Er bäckt zu Ostern traditionelle Fochezn
Aus der Mode gekommen sind hingegen Antlass-Eier-Bräuche: Sie sollten Haus und Hof vor Blitz und anderem Unheil schützen.
Sie sind kreisrund und haben einen Durchmesser von bis zu 40 Zentimetern. Im Oberpinzgau stellt Bäcker Heimo Tildach die selten gewordenen Osterbackwerke noch her. Kurios sind auch fast schon in Vergessenheit geratene Antlass-Eier-Bräuche.
STEFANIE SCHENKER
Der Mittersiller Bäcker Heimo Tildach gehört zu jenen Bäckern, der noch Fochezn macht. Diese kreisrunden, ursprünglich aus weißem Brotteig bestehenden Backwerke zählen vor allem im Oberpinzgau zu den österlichen Bräuchen. „Häufig wurden sie durch Gabelstiche mit Mustern verziert, in vielen Fällen wurde auch das christliche IHS aufgestempelt“, beschreibt Michael Greger, der Leiter des Landesinstituts für Volkskunde.
„Wir verwenden mittlerweile Germteig – und weil es unsere Kunden so mögen, geben wir Rosinen hinein“, verrät Tildach. Geblieben ist das Muster, das mit der Gabel hineingedrückt wird. Es unterscheidet sich je nach Region – bei der Bäckerei Tildach ist es ein Stern, die den „Fochaz“wie er dort heißt – verziert.
Die bis zu 40 Zentimeter großen Osterflecken gibt es auch noch in anderen Regionen: Im „Österreichischen Volkskundeatlas“werden „gestichelte Osterfladen“aus Oberndorf erwähnt. Im Pinzgau werden sie auch „Flecken“oder „Scheibenbrot“genannt, in Neukirchen, Hollersbach oder Bramberg „Fochezenbrot“, berichtet Michael Greger. Im Flachgau setzte sich eher der „Schlögel“bzw. der Striezel oder Zopf durch.
Die Osterpinzen, die ursprünglich aus dem slowenischen oder norditalienischen Raum zu uns kamen, sind erst seit wenigen Jahrzehnten Mode. Das gilt auch für die Häschen oder geflochtenen Kränze und Nesterl aus Briocheteig.
Nachdem Ostern heuer in erster Linie in den eigenen vier Wänden stattfinden wird, liegt die Frage nahe, welche Osterbräuche sich dort abspielen. Da wäre das immer noch beliebte Eierpecken: Das eingeschlagene Ei muss man dem Gegner überlassen. „Sehr Schlaue benutzten früher mit Pech gefüllte Eier oder Perlhuhneier oder sehr alte Eier, die eine härtere Schale hatten“, berichtet Michael Greger.
Selten geworden sind hingegen Antlass-Ei-Bräuche. Der Name „Antlass“bezieht sich auf den Gründonnerstag, an dem man aus der Kirchenbuße entlassen wurde. Bei den Antlass-Eiern handelt es sich um Eier, die von Gründonnerstag bis Karsamstag gelegt wurden – ihnen wurde eine besondere Wirkung nachgesagt. „Das Gründonnerstags-Ei war das ,Wetter-Ei‘, das Häuser und Gebäude vor Blitzschlag oder Feuersbrunst beschützen sollte“, erklärt Greger. Diese Eier wurden an Hängen und Bachufern vergraben, um vor Muren und Hochwasser zu schützen, in Türschwellen eingezimmert oder auf dem Dachboden aufgehängt. Manchmal wurden die Eier auch über den Dachfirst geworfen, wieder eingesammelt und verbrannt. „Es gibt sogar dokumentierte Fälle, in denen so ein Antlass-Ei im Handschuhfach eines Autos mitgeführt wurde“, sagt Michael Greger. Das KarfreitagsEi wiederum wurde den Männern zugedacht – es schützte vor Verletzungen beim Holzarbeiten oder Fuhrwerken. Vom Karsamstags-Ei wiederum versprachen sich werdende Mütter Erleichterungen beim Entbinden. Um in den Genuss dieser Schutzwirkung zu kommen, wurden die Eier in der Regel verzehrt.
„Antlass-Eier wurden sogar im Handschuhfach mitgeführt.“
Michael Greger, Brauch-Experte