Salzburger Nachrichten

„Corona-Gehorsam“auf dem Tennisplat­z hilft fast immer

Teil zwei im satirische­n „Corona-Mehrkampf“von Schauspiel­er und Kabarettis­t Fritz Egger: Das „Social Distancing“hat im Sport seinen Preis. Warum nur?

- Fritz Egger SPORT@SN.AT

Ich sag’s gleich, ich war nicht dabei. Bei denjenigen, die in den Anfängen der Krise vor den Klopapierp­aletten und Nudelregal­en von „Social Distancing“noch so weit entfernt waren wie ich von einem Nebenrolle­n-Oscar. Gerade da sie eben nicht weit genug entfernt waren von den Mitmensche­n – keine Spur von Abstand. Und viele meinten, auch keine von Anstand. Aber ich werfe hier nicht den ersten Stein. Weil ich zugeben muss: Ich habe auch gehamstert. Ein paar Stellagen weiter, bei den Chips und den roten Kisten mit der Stiege drauf. Ich wollte vorbereite­t sein, auf stundenlan­ge ATP-Turniere und Fußball-Geisterspi­ele in der Glotze. Herrlich! Ich war sowas von ready for Homeoffice (ja, ich mache immer noch Englisch-Kurs). Und dann plötzlich: alles abgesagt …

Bei Tennis habe ich es überhaupt nicht verstanden. Diese Sportart ist doch geradezu prädestini­ert für „Social Distancing“. Selbst wenn beide Spieler auf Nasenlänge ans Netz gehen sollten. Das ist doch nur symbolisch. Selbst bei Armlänge halten die Spieler trotzdem noch mindestens einen Meter Abstand? Und der Unparteiis­che sitzt immer schon, in vorauseile­ndem Corona-Gehorsam, hoch droben auf seinem Stuhl. Was mich betrifft, ich dürfte sogar Doppel spielen. Meine Partner fordern mich meist auf – nachdem sie meiner TennisFähi­gkeiten gewahr wurden –, mich möglichst ganz außen an den Spielfeldr­and zu stellen. Und dem Ball, geschweige denn dem Spielverla­uf und damit auch den anderen Spielern ja nicht zu nahe zu kommen. Das Shakehands der Sieger wäre natürlich verboten, aber das habe ich ehrlich gesagt ohnehin selten erlebt.

Bei Fußball habe ich da die Absagen schon eher verstanden. Mit Mundschutz zu spielen ist wohl aus medizinisc­her Sicht unmöglich. Wenn sie die eigene Ausatemluf­t großteils immer wieder einatmen, würden die meisten Kicker umfallen wie die Fliegen. Manche legen pro Spiel laufend mehr als zehn Kilometer zurück. Einzig Spielertyp­en wie Toni Polster hätten insofern mit Mundschutz eher weniger Probleme. So mancher würde sich allerdings eine Rote Karte ersparen. Spucken und beißen wäre ungleich schwierige­r.

Aber das eigentlich­e Problem bereitet auch hier das „Social Distancing“: Man stelle sich nur beim Freistoß den Mindestabs­tand von einem Meter in der Mauer vor! Und immer nur „one touch“zu spielen – wer kann das schon?!

Ich hätte allerdings eine Idee: Tischfußba­ll auf Rasen! Man muss nicht unbedingt die 2-5-3Formation vom Wuzeltisch übernehmen, da wäre ich großzügig. Aber wie auch immer der Trainer aufstellt, der Abstand zu den Mitspieler­n muss nach vorn wie auch zur Seite strikt eingehalte­n werden. Das berühmte „Verschiebe­n“würde somit auch für die Zeit nach Corona perfekt trainiert werden. Ebenso Passgenaui­gkeit und Ballannahm­e. Fouls gibt es gar nicht mehr, auch kein Abseits. Der Schiedsric­hter hat lediglich die Aufgabe, das Nichteinha­lten des Mindestabs­tands zu ahnden. Als Zuseher muss man niemandem mehr stundenlan­g die Abseitsreg­el erklären. (Ich habe jetzt absichtlic­h meine Frau nicht explizit erwähnt. Man muss sich ja in Krisenzeit­en das Zusammenle­ben nicht noch unnötig erschweren.) Auch die öde Videokontr­olle erübrigt sich. Vielleicht sollte man mit Bande spielen, damit bei einem Out der Ball nicht mit der Hand berührt werden muss.

Lediglich die Cor(o)ner-Fahnen würde ich stehen lassen. Um daran zu erinnern, wie schön Fußball sein kann. Mir fehlt er sehr!

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