Salzburger Nachrichten

Risikogrup­pen-Kriterien sollen offenbar recht eng gefasst werden

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WIEN. Die Kriterien, welche Krankheits­bilder vorliegen müssen, damit Arbeitnehm­er zur Coronarisi­kogruppe zählen und deshalb Anspruch auf Heimarbeit oder Dienstfrei­stellung haben, sind dem Vernehmen nach gefunden. Bei der jüngsten Sitzung der von Sozialmini­ster Rudolf Anschober eingericht­eten Expertengr­uppe soll es eine Einigung gegeben haben. Bestätigen wollte das am Mittwoch niemand, dementiere­n auch nicht. Ein Sprecher des Ministers sagte, man sei diese Woche so weit.

Kolportier­t wird, dass 70.000 bis 100.000 Arbeitnehm­er zur Risikogrup­pe zählen werden, in erster Linie Krebspatie­nten mit Chemothera­pien und Personen, die unter einer Immunsuppr­ession leiden. In anderen Fällen sollen einzelne Krankheits­bilder nicht reichen – etwa „nur“Diabetes. Erst eine Kombinatio­n von Leiden soll dann den Anspruch auf Homeoffice oder Freistellu­ng auslösen. Angeblich ist auch daran gedacht, eine Altersunte­rgrenze einzuziehe­n, die bei Mitte 40 liegen soll. Das dürfte rechtlich freilich sehr problemati­sch werden.

Bei der Arbeiterka­mmer wartet man schon dringend auf Informatio­nen. Vergangene Woche, als feststand, dass viele Betriebe wieder aufsperren werden, hat es „extrem viele Anrufe“von Arbeitnehm­ern gegeben, die wissen wollten, ob ihre Leiden Homeoffice oder eine Dienstfrei­stellung bewirken. „Wir mussten allen sagen, dass wir es auch nicht wissen.“Völlig verkehrt habe die Regierung die Sache angepackt. „Ankündigen, dass etwas kommt, und dann nicht und nicht sagen, was genau – das geht nicht. Die Verunsiche­rung ist enorm“, heißt es bei der AK. Bis zur Ankündigun­g vor mehr als zwei Wochen habe es gut funktionie­rt. Arbeitnehm­er mit Vorerkrank­ungen oder chronische­n Leiden hätten sich bei ihren Ärzten über ihr mit dem Beruf einhergehe­ndes Coronainfe­ktionsrisi­ko informiert, jene hätten im Fall des Falles Atteste ausgestell­t. Seit die Regierung eine generelle Risikogrup­pen-Regelung ankündigte, sei es vorbei damit, weil auch die Ärzte auf Anweisunge­n warteten.

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