Deutsche halten dicht
Nach einem Monat bleibt der Ärger über die Kontrollen groß. Erleichterungen dürften ein „Kraftakt“werden, sagt der Verkehrslandesrat.
SALZBURG. Die rigorosen Kontrollen bei der Einreise von Salzburg nach Deutschland wegen der Coronakrise haben viele Gemeinden überrumpelt. So wurden in Oberndorf bei der Einführung vor einem Monat Arbeitskräfte bei der Heimfahrt nicht mehr über die Grenze nach Laufen gelassen. Immerhin habe sich die Lage bis auf einige Einzelfälle wieder beruhigt, sagt Bürgermeister Georg Djundja (SPÖ).
Ein großer Ärger ist die Situation jedoch noch immer am kleinen deutschen Eck. Wie berichtet, haben sich Vertreter der betroffenen Pinzgauer und bayerischen Gemeinden sowie der EuRegio angesichts der „chaotischen Zustände“in einem offenen Brief an die Bundesregierungen beider Länder gewandt. „Dauerzustand ist das keiner“, sagt auch Verkehrslandesrat Stefan Schnöll (ÖVP). „Es muss möglich sein, dass diese Strecke für den Transit geöffnet wird.“Bisher ist es nur gelungen, für Schlüsselpersonal wie Polizisten und medizinische Angestellte Ausnahmen zu erwirken. Alle anderen müssen den Umweg über das Salzachtal in Kauf nehmen.
„Wir intervenieren jeden Tag“, sagt Schnöll, der von einem „Kraftakt“spricht. „Wir versuchen, uns mit den Bayern zu verbünden, weil diese Entscheidung in Berlin getroffen wird.“Salzburgs FPÖ-Chefin Marlene Svazek sieht eine „reine Ausnahmesituation“und fordert von der Bundesregierung eine „reibungslose Verbindung“zwischen dem Walserberg und dem Steinpass.
Auch in Svazeks Heimatgemeinde Großgmain ist der Ärger über die deutschen Grenzkontrollen nicht verflogen. „Für mich war das persönlich der größte Schock“, sagt Bürgermeister Sebastian Schönbuchner (ÖVP). Seither müssen Pendler aus Bayern, die im örtlichen Nahversorger, im Seniorenheim und im Rehazentrum arbeiten, über den Walserberg ausweichen. Sauer stößt Schönbuchner auch auf, dass nicht nur die Straße nach Bayerisch Gmain, sondern auch Spazierwege abgeriegelt worden seien. „Das habe ich in meiner Zeit noch nicht erlebt. Selbst in der Flüchtlingskrise nicht, als die Schlepper die Leute dort haben aussteigen lassen, damit sie über die Grenze kommen.“
Obwohl es mit der Nachbargemeinde eine gemeinsame Kläranlage und einen gemeinsamen Sportplatz gebe, sei er „seither nicht mehr hinübergefahren“,
sagt Schönbuchner. Denn er wisse nicht, ob er sich dann womöglich in Quarantäne begeben müsse.
So erging es beinahe zwei Salzburger Technikern. Sie wurden nach der Heimfahrt von einem Arbeitseinsatz in München zu einer 14-tägigen Quarantäne verpflichtet. An der Grenze seien sie nicht nach einer Schlüsselarbeitskraftbescheinigung gefragt worden, erzählen sie. Die Techniker haben Einspruch bei der BH erhoben, sie dürfen sich nun wieder frei bewegen.
Grundsätzlich könnten Schlüsselarbeitskräfte die deutsche Grenze passieren, ohne dass sie 14 Tage zu Hause bleiben müssten, heißt es vom Land. Als solche gelten medizinisches Personal, Personen in Hilfseinsätzen und Infrastrukturdienstleister. Die Bescheinigung sei im Original und in Kopie mitzuführen. Wer sich nicht an eine verordnete Quarantäne halte, müsse mit Strafen rechnen.