Hoffentlich ein Schritt vor, aber nicht zwei zurück
Ob die sanfte Wiederbelebung der Wirtschaft zu steigenden Covid-19-Zahlen führt, hängt von uns selbst ab.
Österreich geht einen Schritt in Richtung neue Normalität. Kleinere Geschäfte und Baumärkte sperren wieder auf. Die Kundinnen und Kunden müssen ebenso wie die Mitarbeiter Masken tragen, die Hände desinfizieren, möglichst einzeln eintreten. Die Menschen dürfen sich nicht mehr nur mit dem Allernotwendigsten versorgen, sondern sie dürfen auch Dinge einkaufen, die sie nicht zum Überleben brauchen, die sie aber haben möchten.
Das macht den großen Unterschied zwischen Karsamstag und dem Dienstag nach Ostern aus: Es gibt ein kleines bisschen mehr Freiheit. Man darf auch wieder Dinge tun, die nicht unbedingt sein müssen.
Viele fragen sich, warum nicht gleich alle Läden geöffnet werden. Warum die Einkaufszentren mit Ausnahme der Lebensmittelläden, der Drogeriemärkte, Apotheken, Trafiken oder Handyshops weiterhin zuhaben. Warum die Restaurants, Kaffeehäuser und Gastwirtschaften nicht zumindest auf den Terrassen etwas servieren dürfen. Warum man auf den ersten Friseurtermin noch bis mindestens 2. Mai warten muss.
Die Regierung und die Experten haben sich bei dieser etappenweisen und sanften Wiederbelebung der Wirtschaft etwas gedacht. Erstens sollen distanzlose Massenbewegungen verhindert werden. Zweitens
sollen die Menschen erst nach und nach an die Möglichkeit gewöhnt werden, sich wieder mehr im öffentlichen Raum zu bewegen und zu konsumieren, aber gleichzeitig Hygiene- und Abstandsregeln einzuhalten.
Es geht darum, dass wir jetzt nicht einen Schritt nach vorn und dann zwei zurück machen. Der schmale und lange Pfad zur altgewohnten Freiheit darf nicht in einem neuen Ansteckungsexzess münden. Plötzlich wieder exponentiell mehr infizierte Menschen, mehr in den Spitälern und mehr auf den Intensivstationen als direkte Folge einer Lockerung der Einschränkungen, das hätte wohl die sofortige Rückkehr zum kompletten Shutdown zur Folge.
Es liegt jetzt auch sehr viel an uns selbst, ob wir den positiven Kurs in ein neues Leben beibehalten können. Vielen von uns fällt bereits die Decke auf den Kopf. Manche werden depressiv, andere aggressiv, einige eigenbrötlerisch. Der allgemeine Zustand lässt niemanden unberührt. Deshalb müssen wir ihn so bald wie möglich überwinden. Das geht aber nur mit Augenmaß und Vernunft. Dann können wir wieder zu dem werden, was wir von Natur aus sind: Menschen als soziale Wesen.