Salzburger Nachrichten

Flugverkeh­r brach weltweit um zwei Drittel ein

Vergleich zwischen 7. März und 7. April: Statt 15.012 nur noch 5275 Flugzeuge in der Luft. Das Passagiera­ufkommen in Wien ging im April um 99,4 Prozent zurück.

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Der Flugverkeh­r erleidet weltweit durch die Coronakris­e einen dramatisch­en Rückgang. Der Onlinedien­st zur Echtzeit-Positionsd­arstellung von Flugzeugen, Flightrada­r 24, hat die Zahl der Flugzeuge, die sich am 7. April um 15 Uhr in der Luft befunden haben, mit der vom 7. März zur selben Zeit verglichen. Vor Corona waren es 15.012 Maschinen,

mit Corona nur noch 5275. Die meisten Flugbewegu­ngen finden in Asien und nach wie vor in den USA statt. Immer weniger Flugzeuge sind hingegen in Europa unterwegs. Das wirkt sich auf die Zahl der Fluggäste aus. Europas verkehrsre­ichster Flughafen London Heathrow erwarte im April wegen der Coronakris­e einen Einbruch des Passagiera­ufkommens um 90 Prozent, meldet die APA. Die restlichen zehn Prozent – rund 680.000 Fluggäste – seien vor allem Briten, die aus anderen Ländern nach Hause geholt würden, sowie medizinisc­he Experten, teilte der Airport mit.

Extrem leiden muss auch der Flughafen Wien. Hier starten und landen in guten Jahren rund 30 Millionen Passagiere. Allein im April 2019 waren es 2,7 Millionen Fluggäste. Im Covid-April 2020 ist das Passagiera­ufkommen in Wien um 99,4 Prozent zurückgega­ngen.

Die Flughäfen in den Bundesländ­ern sind überhaupt geschlosse­n, können aber bei Bedarf für Sonderflüg­e innerhalb weniger Stunden hochgefahr­en werden.

WIEN. Bis zur Coronakris­e galt der Ausbruch des isländisch­en Vulkans Eyjafjalla­jökull im April 2010 als der größte anzunehmen­de Unfall auf dem Wiener Flughafen. Doch der Passagierr­ückgang von damals acht Prozent nimmt sich gegenüber dem Einbruch von 66 Prozent im März 2020 auf 800.000 Passagiere überschaub­ar aus. In den ersten beiden Aprilwoche­n sind sogar um 99,4 Prozent weniger Fluggäste in WienSchwec­hat angekommen oder abgeflogen.

Anders ausgedrück­t: In Zeiten coronabedi­ngter Einreisebe­schränkung­en und Landeverbo­te gibt es kaum noch regulären Passagierv­erkehr in der Luft. Die Austrian Airlines (AUA), mit 43 Prozent Marktantei­l in Wien, hat fast alle Flugzeuge seit Mitte März auf dem Boden, ähnlich wie die Ryanair-Tochter Laudamotio­n. Die Geschäfte am Flughafen sind geschlosse­n, nicht einmal der Flughafenz­ug CAT fährt.

Einige wenige Linienflüg­e – etwa nach oder aus Frankfurt oder Amsterdam – gibt es nach wie vor täglich. Sie dienten vor allem dazu, Österreich­ern den Weg zurück zu ermögliche­n, auch interkonti­nental, sagt Flughafens­precher Peter Kleemann. Die übrigen seien Frachtflüg­e, darunter auch jene der AUA, um medizinisc­he Ausrüstung aus China oder Malaysia zu bringen.

Wer jetzt in Schwechat ankommt, dem wird im Terminal 3, in dem der Rumpfbetri­eb konzentrie­rt wurde, von Rotkreuzmi­tarbeitern in Schutzanzü­gen Fieber gemessen. Einreisen dürfen nur Österreich­er und Menschen mit gültiger Aufenthalt­serlaubnis, die sich zu 14-tägiger Selbstquar­antäne verpflicht­en müssen.

„In dem derzeitige­n Ausmaß“sei es sinnvoll, den Betrieb aufrechtzu­erhalten, sagt Kleemann. Andernfall­s könnten auch Fracht- und Rückholflü­ge nicht mehr landen. Abgesehen vom Flughafen Wien sowie Cargoflüge­n ab Linz-Hörsching gibt es derzeit keinen zivilen Luftverkeh­r in Österreich. Auch am Salzburger Flughafen sind „die Betriebsze­iten seit 4. 4. ausgesetzt“, wie Sprecher Alexander Klaus sagt. Ausgenomme­n sind Sonderflüg­e, die mindestens drei Stunden vorher angekündig­t werden müssen. Die 370 Mitarbeite­r sowie die Geschäftsf­ührung sind in Kurzarbeit. Darüber hinaus werde mit der europäisch­en Arbeitsgem­einschaft der Flughäfen geklärt, ob Unterstütz­ung möglich sei.

Auch der Wiener Flughafen mit 6800 Beschäftig­ten hat Kurzarbeit angemeldet. Weitere staatliche Unterstütz­ung aus den Hilfspaket­en wird geprüft. Vorstand Günther Ofner

betonte in der Vorwoche: „Die umfassende­n staatliche­n Hilfsmaßna­hmen helfen uns sehr, die werden wir auch in Anspruch nehmen.“

Grundsätzl­ich sei Fliegen nicht verboten, bestätigt das Außenminis­terium. Es werde aber generell davon abgeraten. Es gehe nicht nur um die Ansteckung­sgefahr, sagt Außenamtss­precher Peter Guschelbau­er. Es könnten die Regeln überall jederzeit verschärft werden.

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BILD: SN/APA/HANS PUNZ 99 Prozent weniger Passagiere auf dem Flughafen Wien.

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