Weniger Infizierte bedeutet nicht, dass die Ansteckungsgefahr sinkt
Am 29. Februar verzeichnete Salzburg in Fusch den ersten Coronafall. Seither stieg die Zahl der Infizierten auf insgesamt 1194. Am 3. April kam die Wende: Die Zahl der täglich neu Genesenen überstieg erstmals jene der neu Infizierten. Am Dienstag galten noch 390 Menschen als akut infiziert. Die SN sprachen mit Landessanitätsdirektorin Petra Juhasz über die aktuelle Lage.
SN: Seit einer Woche sinkt die Zahl der akut Infizierten. Was bedeutet das für die Ansteckungsgefahr? Petra Juhasz: An der Ansteckungsgefahr hat sich nichts verändert. Sie ist nach wie vor groß. Umso wichtiger ist es, dass Abstände eingehalten und Nase-Mund-Masken getragen werden – insbesondere wenn jetzt manche Räume wieder geöffnet werden.
SN: Bedeuten weniger Infizierte nicht auch weniger Ansteckungsrisiko?
Wir wissen derzeit noch nicht, wie hoch die Zahl jener Personen ist, die kaum oder gar keine Symptome bemerken und daher auch nicht zum Test gehen. Sie können das Virus unwissentlich übertragen. Insgesamt beobachtet man durch die gesteigerte Aufmerksamkeit auf die Hygieneempfehlung derzeit einen Rückgang auch bei anderen Infekten, die durch Tröpfchen übertragen werden.
SN: Wie sinnvoll sind Antikörpertests, wenn nicht sicher ist, dass man nach überstandener Krankheit immun ist?
Sie sind jedenfalls sinnvoll. Aber man muss beobachten, ob Menschen, die nachweislich über Antikörper verfügen, noch einmal erkranken. Wir wissen einfach noch nicht alles über das Virus. Was wir sicher wissen, ist, dass ein Hauptübertragungsweg die Tröpfcheninfektion ist und dass es typische Symptome für die Lungenkrankheit Covid-19 gibt.
SN: Wo bzw. wie steckt man sich am ehesten an?
Wenn ich keinem zu nah komme – schon gar nicht ungeschützt –, dürfte nichts passieren. Voraussetzung ist, dass ich Abstand halte und meine Maske richtig aufsetze. Dabei ist zu beachten, dass sowohl die Innen- als auch die Außenseite der Maske kontaminiert sein kann. Nach dem Abnehmen der Maske muss man unbedingt Hände waschen.
SN: Was ist mit Türschnallen, Stiegengeländern und Einkaufswagen?
Solange ich nach dem Kontakt die Hände wasche, gibt es kein Problem. Nur: Wir fahren uns häufig unbewusst mit den Händen ins Gesicht. Jedes Mal, wenn ich Augen, Nase oder Mund berühre, kann ich das Virus übertragen. Daran müssen wir denken – und deshalb bleibt die Handhygiene auch so wichtig.
SN: Viele haben auch Angst davor, von einem vorbeifahrenden Radfahrer angesteckt zu werden.
Wenn ich zu knapp an jemandem vorbeifahre, könnte das natürlich passieren. Deswegen ist es so wichtig, Abstand zu halten.
SN: Warum darf man – vorausgesetzt, man hat keine Symptome und befolgt alle Regeln – keine Familienmitglieder treffen, die sich genauso verhalten?
Erstens leben wir alle nicht völlig isoliert, zweitens beträgt die Inkubationszeit bis zu zwei Wochen und drittens könnte jemand, der keinerlei Symptome zeigt, trotzdem infiziert sein.
„Wir wissen einfach noch nicht alles über das Virus.“
Petra Juhasz, Landessanitätsdirektorin