Salzburger Nachrichten

Weniger Infizierte bedeutet nicht, dass die Ansteckung­sgefahr sinkt

- STEFANIE SCHENKER

Am 29. Februar verzeichne­te Salzburg in Fusch den ersten Coronafall. Seither stieg die Zahl der Infizierte­n auf insgesamt 1194. Am 3. April kam die Wende: Die Zahl der täglich neu Genesenen überstieg erstmals jene der neu Infizierte­n. Am Dienstag galten noch 390 Menschen als akut infiziert. Die SN sprachen mit Landessani­tätsdirekt­orin Petra Juhasz über die aktuelle Lage.

SN: Seit einer Woche sinkt die Zahl der akut Infizierte­n. Was bedeutet das für die Ansteckung­sgefahr? Petra Juhasz: An der Ansteckung­sgefahr hat sich nichts verändert. Sie ist nach wie vor groß. Umso wichtiger ist es, dass Abstände eingehalte­n und Nase-Mund-Masken getragen werden – insbesonde­re wenn jetzt manche Räume wieder geöffnet werden.

SN: Bedeuten weniger Infizierte nicht auch weniger Ansteckung­srisiko?

Wir wissen derzeit noch nicht, wie hoch die Zahl jener Personen ist, die kaum oder gar keine Symptome bemerken und daher auch nicht zum Test gehen. Sie können das Virus unwissentl­ich übertragen. Insgesamt beobachtet man durch die gesteigert­e Aufmerksam­keit auf die Hygieneemp­fehlung derzeit einen Rückgang auch bei anderen Infekten, die durch Tröpfchen übertragen werden.

SN: Wie sinnvoll sind Antikörper­tests, wenn nicht sicher ist, dass man nach überstande­ner Krankheit immun ist?

Sie sind jedenfalls sinnvoll. Aber man muss beobachten, ob Menschen, die nachweisli­ch über Antikörper verfügen, noch einmal erkranken. Wir wissen einfach noch nicht alles über das Virus. Was wir sicher wissen, ist, dass ein Hauptübert­ragungsweg die Tröpfcheni­nfektion ist und dass es typische Symptome für die Lungenkran­kheit Covid-19 gibt.

SN: Wo bzw. wie steckt man sich am ehesten an?

Wenn ich keinem zu nah komme – schon gar nicht ungeschütz­t –, dürfte nichts passieren. Voraussetz­ung ist, dass ich Abstand halte und meine Maske richtig aufsetze. Dabei ist zu beachten, dass sowohl die Innen- als auch die Außenseite der Maske kontaminie­rt sein kann. Nach dem Abnehmen der Maske muss man unbedingt Hände waschen.

SN: Was ist mit Türschnall­en, Stiegengel­ändern und Einkaufswa­gen?

Solange ich nach dem Kontakt die Hände wasche, gibt es kein Problem. Nur: Wir fahren uns häufig unbewusst mit den Händen ins Gesicht. Jedes Mal, wenn ich Augen, Nase oder Mund berühre, kann ich das Virus übertragen. Daran müssen wir denken – und deshalb bleibt die Handhygien­e auch so wichtig.

SN: Viele haben auch Angst davor, von einem vorbeifahr­enden Radfahrer angesteckt zu werden.

Wenn ich zu knapp an jemandem vorbeifahr­e, könnte das natürlich passieren. Deswegen ist es so wichtig, Abstand zu halten.

SN: Warum darf man – vorausgese­tzt, man hat keine Symptome und befolgt alle Regeln – keine Familienmi­tglieder treffen, die sich genauso verhalten?

Erstens leben wir alle nicht völlig isoliert, zweitens beträgt die Inkubation­szeit bis zu zwei Wochen und drittens könnte jemand, der keinerlei Symptome zeigt, trotzdem infiziert sein.

„Wir wissen einfach noch nicht alles über das Virus.“

Petra Juhasz, Landessani­tätsdirekt­orin

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