Salzburger Nachrichten

Zwischen Corona, Córdoba und Cordon bleu

Corona, 352. Folge: Die Ächtung von Worten mit Cor- am Anfang nimmt bedenklich­e Ausmaße an.

- WWW.SN.AT/PURGERTORI­UM Alexander Purger PURGER TORIUM

Und schon der nächste Tiefschlag: Die CoronaBrau­erei in Mexiko hat ihren Betrieb eingestell­t! Das ist zwar an sich egal, denn in einem Land, in dem es Schlägl, Trumer und wie sie alle heißen zu trinken gibt, braucht man wahrlich kein mexikanisc­hes Bier.

Aber an der Schließung der Corona-Brauerei lässt sich doch eine Entwicklun­g ablesen, die überaus bedenklich ist und von Experten als Buchstaben-Rassismus bezeichnet wird. Denn nach dem Aus für Corona-Bier stellt sich die bange Frage: Welche Worte mit Cor- am Anfang werden als Nächstes geächtet?

Müssen Cornelia, Cordula und Corinna bald auf die rote Liste der vom Aussterben bedrohten Mädchennam­en gesetzt werden? Wird sich niemand mehr einen Welsh Corgi, bekanntlic­h die bevorzugte Hunderasse Ihrer Majestät der Königin von England, zulegen?

Aber die Folgen einer Ächtung von Cor-Worten gehen noch viel weiter. In die heimischen Speisekart­en würde ein unstopfbar­es Loch gerissen, wenn man das Cordon bleu verbietet. Bitte, auf Corned Beef könnten wir zur Not noch verzichten und den Corgi der Queen überlassen. Aber kein Cordon bleu mehr? Ein Aufschrei bis hinunter ins schöne Cortina d’Ampezzo ginge durchs Land!

Andere Ortschafte­n sind uns im Vergleich dazu völlig egal. Mit Corpus Christi, der Stadt im US-Bundesstaa­t Texas, sollen sie machen, was sie wollen. Auch der Corpus Iuris Canonici oder die Erinnerung an Hernán Cortés zählt nicht zur österreich­ischen Corporate Identity, wie man auf gut Deutsch sagt.

Cornichons und Cornflakes sind ebenfalls durchaus verzichtba­r. Letztere sollen an Cornwalls grünen Gestaden bleiben. Cordhosen brauchen wir im Sommer auch keine, das sei hier coram publico versichert. Und die Gemälde von Correggio und Lovis Corinth sind zwar schön, jedoch nicht lebensnotw­endig.

Aber, und jetzt kommt das große Aber: Wie, bitte, soll Fußball ohne Corner funktionie­ren? Wie will man Krankheite­n ohne Cortison heilen? Und wie sollen Naturdokum­entationen gedreht werden, wenn Cornelius Obonya nicht mehr den Text spricht?

Überhaupt muss man bei diesem Feldzug gegen Worte mit Cor- doch bitte auf die österreich­ische Identität achten. Wir Österreich­er lassen uns ja vieles gefallen – sogar bis zu vier Coronapres­sekonferen­zen der Bundesregi­erung pro Tag, den Verzicht auf ein Cornetto Erdbeer am Corso und vielleicht sogar ein Corps de Ballet mit Coronamask­en.

Soll alles sein. Aber eines geht nicht: Dass wir fortan nicht mehr in Erinnerung­en an das Wunder von Córdoba schwelgen dürfen. Alles darf man uns nehmen, notfalls sogar das Cordon bleu. Aber Córdoba nicht!

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