Salzburger Nachrichten

Coronabesc­hränkungen für Freibäder „nicht praktikabe­l“

Der Beginn der Badesaison in Österreich ist auf unbestimmt­e Zeit verschoben. Die Betreiber hoffen, noch vor den Sommerferi­en öffnen zu dürfen. Doch selbst dann blieben viele Fragen offen.

- ANDREAS TRÖSCHER

WIEN. In einem normalen April ohne Coronakris­e herrschte im Wiener Gänsehäufe­l gerade Hochbetrie­b. Becken und Bojen würden gekärchert, Wege gekehrt, Kabinentra­kte und Toiletten gesäubert. Damit am 1. Mai, wenn die Badesaison beginnt und sich bis zu 30.000 Menschen pro Tag in einem der größten Freibäder Europas tummeln, alles glänzt. Doch der heurige April ist kein normaler. „Die Badesaison ist auf unbestimmt­e Zeit verschoben“, sagt Martin Kotinsky, Sprecher der Magistrats­abteilung 44, zuständig für 17 Freibäder, die pro Sommer von rund 2,5 Millionen Besuchern geflutet werden.

„Der Mai ist auf jeden Fall gestorben. Und vom Juni wird wohl auch nicht viel übrig bleiben“, fürchtet Kotinsky. An einen Sommer mit Hitzewelle­n und geschlosse­nen Bädern will er gar nicht denken. Es reicht schon die Tatsache, dass im

Juli und August wesentlich mehr Wiener in Wien sein werden als sonst. „Die Bäder sind ja schon voll, wenn die Stadt halb leer ist“, gibt Kotinsky zu bedenken. „Wir können von Glück reden, dass wir die Donauinsel haben.“

Ein großes Problem sei die Vorlaufzei­t von vier bis sechs Wochen. Und Saisonarbe­iter können erst dann rekrutiert werden, wenn es einen Öffnungste­rmin gibt. Und den legt die Bundesregi­erung fest. Kotinsky: „Ewig können wir nicht mehr warten, sonst geht sich das bis zu den Ferien nicht aus.“

Vorlaufzei­t brauchen die drei Freibäder in der Stadt Salzburg nicht. „Wir haben unser Stammperso­nal, das schon mitten im Auswintern der Bäder ist, und können binnen kürzester Zeit öffnen, wenn das Okay kommt“, sagt Roland Oberhauser von den städtische­n Betrieben. Doch damit sind die Probleme nicht gelöst: „Für mich ist ein Bad wie eine Großverans­taltung, wie ein

Konzert. Wenn ich ein Bad aufsperre, ist einen Meter Abstand halten nicht praktikabe­l. Nicht bei der Kassa, nicht beim Buffet, nicht bei der Wasserruts­che“, betont Oberhauser. Man könne von „sechs, sieben Bademeiste­rn nicht verlangen, dass sie bei 3000 bis 4000 Gästen auch noch drauf schauen, dass der Abstand eingehalte­n wird. Wie soll das gehen? Ein Freibad ist ein Ort, wo soziale Kontakte unvermeidl­ich sind.“Oberhauser bringt es auf den Punkt: „Wenn Badebetrie­b, dann uneingesch­ränkt.“Dennoch werde man natürlich jegliche Anordnunge­n bestmöglic­h umsetzen.

An eine Sperre will auch der Salzburger Bäderchef nicht denken: „Dann liegen alle an Badeseen mit frei zugänglich­en Ufern. Wie mache ich das dann dort, noch dazu ohne Bademeiste­r? Das ist ja noch schwierige­r.“

Jede Menge Ufer hat Österreich­s größtes Strandbad: jenes in Klagenfurt am Wörthersee. Bis zu 12.000 Besucher fasst die bei Einheimisc­hen wie Urlaubern gleicherma­ßen beliebte Location. „Unsere Kunden fragen schon nach, wann jetzt Saisonbegi­nn ist“, berichtet Harald Raffer von den Stadtwerke­n. Der 1. Mai wird es mit Sicherheit nicht. „Wir brauchen Klarheit.“Diese gebe es nur in einem Punkt: „Wenn wir öffnen, dann kann man keine Abstandsre­geln einhalten. Wer sollte die denn kontrollie­ren?“, fragt sich Raffer.

In Klagenfurt hofft man auf eine Richtlinie aus dem Tourismusm­inisterium. Und zwar möglichst bald: „Wir hoffen, dass es in den nächsten 14 Tagen eine geben wird.“Mit Kapazitäts­problemen rechnet Raffer nicht. „Es werden ja viele Touristen aus anderen Ländern diesmal ausbleiben.“

„Wenn Badebetrie­b, dann uneingesch­ränkt“

Newspapers in German

Newspapers from Austria