„Fußball kann einen wichtigen Beitrag leisten“
Salzburgs Sportchef Christoph Freund spricht sich für Geisterspiele in der Bundesliga aus.
Geisterspiele oder Saisonabbruch? Bei diesem Thema scheiden sich im Profifußball derzeit sprichwörtlich die Geister. Am Mittwoch will der ÖFB auf Basis eines juristischen Gutachtens einen mit Spannung erwarteten Grundsatzbeschluss fassen, derzeit liegt der Ball aber ohnehin bei der Bundesregierung. Sollte eine Lockerung des Trainingsverbots möglich sein, was nach SNInformationen ab Montag der Fall sein soll, dann will die Bundesliga mit einem klaren Konzept bereitstehen. Serienmeister Red Bull Salzburg hat auch hier eine Führungsrolle übernommen. Sportdirektor Christoph Freund erklärt im Interview, warum die Bullen so vehement gegen einen vorzeitigen Saisonabbruch eintreten.
SN: Fußball in der Coronakrise: Hat das wirklich Sinn?
Christoph Freund: Ja, weil wir der Meinung sind, dass man zumindest alles probieren sollte. Fußball kann mit seiner enormen Bedeutung in der Gesellschaft einen wichtigen Beitrag leisten, dass sukzessive wieder Normalität in unser Leben kommt. Darüber hinaus glaube ich, dass uns das Thema sowieso noch länger beschäftigen wird und sich die Situation im August oder September, also wenn eigentlich schon die neue Saison längst begonnen haben sollte, nicht so viel anders darstellen wird. Deshalb braucht es ein klares Konzept, wie wir unseren Sport baldmöglichst wieder ausüben können – natürlich immer unter der Voraussetzung, dass die Gesundheit gewährleistet ist.
SN: Wie groß ist dabei das Eigeninteresse? Immerhin liegt Salzburg derzeit nur auf Platz zwei hinter dem LASK … Es geht hier um den österreichischen Fußball im Allgemeinen und nicht um Einzelinteressen. Ein Fußballverein ist grundsätzlich dazu da, um Fußball zu spielen. Wir als Vereinsverantwortliche tun, genauso wie jede andere Branche auch, alles dafür, damit wir in unseren Job wieder zurückkehren können. Und es geht ja nicht nur um Fußball allein: Es hängen so viele andere Themenbereiche dran, Sie als Medienvertreter ja genauso. Am Ende geht es auch um Hunderte, vielleicht Tausende Arbeitsplätze in Österreich. Deshalb finde ich es besonders wichtig, dass jetzt alle dahinterstehen und wir unter den neuen Umständen eine Möglichkeit zur Umsetzung finden.
SN: Sie nehmen sich hier deutsche Bundesligisten zum Vorbild. Wie kann im Fußball die Rückkehr zur Normalität gelingen?
In Deutschland ist man schon seit zwei, drei Wochen wieder im Mannschaftstraining, in Kleingruppen, versteht sich. Damit wäre eine Basis geschaffen, dass wir wieder starten könnten, sobald es von der Bundesregierung grünes Licht gibt, wenn auch mit Ligaspielen ohne Zuschauer. Uns ist bewusst, dass wir hier nicht von einer optimalen Situation sprechen, sondern wir uns mit der bestmöglichen Umsetzung der neuen Normalität beschäftigen. Unter Berücksichtigung aller gesundheitlichen Aspekte sollten wir eine sportliche Entscheidung der Bundesliga befürworten.