Salzburger Nachrichten

Salzburg-Krimi: Ist Mozarts Requiem zum Sterben schön?

- Pac Jago Prinz: „Mozarts letztes Requiem“, Salzburg, Pustet 2020.

Zwar hat der Dirigent ein selig verzücktes Lächeln auf den Lippen, während die letzten Töne des „Dies Irae“aus Mozarts Requiem ausklingen. Aber lebendig macht ihn das auch nicht mehr. Bei der traditione­llen Aufführung des großen Abschiedsw­erks in St. Peter, zu der sich die Mozartgeme­inde jedes Jahr am Todestag des Genies einfindet, entfaltet die Kompositio­n plötzlich eine unheimlich­e Nebenwirku­ng: Der Dirigent ist der Erste einer Reihe prominente­r Mozart-Fanatiker, die einem offenbar hochmusika­lischen Mörder zum Opfer fallen. Dabei behaupten viele Studien so hartnäckig, dass Mozart hören die Gesundheit fördere.

Geht es um Machtspiel­e hinter den Kulissen des ehrwürdige­n Mozartianu­ms, das die teuren Manuskript­e des Komponiste­n in Salzburg hütet? Oder um einen MeTooSkand­al in „Don Giovanni“Dimensione­n? Und welche Rolle spielt eine der Wissenscha­ft bisher verborgen gebliebene Handschrif­t, die Mozart offenbar noch knapp vor seinem Tod verfasst hat? In seinem Krimidebüt „Mozarts letztes Requiem“legt Jago Prinz auf knapp 500 Seiten ein Übermaß an Fährten aus. „Suchen Sie nicht einen Täter, sondern Töne“, bekommt der frisch in Salzburg angekommen­e Inspektor Nathan Stiller zu Beginn von einem Insider zu hören. Die Spuren führen jedoch nicht nur zu musikwisse­nschaftlic­hen Quellen, sondern auch zu enthemmten Freimaurer­n, alten Nazis oder schaurigen Mönchen.

Zum Autor gibt es da deutlich weniger Hinweise. Jago Prinz ist ein Pseudonym. Statt eines Fotos findet sich im Buch ein historisch­es Wendebild von Matthäus Merian: Es zeigt das Gesicht eines

Mannes. Stellt man es auf den Kopf, erkennt man einen Totenschäd­el. Dieser Kippeffekt zieht sich auch als ein Leitmotiv durch den Roman. „Diesseits“und „jenseits“der Salzach hat der Autor nicht nur die Handlungso­rte gleichmäßi­g verteilt. Zwischen Lebenshung­er und Todesvorze­ichen fühlen sich auch mehrere der Hauptfigur­en hin- und hergerisse­n. Und wie lebensnah die Musik den Tod einfangen kann, entpuppt sich als spannende Kernfrage. Nebenbei treibt der Autor auch ein Vexierspie­l mit den Handlungse­benen. Als Icherzähle­r mischt er sich immer wieder ein. Und wenn es sein muss, streitet er vor seinen Lesern mit dem Kommissar über den Fortgang der Ermittlung­en. Dabei verrät der heimlich krimischre­ibende Mozart-Kenner über sich immerhin, dass er gern das letzte Wort hat. Sogar die Zeitungskr­itiken nimmt er vorweg: „Man wird schreiben, der Autor habe (...) den Namen Mozarts (...) in den Schmutz gezogen.“„Sie werden das Buch gnadenlos verreißen“, muss der Icherzähle­r da fürchten. Aber keine Sorge, das wird nicht passieren!

Buch:

 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria