Modehändler befürchtet Rabattschlacht
Unternehmer Bernhard Adelsberger ist von der Krise stark betroffen. Der Pongauer fordert ein vorübergehendes Ausverkaufsverbot im Modehandel.
das aus dem Zillertal stammende Ehepaar Bernhard und Veronika Adelsberger das „Anderlwirtshaus“in St. Johann. Die beiden betrieben einen Gemischtwarenhandel und ein Gasthaus. Der Textilhandel wurde erst in den 1960ern zum Mittelpunkt der unternehmerischen Tätigkeit. 1975 wurde die Lebensmittelabteilung endgültig geschlossen.
führt seit 2008 in fünfter Generation das Unternehmen, dem neben dem Hauptgeschäft auch Trachtenläden in St. Johann und in Saalfelden und eine Werbeagentur angehören. Er beschäftigt rund 70 Mitarbeiter und zählt zu den großen Ausbildungsbetrieben in der Bezirksstadt.
ST. JOHANN. Bernhard Adelsberger bringt Mode zu den Leuten. Normalerweise tut er das im übertragenen Sinn in seinem Stammgeschäft und in den Filialen in St. Johann und in Saalfelden. Die haben geschlossen. Darum liefert er momentan Hosen und Hemden tatsächlich vor die Haustür. Stammkunden wird nach einem Gespräch mit einer Modeberaterin ein Paket zusammengestellt und gebracht, mitunter vom Chef persönlich. „Wir probieren das jetzt einfach einmal aus.“So könne man zumindest einige Mitarbeiter beschäftigen. Wirtschaftlich sei die Aktion zu vernachlässigen: „Das ist ein Tropfen auf den heißen Stein.“
Entscheidend sei die Zeit, wenn es wieder in den Normalbetrieb gehe. Dann befürchtet Adelsberger eine große Preisschlacht auf dem Modemarkt. „Ich bin für ein Schlussverkaufsverbot bis in den Juli“, sagt der Pongauer Unternehmer. Von der Wirtschaftskammer habe er aber bereits negative Signale bekommen. „Sie können die Internethändler nicht zwingen, sich daran zu halten. Deshalb wollen sie das gleich gar nicht machen.“Hier sei zu viel Angst vor der digitalen Konkurrenz im Spiel, sagt Adelsberger. Es sei höchste Zeit, die Onlineriesen gesetzlich an die Kandare zu nehmen. „Sie zahlen keine Steuern und machen, was sie wollen, während die regionalen Betriebe leiden.“
Die Modebranche ist von der Krise schwer betroffen. Ohne wirtschaftliche Hilfen seitens des Staats stehen rund 50 Prozent der heimischen Händler vor der Insolvenz. So steht es in einem Schreiben, das Branchenvertreter
an den Finanzminister adressiert haben. Adelsberger kann das nachvollziehen. In keinem anderen Bereich sei der Warendruck so hoch wie im Mode- und im Sporthandel. Auch in seinen Geschäften sind die Lager randvoll. Mit März und April seien die besten Verkaufsmonate ausgefallen, die vorwiegend saisonale Ware verliere jeden Tag an Wert.
Zu einem späteren Zeitpunkt könne man diese – wie es derzeit aussehe – nur noch preisreduziert abverkaufen. Im nächsten Jahr sei eine alte Kollektion nicht mehr nutzbar.
Die Modebranche hofft – neben Geld aus dem Notfallfonds – auf Warenzuschüsse auf die Frühjahrskollektion. „Damit wir den Wertverlust zumindest etwas kompensieren können“, sagt
Adelsberger. Den Betrieben im Innergebirg stünden schwere Zeiten ins Haus. Die Kauflaune werde nach der Krise gedämpft sein, der Tourismus noch längere Zeit benötigen, um sich zu erholen. Der St. Johanner hofft, dass er seine rund 70 Mitarbeiter halten kann. Derzeit ist Kurzarbeit angesagt. Der Modeunternehmer pocht darauf, dass die Regierung die spezielle Situation der Branche berücksichtigt und diese entsprechend unterstützt. „Dann werden wir das überstehen.“
Dass die Politik ab kommender Woche kleinen Geschäften unter 400 Quadratmetern erlaubt aufzusperren und großen nicht, sieht Bernhard Adelsberger gelassen. „Bei den aktuellen Ausgangsbeschränkungen ist die Frequenz in den Orten sehr niedrig. Mehrere Betriebe in St. Johann haben ihre Öffnungszeiten freiwillig zurückgefahren, weil so wenig los ist.“Er überlege noch, ob er seine kleineren Läden am Dienstag öffne. „Das ist auch von den Vorgaben abhängig, bis jetzt gibt es noch keine Verordnung.“
„Nirgends sonst ist der Warendruck so hoch wie in unserer Branche.“