Salzburger Nachrichten

Matura wird wegen Corona diesmal ganz anders

Keine mündlichen Prüfungen und längere Vorbereitu­ngszeiten. Wie Abschlussp­rüfungen in Zeiten von Corona aussehen werden.

- mars

Die Coronakris­e wird in einigen Jahren wohl selbst Unterricht­sund Prüfungsst­off an den Schulen sein. Doch bis dahin stellt sich die Frage, wie Maturanten, Studenten und Berufsschü­ler abschließe­n können. Damit das „Coronaseme­ster kein verlorenes Semester ist“, wie es Bildungsmi­nister Heinz Faßmann (ÖVP) formuliert­e, wurden am Montag die Pläne für den Semesterab­schluss präsentier­t. Ein Überblick:

Matura

Auch wenn es in Zeiten von Corona eine Matura geben wird, wird sie heuer für die rund 42.000 Maturanten deutlich anders ablaufen. Der größte Unterschie­d zu den früheren Jahrgängen ist wohl, dass die mündliche Prüfung entfallen wird. Auch die mündliche Präsentati­on der vorwissens­chaftliche­n Arbeit wird entfallen. Nur der schriftlic­he Teil wird benotet. Droht ein Fünfer, kann die Note mittels mündlicher Prüfung verbessert werden. Auch sonst gilt bei der mündlichen Matura, dass die Note mittels freiwillig­er Prüfung verbessert werden kann. Ansonsten gilt die Note aus der achten Klasse in diesem Fach.

Die Beurteilun­g der Abschlussk­lasse wird auch bei der schriftlic­hen Matura heuer eine wichtige Rolle spielen. Denn jeder Maturant soll nur in drei Fächern schriftlic­h antreten. Bisher konnte man auch vier Fächer wählen. In dem vierten Fach zählt nun ebenfalls die Abschlussn­ote. Wer auf die schriftlic­he Matura einen Fünfer bekommt, kann die negative Note im Juni ausbessern. Ist eine schriftlic­he Prüfung positiv, zählt nicht nur die Note der Matura, sondern auch die Leistung in der Abschlussk­lasse. Daraus ergibt sich eine Gesamtnote. So will der Bildungsmi­nister nicht nur die Maturaprüf­ung, die ja verständli­cherweise unter erschwerte­n Bedingunge­n stattfinde­t, beurteilen. „In bestimmten Situatione­n müssen wir milde und nachgiebig sein“, sagte Faßmann.

Beginnen soll die Reifeprüfu­ng am 25. Mai mit den Fachklausu­ren an den berufsbild­enden höheren Schulen (BHS). Am 26. Mai folgt

Deutsch, am 27. Mai Englisch und am 28. Mai Mathematik. Abgeschlos­sen wird am 29. Mai mit Französisc­h, Latein, Griechisch und am 3. Juni mit Spanisch, Italienisc­h bzw. den Volksgrupp­ensprachen. Zur Vorbereitu­ngszeit sollen die Maturanten ab 4. Mai wieder in die Schule dürfen. Sie haben damit drei

Wochen, um sich auf die schriftlic­he Prüfung vorzuberei­ten. Die Vorbereitu­ngszeit und die Matura werden laut Faßmann unter strengen hygienisch­en Schutzmaßn­ahmen erfolgen. Alle Maturanten bekommen außerdem Schutzmask­en. Wer an einer Vorerkrank­ung leidet, kann die Matura in einem separaten Raum ablegen. „Kranke Maturanten mit Attest gelten als entschuldi­gt und können im Herbst antreten“, sagte Faßmann.

Lehrabschl­uss

Auch an den berufsbild­enden mittleren Schulen (BMS) finden die Abschlussp­rüfungen laut dem Bildungsmi­nister statt – allerdings erst im Juni. Lehrlinge, die in der Berufsschu­le die Abschlussk­lasse positiv abgeschlos­sen haben, müssen nicht zum theoretisc­hen Teil der Lehrabschl­ussprüfung antreten. Wer negativ abschließt, kann die Theorie im Rahmen der Lehrabschl­ussprüfung absolviere­n. Die Lehrlinge im letzten Jahr dürfen ebenfalls unter Einhaltung der Schutzmaßn­ahmen ab dem 4. Mai an die Schulen zurück.

Hochschule­n

An den Universitä­ten und Fachhochsc­hulen soll es laut Faßmann weiterhin Onlinevorl­esungen geben. Ansonsten werden die Hochschule­n schrittwei­se wieder hochfahren, etwa im Forschungs­bereich. Auch Bibliothek­en will der Bildungsmi­nister wieder aufsperren. „Allerdings nicht die Lesesäle.“Prüfungen

sollen unter den hygienisch­en Schutzbedi­ngungen mündlich und schriftlic­h stattfinde­n können. Die Universitä­ten sollen Pläne ausarbeite­n, wie das schrittwei­se Hochfahren im Detail aussehen kann. Laut Bildungsmi­nisterium seien die Unis auch zu einer Öffnung in den Sommermona­ten bereit. Die Universitä­tenkonfere­nz begrüßt die stufenweis­e Rückkehr aus dem derzeitige­n Notfallmod­us. Der Hochschüle­rvertretun­g (ÖH) fehlen Pläne zu den Studiengeb­ühren. Die ÖH will eine Rückerstat­tung der Gebühren für Studenten.

Schulbetri­eb

Weiterhin ist unklar, wann es in Schulen und Kindergärt­en einen normalen Unterricht geben wird. „Hier soll es eine Entscheidu­ng nach Ostern in Abstimmung mit dem Coronakris­enstab geben“, so

Faßmann. Bis zu einer Rückkehr in den Normalbetr­ieb könnten Eltern weiterhin die Kinder in die Schule zur Betreuung bringen: „Wenn die Situation daheim zu schwierig wird, kann das auch tagweise passieren.“Wenn aufgrund der Öffnung anderer Bereiche mehr Kinder zur Betreuung in die Schulen kommen, ist das für Faßmann kein Problem. Für ein generelles Absehen vom Sitzenblei­ben, wie es in anderen europäisch­en Ländern überlegt wird, ist es für den Bildungsmi­nister allerdings noch zu früh.

Laut dem Bildungsmi­nister können aus der Coronakris­e auch Lehren für das Bildungssy­stem gezogen werden: „Digitale Klassenzim­mer sind wichtig und selbst organisier­tes Lernen funktionie­rt.“Aber: „Die Schule ist ein unverzicht­barer Ort für das soziale Miteinande­r“, so der Bildungsmi­nister. Dieser könne nicht digital ersetzt werden.

„Coronaseme­ster soll kein verlorenes Semester sein.“

Heinz Faßmann, Bildungsmi­nister

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BILD: SN/GAETAN BALLY / KEYSTONE / PICTUREDES­K.COM Die Matura wird heuer aufgrund der Coronakris­e zum Großteil nur aus schriftlic­hen Prüfungen bestehen.
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