Coronabeschränkungen für Freibäder „nicht praktikabel“
Der Beginn der Badesaison in Österreich ist auf unbestimmte Zeit verschoben. Die Betreiber hoffen, noch vor den Sommerferien öffnen zu dürfen. Doch selbst dann blieben viele Fragen offen.
WIEN. In einem normalen April ohne Coronakrise herrschte im Wiener Gänsehäufel gerade Hochbetrieb. Becken und Bojen würden gekärchert, Wege gekehrt, Kabinentrakte und Toiletten gesäubert. Damit am 1. Mai, wenn die Badesaison beginnt und sich bis zu 30.000 Menschen pro Tag in einem der größten Freibäder Europas tummeln, alles glänzt. Doch der heurige April ist kein normaler. „Die Badesaison ist auf unbestimmte Zeit verschoben“, sagt Martin Kotinsky, Sprecher der Magistratsabteilung 44, zuständig für 17 Freibäder, die pro Sommer von rund 2,5 Millionen Besuchern geflutet werden.
„Der Mai ist auf jeden Fall gestorben. Und vom Juni wird wohl auch nicht viel übrig bleiben“, fürchtet Kotinsky. An einen Sommer mit Hitzewellen und geschlossenen Bädern will er gar nicht denken. Es reicht schon die Tatsache, dass im
Juli und August wesentlich mehr Wiener in Wien sein werden als sonst. „Die Bäder sind ja schon voll, wenn die Stadt halb leer ist“, gibt Kotinsky zu bedenken. „Wir können von Glück reden, dass wir die Donauinsel haben.“
Ein großes Problem sei die Vorlaufzeit von vier bis sechs Wochen. Und Saisonarbeiter können erst dann rekrutiert werden, wenn es einen Öffnungstermin gibt. Und den legt die Bundesregierung fest. Kotinsky: „Ewig können wir nicht mehr warten, sonst geht sich das bis zu den Ferien nicht aus.“
Vorlaufzeit brauchen die drei Freibäder in der Stadt Salzburg nicht. „Wir haben unser Stammpersonal, das schon mitten im Auswintern der Bäder ist, und können binnen kürzester Zeit öffnen, wenn das Okay kommt“, sagt Roland Oberhauser von den städtischen Betrieben. Doch damit sind die Probleme nicht gelöst: „Für mich ist ein Bad wie eine Großveranstaltung, wie ein
Konzert. Wenn ich ein Bad aufsperre, ist einen Meter Abstand halten nicht praktikabel. Nicht bei der Kassa, nicht beim Buffet, nicht bei der Wasserrutsche“, betont Oberhauser. Man könne von „sechs, sieben Bademeistern nicht verlangen, dass sie bei 3000 bis 4000 Gästen auch noch drauf schauen, dass der Abstand eingehalten wird. Wie soll das gehen? Ein Freibad ist ein Ort, wo soziale Kontakte unvermeidlich sind.“Oberhauser bringt es auf den Punkt: „Wenn Badebetrieb, dann uneingeschränkt.“Dennoch werde man natürlich jegliche Anordnungen bestmöglich umsetzen.
An eine Sperre will auch der Salzburger Bäderchef nicht denken: „Dann liegen alle an Badeseen mit frei zugänglichen Ufern. Wie mache ich das dann dort, noch dazu ohne Bademeister? Das ist ja noch schwieriger.“
Jede Menge Ufer hat Österreichs größtes Strandbad: jenes in Klagenfurt am Wörthersee. Bis zu 12.000 Besucher fasst die bei Einheimischen wie Urlaubern gleichermaßen beliebte Location. „Unsere Kunden fragen schon nach, wann jetzt Saisonbeginn ist“, berichtet Harald Raffer von den Stadtwerken. Der 1. Mai wird es mit Sicherheit nicht. „Wir brauchen Klarheit.“Diese gebe es nur in einem Punkt: „Wenn wir öffnen, dann kann man keine Abstandsregeln einhalten. Wer sollte die denn kontrollieren?“, fragt sich Raffer.
In Klagenfurt hofft man auf eine Richtlinie aus dem Tourismusministerium. Und zwar möglichst bald: „Wir hoffen, dass es in den nächsten 14 Tagen eine geben wird.“Mit Kapazitätsproblemen rechnet Raffer nicht. „Es werden ja viele Touristen aus anderen Ländern diesmal ausbleiben.“
„Wenn Badebetrieb, dann uneingeschränkt“