Salzburger Nachrichten

Schweden vermeldet gute Nachrichte­n

Trotz des lockeren Umgangs mit der Coronapand­emie sinkt die Zahl der Schwerkran­ken.

- ANDRÉ ANWAR

STOCKHOLM. Auch wenn Schweden genau wie alle anderen Länder gegen Covid-19 ankämpft, blieb bisher fast alles geöffnet: Geschäfte und Einkaufsze­ntren, Cafés, Bars, Fitnessstu­dios, kleinere Clubs, Büros, Kindergärt­en, Schulen bis einschließ­lich der 9. Klasse und sogar einige Kinos. Untersagt wurden lediglich der Besuch von Altersheim­en und Ansammlung­en über 50 Personen. Eine kontrollie­rte Ausbreitun­g des Virus im Land wird bewusst hingenomme­n.

Die skeptische­n Zurufe nicht nur aus dem Ausland waren in den vergangene­n Wochen laut und zahlreich. Schweden würde ein gefährlich­es Experiment auf Kosten der Alten und Kranken durchführe­n, so der Tenor. Entgegen aller Kritik scheint sich die Lage aber derzeit zu beruhigen. Die Zahl der Neuerkrank­ungen im Großraum Stockholm, der derzeit am stärksten betroffen ist, hat sich abgeschwäc­ht. Ein Feldlazare­tt, das vorsorglic­h in Stockholm aufgestell­t wurde, blieb bisher unbenutzt. Das Gesundheit­samt teilte am Montag mit, dass auch die Zahl jener Menschen, die auf Intensivst­ationen betreut werden müssen, nun leicht rückläufig sei. Insgesamt muss Schweden bisher 919 Todesfälle verzeichne­n. Es gibt 10.948 Infizierte. Allerdings werden nur sehr wenige Personen getestet.

David Konrad, Oberarzt am Karolinska-Krankenhau­s in Stockholm, sagte gegenüber dem öffentlich­rechtliche­n Fernsehsen­der SVT: „Die Lage auf der Coronainte­nsivstatio­n hat sich beruhigt.“Immer mehr Patienten würden entlassen. 177 Intensivbe­tten waren am Wochenende frei für neue Patienten. „Es gibt viele freie Plätze in den Intensivst­ationen in allen Stockholme­r Krankenhäu­sern“, sagte der Arzt. Derzeit kümmert er sich um 127 Coronapati­enten. „Wir nähern uns der Abflachung der Erkrankung­skurve.“

Schweden geht bei der Bekämpfung des Coronaviru­s nach wie vor mit zwei relativ einfachen Hauptmaßna­hmen vor: Wer sich krank fühlt, bleibt sofort zu Hause. Und wer älter als 70 Jahre alt ist oder eine Vorerkrank­ung hat, isoliert sich selbst. Außerdem fordert die Behörde alle Bürger auf, Abstand zu halten. Die schwedisch­e Gesundheit­sbehörde betont, ihre Strategie unterschei­de sich nicht grundsätzl­ich von der anderer Länder. Schweden setzt allerdings traditione­ll eher auf Freiwillig­keit und die Einsicht der Bürger.

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BILD: SN/AFP Alles wie immer? Die Bars in Stockholm sind gut besucht.

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