„Genauso schwer, wie ein Einhorn zu finden“
Medizinisches Schutzmaterial ist Mangelware. Immer öfter mischen auch Kriminelle in diesem Geschäft mit.
Schutzmasken für Ärzte und Pflegekräfte sind ein rares Gut. Vor allem jene, die die Träger wirksam vor dem Coronavirus schützen, sogenannte FFP2- und FFP3-Masken. „Eine FFP3-Maske zu bekommen ist im Moment ungefähr so schwer, wie ein Einhorn zu finden“, sagt Niki Vierthaler, der für den zentralen Einkauf der Salzburger Landeskliniken (SALK) zuständig ist. Der Grund besteht darin, dass die Masken weltweit gefragt sind. China, wo sie hauptsächlich produziert werden, benötigt sie selbst und manche Länder haben Exportverbote erlassen.
Auf dem Markt für medizinische Ausrüstung herrscht derzeit eine Art Goldgräberstimmung. Viele Firmen
hätten sich inzwischen auf den Handel mit Masken, Handschuhen und Schutzanzügen spezialisiert, sagt Vierthaler. Etlichen fehlten die Verbindungen und die Erfahrung. Allein innerhalb der vergangenen zwei Wochen habe es rund 250 Angebote für Masken an die SALK gegeben. Ein Großteil der angebotenen Ware war unbrauchbar. Allein an den mitgelieferten Fotos habe man oft sehen können, dass die Masken nicht den notwendigen Qualitätsstandards entsprochen hätten. Wenn gekauft wird, werden die Masken vorher in Wien überprüft. „Anderen Einrichtungen ist es schon passiert, dass sie unbrauchbares Material erhalten haben“, sagt Vierthaler. Die SALK bezahlten erst, wenn die Ware geliefert sei. „Vorauskasse gibt es bei uns keine“, sagt der SALK-Einkäufer. Wobei die SALK auch auf andere Institutionen setzten, um an das nötige Material zu kommen. So gebe es Kooperationen mit dem Einsatzstab des Landes Salzburg und mit dem Bund. Auch die Verbindungen großer Handelsbetriebe versuche man zu nutzen.
Tatsache ist aber auch, dass die Preise für medizinische Schutzausrüstung massiv in die Höhe schnellen, vor allem für das Material, das besonders knapp ist. Für eine FFP3Maske werden schon einmal zwischen vier und sechs Euro verlangt – pro Stück.
Kein Wunder also, dass sich auch immer mehr Kriminelle in diesem Bereich tummeln. So haben europäische Polizeibehörden erst vor Kurzem einen Millionenbetrug um Schutzmasken vereitelt, wie Europol mitteilte. Die Täter hatten versucht, mehreren europäischen Gesundheitsbehörden nicht existente Schutzmasken zu verkaufen. Der Ausgangspunkt der Geschichte war Deutschland. Deutsche Gesundheitsbehörden nahmen Mitte März zwei Vertriebsgesellschaften in Zürich und Hamburg unter Vertrag, die Masken im Wert von 15 Millionen Euro besorgen sollten. Diese stießen zunächst auf eine seriös aussehende Website in Spanien, auf der vorgegeben wurde, Masken zu verkaufen. Die Seite war gefälscht. Es entstand jedoch eine
E-Mail-Korrespondenz mit den Vertriebsgesellschaften, in deren Verlauf die angebliche spanische Firma vorgab, zehn Millionen Masken zu haben, aber an der Auslieferung zu scheitern. Über einen Mittelsmann sollte das Geschäft zustande kommen. Es wurde vereinbart, dass 1,5 Millionen Masken gegen eine Vorauszahlung von 1,5 Millionen Euro geliefert werden sollten. Es wurde bezahlt und der Transport organisiert. Kurz davor kam die Nachricht, dass es Probleme gebe und eine Notfallzahlung von 800.000 Euro notwendig sei, um die Deals abzusichern. Es wurde bezahlt, aber die Masken kamen nie an. Daraufhin wurde die Polizei eingeschaltet und man versuchte, den Geldtransfer rückgängig zu machen. Was aber nur teilweise gelang.