Salzburger Nachrichten

Die Herdenimmu­nität fehlt

Antikörper­tests weisen eine Falschposi­tivrate bis zu drei Prozent auf.

- U.k.

Gute Nachricht oder schlechte Nachricht? Die von der Regierung in Auftrag gegebenen Tests von 2000 ausgewählt­en Österreich­ern ergaben, dass nicht einmal ein Prozent der Bevölkerun­g mit dem Coronaviru­s infiziert ist. Das heißt, dass sich die Krankheit nur langsam ausbreitet. Das bedeutet aber auch, dass nur wenige Österreich­er Antikörper entwickelt haben. Von Herdenimmu­nität ist Österreich weit entfernt.

Es wurden PCR-Tests verwendet, für die man einen Rachenabst­rich macht. Antikörper­tests sollen bald folgen. Sie werden verwendet, um in einer Blutprobe nach Anzeichen einer überstande­nen Infektion zu suchen. Das Immunsyste­m produziert Antikörper als Reaktion auf Erreger. Wie lang ein Patient gegen das Coronaviru­s immun ist, darüber gibt es keine Daten. Dejan Baltic von der Abteilung Klinische Forschung der Pharmig, des Verbands der pharmazeut­ischen Industrie, erklärt, warum es bei solchen Tests eine Falschposi­tivrate gibt. Warum also ein Test Antikörper zeigt, obwohl der Untersucht­e nicht am neuen Virus erkrankte. „Der Test muss perfekt auf das Coronaviru­s abgestimmt sein. Das ist schwierig, weil das Virus bis zu 75 Prozent ident mit dem SARS-Virus von 2003 und bis zu 60 Prozent ident mit Coronavire­n ist, die saisonale Infekte verursache­n.“Wie Gregor Hörmann vom Zentralins­titut für medizinisc­he Labordiagn­ostik der Uni Innsbruck erklärt, hätten die derzeitige­n Tests eine Falschposi­tivrate von ein bis drei Prozent.

Die Tests zeigen auch nicht sofort nach einer Infektion Antikörper. Diese sind erst nach frühestens einer Woche nachweisba­r.

Bei Patienten mit einer Erkrankung des Immunsyste­ms kann es sein, dass die Antikörper­bildung geschwächt und der Test aus den genannten Gründen nicht aussagekrä­ftig ist.

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