„Ärzte arbeiten am Anschlag“
Corona erreicht Russland. Moskau erlebt Welle von Lungenentzündungen.
Ab Mittwoch müssen die Moskauer einen digitalen Passierschein haben, wenn sie sich per Pkw oder in den öffentlichen Verkehrsmitteln durch ihre Stadt bewegen wollen. Laut Behörden dient die Maßnahme der Eindämmung der Coronapandemie. Menschenrechtler warnen, die Technik könnte nach der Krise dazu dienen, die Bürger auszuspähen. Doch Proteste gegen die Überwachung regen sich kaum. Die Moskauer haben andere Sorgen.
Lange Schlangen von Ambulanzwagen, die stundenlang vor Kliniken warten, um ihre Patienten abzuliefern. Solche Bilder und Berichte kursieren im Internet.
„Die Aufnahme ist überfüllt mit Kranken. Fast alle haben Lungenentzündung“, schreibt der Bürgerrechtler Georgij Fedotow, der nach einer Pneumonie mit Erstickungsanfällen in einer Klinik landete, auf Facebook. „Ich sah schwerkranke alte Leute, die sofort auf die Intensivstation gebracht wurden.“Alle anderen kämen in gewöhnliche Zimmer, offenbar gingen die freien Betten zu Ende. „Die Ärzte arbeiten wie im Krieg.“
Gemessen an den rund 147 Millionen Einwohnern, hat Russland erst wenige Infizierte. Die offiziellen Zahlen lagen am Wochenende unter 20.000, es gab landesweit 148 Tote. Aber die Zuwachsraten sind groß. Von Sonntag auf Montag wurden 2558 neue Fälle gemeldet.
Der Publizist Maxim Schewtschenko überstand eine Lungenentzündung. Danach postete er, was er im Spital gesehen hatte. „In den Krankenhauskorridoren sitzen massenhaft Leute die Covid-19 haben.“
Laut Denis Prozenko, Chefarzt der Seuchenklinik Kommunarka, verfügen Moskaus Intensivstationen über 2500 Betten. Vizebürgermeisterin Anastasia Rakowa aber gab am Freitag bekannt, die Zahl der Covid-19-Erkrankungen habe sich gegenüber der Vorwoche von 2600 auf 5500 verdoppelt. „Krankenhäuser und Notärzte arbeiten am Anschlag.“
Moskau hat nur 2500 Intensivbetten