Salzburger Nachrichten

Wenn die Coronakris­e sogar zur Chance wird

Die Zeller Eisbären steigen aus der Alps Hockey League aus. Nun wird eine österreich­ische zweite Eishockey-Liga angestrebt.

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SALZBURG. Es war eine Meldung, die zu Beginn der Coronakris­e natürlich fast untergegan­gen ist: Der Vorstand der Zeller Eisbären trat geschlosse­n zurück, die Zukunft in der Alps Hockey League sei ungewiss.

„Ja, das stimmt“, sagt nun einige Wochen später der einstige EK-Zell-Obmann Manfred Pfeifenber­ger, der aktuell auf der Suche nach einem Nachfolger ist. „Die Entscheidu­ng hat aber nichts mit der Coronakris­e zu tun. Bereits im Sommer 2019 haben wir bei einer Sitzung in Kitzbühel festgelegt, dass der EK Zell unter diesen Rahmenbedi­ngungen an der Saison 2020/21 nicht mehr teilnehmen wird.“Die Liga sei für Clubs wie Zell nicht mehr zu stemmen. „Ich bräuchte zwei Angestellt­e im Büro nur für den Spielbetri­eb. Das ist nicht drinnen“, sagt der Ex-Obmann. Auch die hohe Anzahl an Spielen in der 18er-Liga mit Teams aus Österreich, Slowenien und Italien sei ein Problem. „Wir sind auf viele ehrenamtli­che Mitarbeite­r angewiesen, um den Spielbetri­eb abzuwickel­n, also im Ticketverk­auf, Zeitnahmen, VIP-Club und so weiter. Die finden wir bei so einem dichten Spielplan immer seltener.“

Dass die Liga noch zu Wochenbegi­nn stolz die Meldung verkündet hat, dass alle 18 Clubs für die kommende Saison gemeldet hätten, sei nur die halbe Wahrheit. „Die Nennfrist war der 27. Februar, da haben wir pro forma genannt, um nicht zwischen allen Stühlen zu sitzen.“Aber Tatsache bleibt: Der EK Zell wird nicht mehr in der AHL spielen. Da sieht man sich sogar als Vorreiter. „Viele Clubs haben uns hinter vorgehalte­ner Hand recht gegeben, aber gesagt haben es bis jetzt nur wir“, sagt Pfeifenber­ger, der nun auf eine ganz andere Lösung setzt – auch dank der Coronakris­e. Ihm schwebt eine österreich­ische Lösung vor, also eine heimische zweite Liga, mit den Vorarlberg­er Teams, einigen Farmteams „und eventuell Teams wie Kapfenberg oder Zeltweg“. Das sei für Clubs wie Zell, Kitzbühel oder Bregenzerw­ald finanzierb­ar. „Wenn andere Teams die AHL wegen der höheren sportliche­n Wertigkeit bevorzugen, ist das auch okay.“Der aktuelle Plan B lautet im Notfall Kärntner Liga. „Es wird nächstes Jahr mit Sicherheit einen Spielbetri­eb geben, im Notfall spielen wir ein Jahr in Kärnten mit.“Belastend sei nur, dass man derzeit kaum Planungssi­cherheit habe. „Wir haben die Hotellerie, die Gastronomi­e und die Bergbahnen als Sponsor. Zu denen brauche ich derzeit nicht wegen eines Sponsoring­s für die kommende Saison gehen.“

„Viele Clubs haben uns hinter vorgehalte­ner Hand recht gegeben.“M. Pfeifenber­ger, Ex-Obmann

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BILD: SN/KRUG Der Spielbetri­eb in Zell am See geht weiter. Offen ist nur, in welcher Liga.

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