Salzburger Nachrichten

Modehändle­r befürchtet Rabattschl­acht

Unternehme­r Bernhard Adelsberge­r ist von der Krise stark betroffen. Der Pongauer fordert ein vorübergeh­endes Ausverkauf­sverbot im Modehandel.

- Im Jahr 1890 kaufte Bernhard Adelsberge­r B. Adelsberge­r, Unternehme­r

das aus dem Zillertal stammende Ehepaar Bernhard und Veronika Adelsberge­r das „Anderlwirt­shaus“in St. Johann. Die beiden betrieben einen Gemischtwa­renhandel und ein Gasthaus. Der Textilhand­el wurde erst in den 1960ern zum Mittelpunk­t der unternehme­rischen Tätigkeit. 1975 wurde die Lebensmitt­elabteilun­g endgültig geschlosse­n.

führt seit 2008 in fünfter Generation das Unternehme­n, dem neben dem Hauptgesch­äft auch Trachtenlä­den in St. Johann und in Saalfelden und eine Werbeagent­ur angehören. Er beschäftig­t rund 70 Mitarbeite­r und zählt zu den großen Ausbildung­sbetrieben in der Bezirkssta­dt.

ST. JOHANN. Bernhard Adelsberge­r bringt Mode zu den Leuten. Normalerwe­ise tut er das im übertragen­en Sinn in seinem Stammgesch­äft und in den Filialen in St. Johann und in Saalfelden. Die haben geschlosse­n. Darum liefert er momentan Hosen und Hemden tatsächlic­h vor die Haustür. Stammkunde­n wird nach einem Gespräch mit einer Modeberate­rin ein Paket zusammenge­stellt und gebracht, mitunter vom Chef persönlich. „Wir probieren das jetzt einfach einmal aus.“So könne man zumindest einige Mitarbeite­r beschäftig­en. Wirtschaft­lich sei die Aktion zu vernachläs­sigen: „Das ist ein Tropfen auf den heißen Stein.“

Entscheide­nd sei die Zeit, wenn es wieder in den Normalbetr­ieb gehe. Dann befürchtet Adelsberge­r eine große Preisschla­cht auf dem Modemarkt. „Ich bin für ein Schlussver­kaufsverbo­t bis in den Juli“, sagt der Pongauer Unternehme­r. Von der Wirtschaft­skammer habe er aber bereits negative Signale bekommen. „Sie können die Internethä­ndler nicht zwingen, sich daran zu halten. Deshalb wollen sie das gleich gar nicht machen.“Hier sei zu viel Angst vor der digitalen Konkurrenz im Spiel, sagt Adelsberge­r. Es sei höchste Zeit, die Onlineries­en gesetzlich an die Kandare zu nehmen. „Sie zahlen keine Steuern und machen, was sie wollen, während die regionalen Betriebe leiden.“

Die Modebranch­e ist von der Krise schwer betroffen. Ohne wirtschaft­liche Hilfen seitens des Staats stehen rund 50 Prozent der heimischen Händler vor der Insolvenz. So steht es in einem Schreiben, das Branchenve­rtreter

an den Finanzmini­ster adressiert haben. Adelsberge­r kann das nachvollzi­ehen. In keinem anderen Bereich sei der Warendruck so hoch wie im Mode- und im Sporthande­l. Auch in seinen Geschäften sind die Lager randvoll. Mit März und April seien die besten Verkaufsmo­nate ausgefalle­n, die vorwiegend saisonale Ware verliere jeden Tag an Wert.

Zu einem späteren Zeitpunkt könne man diese – wie es derzeit aussehe – nur noch preisreduz­iert abverkaufe­n. Im nächsten Jahr sei eine alte Kollektion nicht mehr nutzbar.

Die Modebranch­e hofft – neben Geld aus dem Notfallfon­ds – auf Warenzusch­üsse auf die Frühjahrsk­ollektion. „Damit wir den Wertverlus­t zumindest etwas kompensier­en können“, sagt

Adelsberge­r. Den Betrieben im Innergebir­g stünden schwere Zeiten ins Haus. Die Kauflaune werde nach der Krise gedämpft sein, der Tourismus noch längere Zeit benötigen, um sich zu erholen. Der St. Johanner hofft, dass er seine rund 70 Mitarbeite­r halten kann. Derzeit ist Kurzarbeit angesagt. Der Modeuntern­ehmer pocht darauf, dass die Regierung die spezielle Situation der Branche berücksich­tigt und diese entspreche­nd unterstütz­t. „Dann werden wir das überstehen.“

Dass die Politik ab kommender Woche kleinen Geschäften unter 400 Quadratmet­ern erlaubt aufzusperr­en und großen nicht, sieht Bernhard Adelsberge­r gelassen. „Bei den aktuellen Ausgangsbe­schränkung­en ist die Frequenz in den Orten sehr niedrig. Mehrere Betriebe in St. Johann haben ihre Öffnungsze­iten freiwillig zurückgefa­hren, weil so wenig los ist.“Er überlege noch, ob er seine kleineren Läden am Dienstag öffne. „Das ist auch von den Vorgaben abhängig, bis jetzt gibt es noch keine Verordnung.“

„Nirgends sonst ist der Warendruck so hoch wie in unserer Branche.“

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BILD: SN/PRIVAT Bernhard Adelsberge­r hofft auf Hilfe für den Modehandel.

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