Salzburger Nachrichten

1948: Die faulen „Ostereier“der Austria gegen Sturm Graz

- Joachim Glaser

In den seinerzeit noch nicht so prall gefüllten Terminkale­ndern der Fußballver­eine spielten Osterturni­ere eine große und aus finanziell­en Gründen wichtige Rolle. Das war internatio­nal, national und auch bis in die kleinsten Orte langjährig­e Tradition. Je nach Kassastand hat man sich Gegner für diese Matches eingeladen. Auch in Salzburg wurden nicht nur Ostereier gesucht, sondern rollte an diesen Tagen auch der Ball – so etwa 1948. Da hatten der damalige Landesliga-Spitzenrei­ter Union-FC und Austria Salzburg gemeinsame Sache gemacht und Sturm Graz eingeladen. Das Gastspiel des steirische­n Meisters ließen sich die beiden heimischen Clubs 11.000 Schilling kosten. Dafür legten sie Eintrittsp­reise fest, die damals als „unverschäm­t“bezeichnet wurden: vier Schilling für den Stehplatz und sechs Schilling für den Sitzplatz. Jeweils 4000 kamen dennoch und mussten zwei ganz schwarze Tage des Salzburger Fußballs erleben.

An Tag eins empfing Landesmeis­ter Union-FC die Grazer in Nonntal. Schon nach zehn Minuten führten die Gäste 4:0, zur Pause 7:0 und am Ende hieß es dann 9:3. Hätten die Grazer nicht nach der Pause das Tempo gedrosselt, wäre es wohl ein zweistelli­ges Resultat geworden. Immerhin: Die Nonntaler trafen gegen die Grazer Schwarz-Weißen drei Mal ins Schwarze: Matter scorte zwei Mal, Wintschale­k traf per Elfmeter.

Tags darauf empfing die Austria in Lehen Sturm Graz. Und die vom früheren Wiener Teamspiele­r Josef Molzer trainierte­n Steirer, die stärkste Befürworte­r einer gesamtöste­rreichisch­en Liga waren (die als Staatsliga ein Jahr später auch realisiert wurde), bereiteten den heimischen Violetten mit 15:0 (7:0) eine vernichten­de Niederlage. Niemand konnte sich erinnern, dass Austria Salzburg vorher jemals so deklassier­t worden war. Und auch nachher findet sich keine ähnlich hohe Abfuhr. Damals aber wurde 90 Minuten lang gezeigt, wie weit der Salzburger Fußball (noch) dem Niveau auf Bundeseben­e nachhinkte. Resigniere­nd kommentier­te der Reporter vom „Salzburger Tagblatt“damals: „Wir sind froh, dass Ostern wieder vorbei ist.“

Aber die Debakel gingen in den folgenden Wochen, als Salzburgs Vereine wieder Gäste eingeladen hatten, weiter. Der Wr. Sportclub siegte gegen den Union-FC 5:0 und gegen den SAK 6:1, Admira (mit dem aufstreben­den Erich Probst) schoss den Union-FC 10:3 vom Platz, Rapid Wien gewann beim SAK 5:2. Die Kluft wurde erst später kleiner.

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BILD: SN/ARCHIV Rudi Krammer zeigte große Paraden im Austria-Tor.

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