Chaos und ein Rücktrittsgesuch in der Türkei
Recep Tayyip Erdoğan kriegt die Coronakrise nicht in den Griff.
Die Maßnahme sollte Menschenleben retten, aber sie dürfte das Gegenteil bewirkt haben: Kaum hatte der türkische Innenminister Süleyman Soylu am vergangenen Freitagabend eine zwei Stunden später in Kraft tretende Ausgangssperre für 31 Städte und Provinzen angekündigt, strömten Hunderttausende Menschen auf die Straßen und stürmten in Panik die wenigen noch offenen Geschäfte, um sich mit Lebensmitteln einzudecken. Unzählige dürften sich in dem Gedränge das Coronavirus eingefangen haben. Am Sonntag übernahm Soylu die Verantwortung für das Durcheinander und reichte seinen Rücktritt ein. Staatschef Erdoğan nahm die Demission jedoch nicht an, der Innenminister bleibt im Amt.
Die vermasselte Ausgangssperre ist ein weiteres Beispiel für das konfuse Coronakrisenmanagement in der Türkei. Erdoğan spielte das Risiko anfangs herunter und verhinderte Ausgangssperren, um die angeschlagene Wirtschaft nicht noch mehr zu schwächen. Am Montag gab es in der Türkei 57.000 gemeldete Infektionen.