Salzburg-Krimi: Ist Mozarts Requiem zum Sterben schön?
Zwar hat der Dirigent ein selig verzücktes Lächeln auf den Lippen, während die letzten Töne des „Dies Irae“aus Mozarts Requiem ausklingen. Aber lebendig macht ihn das auch nicht mehr. Bei der traditionellen Aufführung des großen Abschiedswerks in St. Peter, zu der sich die Mozartgemeinde jedes Jahr am Todestag des Genies einfindet, entfaltet die Komposition plötzlich eine unheimliche Nebenwirkung: Der Dirigent ist der Erste einer Reihe prominenter Mozart-Fanatiker, die einem offenbar hochmusikalischen Mörder zum Opfer fallen. Dabei behaupten viele Studien so hartnäckig, dass Mozart hören die Gesundheit fördere.
Geht es um Machtspiele hinter den Kulissen des ehrwürdigen Mozartianums, das die teuren Manuskripte des Komponisten in Salzburg hütet? Oder um einen MeTooSkandal in „Don Giovanni“Dimensionen? Und welche Rolle spielt eine der Wissenschaft bisher verborgen gebliebene Handschrift, die Mozart offenbar noch knapp vor seinem Tod verfasst hat? In seinem Krimidebüt „Mozarts letztes Requiem“legt Jago Prinz auf knapp 500 Seiten ein Übermaß an Fährten aus. „Suchen Sie nicht einen Täter, sondern Töne“, bekommt der frisch in Salzburg angekommene Inspektor Nathan Stiller zu Beginn von einem Insider zu hören. Die Spuren führen jedoch nicht nur zu musikwissenschaftlichen Quellen, sondern auch zu enthemmten Freimaurern, alten Nazis oder schaurigen Mönchen.
Zum Autor gibt es da deutlich weniger Hinweise. Jago Prinz ist ein Pseudonym. Statt eines Fotos findet sich im Buch ein historisches Wendebild von Matthäus Merian: Es zeigt das Gesicht eines
Mannes. Stellt man es auf den Kopf, erkennt man einen Totenschädel. Dieser Kippeffekt zieht sich auch als ein Leitmotiv durch den Roman. „Diesseits“und „jenseits“der Salzach hat der Autor nicht nur die Handlungsorte gleichmäßig verteilt. Zwischen Lebenshunger und Todesvorzeichen fühlen sich auch mehrere der Hauptfiguren hin- und hergerissen. Und wie lebensnah die Musik den Tod einfangen kann, entpuppt sich als spannende Kernfrage. Nebenbei treibt der Autor auch ein Vexierspiel mit den Handlungsebenen. Als Icherzähler mischt er sich immer wieder ein. Und wenn es sein muss, streitet er vor seinen Lesern mit dem Kommissar über den Fortgang der Ermittlungen. Dabei verrät der heimlich krimischreibende Mozart-Kenner über sich immerhin, dass er gern das letzte Wort hat. Sogar die Zeitungskritiken nimmt er vorweg: „Man wird schreiben, der Autor habe (...) den Namen Mozarts (...) in den Schmutz gezogen.“„Sie werden das Buch gnadenlos verreißen“, muss der Icherzähler da fürchten. Aber keine Sorge, das wird nicht passieren!
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