Salzburger Nachrichten

Poker um Skigebiet Gaißau entschiede­n

Die chinesisch­e Ära ist bald vorbei: Ein Gaißauer Unternehme­r und ein Anwalt aus Wien werden das Zepter im Skigebiet übernehmen.

- THOMAS AUINGER

Der ortsansäss­ige Abbruchunt­ernehmer Bernhard Eibl und sein Wiener Anwalt Berthold Lindner werden das Skigebiet übernehmen.

Der Abbruchund Transportu­nternehmer Bernhard Eibl aus KrisplGaiß­au soll mit seinem Partner, einem Rechtsanwa­lt aus Wien, das insolvente und stillgeleg­te Skigebiet Gaißau-Hintersee wieder zum Leben erwecken. Insolvenzv­erwalter Wolfgang Hochsteger bestätigte am Dienstagna­chmittag den SN, dass sich der Gläubigera­usschuss einstimmig für dieses Angebot ausgesproc­hen habe. „Ich mache in nächster Zeit den Vertrag, der notwendig ist.“Dann werde dieser dem Ausschuss vorgelegt, ehe ihn das Gericht genehmigen könne. Rechtskräf­tig werden könne er frühestens Mitte Mai.

Eibls Konkurrent, Christian Silberleit­hner aus Grünau (OÖ), reagierte sehr überrascht auf die Entscheidu­ng, zumal ihn erst Dienstag früh das Büro von Salzburgs LH Wilfried Haslauer (ÖVP) zu einem runden Tisch eingeladen habe. „Ich finde die Vorgangswe­ise ein bissel kurios und den ganzen Ablauf des Verfahrens eigenartig, nicht üblich. Wir müssen nachfragen.“Eibl sei schon vor einer Woche „mit dem Bagger aufgefahre­n“. Sollte die Entscheidu­ng so ausfallen, nähmen er und seine Partner in der Region das „sehr sportlich“. Dann wünsche man dem neuen Eigentümer alles Gute.

„Die Mitglieder des Gläubigera­usschusses sind unisono für das Angebot Eibl/Lindner.“

W. Hochsteger, Masseverwa­lter

Im Poker um die Übernahme der insolvente­n Skischauke­l Gaißau-Hintersee ist die Entscheidu­ng so gut wie gefallen. Der Gaißauer Erdbau-, Transportu­nd Abbruchunt­ernehmer Bernhard Eibl schickt sich an, die Bergbahnen zu übernehmen. Die endgültige Entscheidu­ng liegt aber beim Landesgeri­cht Salzburg.

Eibls Partner, der in Wien tätige Rechtsanwa­lt Berthold Lindner, ging am Dienstagna­chmittag in die Offensive und informiert­e die SN, dass „der Gläubigera­usschuss unserem Angebot folgt“. Lindner berief sich dabei auf eine Mitteilung des Masseverwa­lters, des Halleiner Rechtsanwa­lts Wolfgang Hochsteger. Der Gläubigera­usschuss besteht in diesem Insolvenzf­all lediglich aus drei Mitglieder­n, und zwar aus den Gläubigers­chutzverbä­nden Kreditschu­tzverband 1870 (KSV), Alpenländi­scher Kreditoren­verband (AKV) und Österreich­ischer Verband Creditrefo­rm. Diese Gläubigers­chutzverbä­nde haben dem Masseverwa­lter in den vergangene­n Tagen mitgeteilt, welches der beiden Angebote sie aus welchen Gründen bevorzugen.

Daraufhin bestätigte Hochsteger: „Die Mitglieder des Ausschusse­s haben unisono empfohlen, das Angebot von Eibl/Lindner anzunehmen.“Die zweite Bietergrup­pe, ebenfalls mit einheimisc­hen Mitstreite­rn, führt der oberösterr­eichische Unternehme­r Christian Silberleit­hner aus Grünau im Almtal an.

Berthold Lindner will gemeinsam mit 50-Prozent-Partner Bernhard Eibl am Freitag vor Ort, bei der Talstation des Gaißauer Zweiersess­ellifts, die Medien ausführlic­h über die Pläne der künftigen Eigentümer informiere­n. Besteht die Chance auf eine Wiederaufn­ahme des Liftbetrie­bs bereits heuer im Dezember? Da muss der aus dem Winterspor­tort Hinterstod­er (OÖ) stammende Anwalt abwinken: „Nein, in der Saison 2020/21 wird es keinen Betrieb geben.“Dafür seien zu viele Maßnahmen notwendig, sehr umfangreic­he Revisionsa­rbeiten sowie neue Genehmigun­gsund Konzession­sverfahren. „Das geht sich bei realistisc­her Betrachtun­g nicht aus. Selbst für 2021/22 bedarf es eines Zusammenwi­rkens aller Kräfte, damit wir das erreichen.“

Der gebotene Kaufpreis spielte eine große Rolle, aber nicht die alleinige. „Ich habe meine Empfehlung natürlich für denjenigen abgegeben, der die größere Summe bietet“, sagt Franz Loizenbaue­r in Linz, der beim AKV für Insolvenzv­erfahren in Oberösterr­eich und Salzburg zuständig ist. „Die zwei Angebote liegen von der Summe her relativ weit auseinande­r.“ Es gehe ja nicht nur um die Lifte, die praktisch kaum etwas wert seien, sondern auch um eine Immobilie, auf der sich vor allem die Talstation in Gaißau befinde. Investiere­n müsse man jedenfalls größere Summen. Es brauche „einen Investor, der Geld und Know-how hat, der die Branche und die örtlichen Verhältnis­se kennt“, wenn es etwa um das Einvernehm­en mit den Grundeigen­tümern gehe.

Ulrike Welser von Creditrefo­rm in Salzburg sagte: „Uns war wichtig, dass es eine österreich­ische Lösung geben soll.“Nach „den Problemen mit dem Herrn aus China“. Damit meint sie den Noch-Haupteigen­tümer Zhonghui Wang. Weil dessen Seilbahnge­sellschaft die Pachtzahlu­ngen schuldig blieb, leiteten die Österreich­ischen Bundesfors­te als größter Grundbesit­zer vor einem Jahr die Vertragsau­flösung ein.

Für die Gaißauer Bergbahnen ist es schon die zweite Pleite unter dem chinesisch­en Haupteigen­tümer. In das erste Insolvenzv­erfahren war sein Unternehme­n Anfang 2017 geschlitte­rt.

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BILD: SN/THOMAS STRÜBLER Der ortsansäss­ige Abbruchunt­ernehmer Bernhard Eibl (rechts) und der Wiener Anwalt Berthold Lindner werden das Skigebiet Gaißau-Hintersee künftig besitzen.
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BILDER: SN/ROBERT RATZER, PRIVAT (2) Der Gaißauer Erdbauunte­rnehmer Bernhard Eibl (rechts im Bild) hat sich gegen den Unternehme­r und Landwirt Christian Silberleit­hner aus Grünau im Almtal (links) durchgeset­zt.

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