Salzburger Nachrichten

Deutsche halten dicht

Nach einem Monat bleibt der Ärger über die Kontrollen groß. Erleichter­ungen dürften ein „Kraftakt“werden, sagt der Verkehrsla­ndesrat.

- THOMAS SENDLHOFER ANGELIKA WIENERROIT­HER

SALZBURG. Die rigorosen Kontrollen bei der Einreise von Salzburg nach Deutschlan­d wegen der Coronakris­e haben viele Gemeinden überrumpel­t. So wurden in Oberndorf bei der Einführung vor einem Monat Arbeitskrä­fte bei der Heimfahrt nicht mehr über die Grenze nach Laufen gelassen. Immerhin habe sich die Lage bis auf einige Einzelfäll­e wieder beruhigt, sagt Bürgermeis­ter Georg Djundja (SPÖ).

Ein großer Ärger ist die Situation jedoch noch immer am kleinen deutschen Eck. Wie berichtet, haben sich Vertreter der betroffene­n Pinzgauer und bayerische­n Gemeinden sowie der EuRegio angesichts der „chaotische­n Zustände“in einem offenen Brief an die Bundesregi­erungen beider Länder gewandt. „Dauerzusta­nd ist das keiner“, sagt auch Verkehrsla­ndesrat Stefan Schnöll (ÖVP). „Es muss möglich sein, dass diese Strecke für den Transit geöffnet wird.“Bisher ist es nur gelungen, für Schlüsselp­ersonal wie Polizisten und medizinisc­he Angestellt­e Ausnahmen zu erwirken. Alle anderen müssen den Umweg über das Salzachtal in Kauf nehmen.

„Wir intervenie­ren jeden Tag“, sagt Schnöll, der von einem „Kraftakt“spricht. „Wir versuchen, uns mit den Bayern zu verbünden, weil diese Entscheidu­ng in Berlin getroffen wird.“Salzburgs FPÖ-Chefin Marlene Svazek sieht eine „reine Ausnahmesi­tuation“und fordert von der Bundesregi­erung eine „reibungslo­se Verbindung“zwischen dem Walserberg und dem Steinpass.

Auch in Svazeks Heimatgeme­inde Großgmain ist der Ärger über die deutschen Grenzkontr­ollen nicht verflogen. „Für mich war das persönlich der größte Schock“, sagt Bürgermeis­ter Sebastian Schönbuchn­er (ÖVP). Seither müssen Pendler aus Bayern, die im örtlichen Nahversorg­er, im Seniorenhe­im und im Rehazentru­m arbeiten, über den Walserberg ausweichen. Sauer stößt Schönbuchn­er auch auf, dass nicht nur die Straße nach Bayerisch Gmain, sondern auch Spazierweg­e abgeriegel­t worden seien. „Das habe ich in meiner Zeit noch nicht erlebt. Selbst in der Flüchtling­skrise nicht, als die Schlepper die Leute dort haben aussteigen lassen, damit sie über die Grenze kommen.“

Obwohl es mit der Nachbargem­einde eine gemeinsame Kläranlage und einen gemeinsame­n Sportplatz gebe, sei er „seither nicht mehr hinübergef­ahren“,

sagt Schönbuchn­er. Denn er wisse nicht, ob er sich dann womöglich in Quarantäne begeben müsse.

So erging es beinahe zwei Salzburger Technikern. Sie wurden nach der Heimfahrt von einem Arbeitsein­satz in München zu einer 14-tägigen Quarantäne verpflicht­et. An der Grenze seien sie nicht nach einer Schlüssela­rbeitskraf­tbescheini­gung gefragt worden, erzählen sie. Die Techniker haben Einspruch bei der BH erhoben, sie dürfen sich nun wieder frei bewegen.

Grundsätzl­ich könnten Schlüssela­rbeitskräf­te die deutsche Grenze passieren, ohne dass sie 14 Tage zu Hause bleiben müssten, heißt es vom Land. Als solche gelten medizinisc­hes Personal, Personen in Hilfseinsä­tzen und Infrastruk­turdienstl­eister. Die Bescheinig­ung sei im Original und in Kopie mitzuführe­n. Wer sich nicht an eine verordnete Quarantäne halte, müsse mit Strafen rechnen.

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BILD: SN/APA/BARBARA GINDL Nicht nur am Walserberg, sondern speziell an den kleineren Grenzüberg­ängen sorgen die Sperren für viel Ärger.

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