Schweden vermeldet gute Nachrichten
Trotz des lockeren Umgangs mit der Coronapandemie sinkt die Zahl der Schwerkranken.
STOCKHOLM. Auch wenn Schweden genau wie alle anderen Länder gegen Covid-19 ankämpft, blieb bisher fast alles geöffnet: Geschäfte und Einkaufszentren, Cafés, Bars, Fitnessstudios, kleinere Clubs, Büros, Kindergärten, Schulen bis einschließlich der 9. Klasse und sogar einige Kinos. Untersagt wurden lediglich der Besuch von Altersheimen und Ansammlungen über 50 Personen. Eine kontrollierte Ausbreitung des Virus im Land wird bewusst hingenommen.
Die skeptischen Zurufe nicht nur aus dem Ausland waren in den vergangenen Wochen laut und zahlreich. Schweden würde ein gefährliches Experiment auf Kosten der Alten und Kranken durchführen, so der Tenor. Entgegen aller Kritik scheint sich die Lage aber derzeit zu beruhigen. Die Zahl der Neuerkrankungen im Großraum Stockholm, der derzeit am stärksten betroffen ist, hat sich abgeschwächt. Ein Feldlazarett, das vorsorglich in Stockholm aufgestellt wurde, blieb bisher unbenutzt. Das Gesundheitsamt teilte am Montag mit, dass auch die Zahl jener Menschen, die auf Intensivstationen betreut werden müssen, nun leicht rückläufig sei. Insgesamt muss Schweden bisher 919 Todesfälle verzeichnen. Es gibt 10.948 Infizierte. Allerdings werden nur sehr wenige Personen getestet.
David Konrad, Oberarzt am Karolinska-Krankenhaus in Stockholm, sagte gegenüber dem öffentlichrechtlichen Fernsehsender SVT: „Die Lage auf der Coronaintensivstation hat sich beruhigt.“Immer mehr Patienten würden entlassen. 177 Intensivbetten waren am Wochenende frei für neue Patienten. „Es gibt viele freie Plätze in den Intensivstationen in allen Stockholmer Krankenhäusern“, sagte der Arzt. Derzeit kümmert er sich um 127 Coronapatienten. „Wir nähern uns der Abflachung der Erkrankungskurve.“
Schweden geht bei der Bekämpfung des Coronavirus nach wie vor mit zwei relativ einfachen Hauptmaßnahmen vor: Wer sich krank fühlt, bleibt sofort zu Hause. Und wer älter als 70 Jahre alt ist oder eine Vorerkrankung hat, isoliert sich selbst. Außerdem fordert die Behörde alle Bürger auf, Abstand zu halten. Die schwedische Gesundheitsbehörde betont, ihre Strategie unterscheide sich nicht grundsätzlich von der anderer Länder. Schweden setzt allerdings traditionell eher auf Freiwilligkeit und die Einsicht der Bürger.