichnung bedeutet mir sehr viel, weil es in Wahrheit keine persönliche ist, sondern vielmehr die Arbeit des gesamten Clubs ehrt. Dazu zähle ich nicht nur die Spieler und das Trainerteam“, betonte Marsch und glaubt zu wissen, warum er gewählt wurde: „Es war ein ganz spezielles Jahr. Wir haben es in die Champions League geschafft, wo wir für Aufsehen und Begeisterung sorgten. Durch die Art und Weise, wie wir in der Königsklasse aufgetreten sind, haben wir im ganzen Land sehr viel positive Stimmung und Energie verbreitet.“
Die erstmalige Teilnahme an der Champions League wurde für die Salzburger, etwas überspitzt formuliert, unter Marsch zu einem Triumphzug. Niemand hätte es für möglich gehalten, dass die Bullen dem Titelverteidiger Liverpool derart Paroli bieten können. Das waren auch für Marsch schöne Erlebnisse. „Als Trainer war für mich diese Teilnahme an der Königsklasse das absolute Highlight. Jetzt habe ich mit meinem Team dort mitgespielt – und das auch noch auf diese Art und Weise. Das fühlt sich unglaublich an“, sagte Marsch und er erklärt weiter: „Privat war für meine Familie und mich die Übersiedlung nach Salzburg eine ganz besondere Erfahrung. Wir wurden aber von den Menschen hier so freundlich aufgenommen, was uns vieles sehr leicht gemacht hat. Salzburg ist schon nach kurzer Zeit wie unsere zweite Heimat.“Marsch und Salzburg, das passt perfekt zusammen. Der US-Amerikaner, der nicht der Mann der lauten Worte in der Öffentlichkeit ist, fühlt sich in Österreich wohl. Und Salzburgs Fußballfans wissen seine unaufgeregte, immer freundliche und offene Art zu schätzen.
Die Coronakrise hat aber auch das Leben von Marsch, der die tägliche Arbeit auf dem Platz vermisst, verändert. Nicht nur, weil er seine Auszeichnung als Trainer des Jahres nicht bei der großen SN-Gala vor toller Kulisse übernehmen kann. Diese hatte wegen der Coronakrise abgesagt werden müssen. „Unsere Gedanken sind derzeit vor allem bei jenen Menschen, die unter dem Coronavirus schwer zu leiden haben. Natürlich denke ich viel an Fußball, aber derzeit befolgen wir alle Regeln, verhalten uns ruhig und versuchen, positiv zu denken.“Und er will seinem Motto treu bleiben. „Sei gnadenlos, was den Willen zum Erfolg betrifft.“
Lesen Sie im SN-Sport am Donnerstag, wer in der Kategorie „Beste Sportlerin des Jahres“den Bronzenen Löwen als Dritte erhält.