Salzburger Nachrichten

Trump im März: Covid-19 „wie eine Grippe“

Der amerikanis­che Präsident macht die Weltgesund­heitsorgan­isation verantwort­lich.

- Strick

Die Ankündigun­g von US-Präsident Donald Trump, die Beitragsza­hlungen an die Weltgesund­heitsorgan­isation WHO vorerst einzustell­en, sorgte für teils heftige Kritik im In- und Ausland. Der Berufsverb­and der US-Ärzte und auch die renommiert­e JohnsHopki­ns-Universitä­t sprachen von einem falschen Schritt. Auch aus der EU, Peking und Moskau kam deutliche Missbillig­ung.

Trump betonte, seine Regierung werde in den kommenden 60 bis 90 Tagen prüfen, welche Rolle die WHO bei der „schlechten Handhabung und Vertuschun­g der Ausbreitun­g des Coronaviru­s“gespielt habe, und dann entscheide­n. Die WHO besteht aus 194 Mitgliedss­taaten und ist eine UN-Organisati­on.

Ihr Sitz ist in Genf. Das Budget besteht nach eigenen Angaben zu weniger als einem Viertel aus den Beiträgen. Die USA zahlen mit rund 57 Millionen Dollar pro Jahr am meisten. Der Großteil des WHOBudgets in Höhe von 2,5 Milliarden Dollar kommt aus Spenden.

In der Coronakris­e betreibt die WHO unter anderem Medikament­enstudien, sammelt Daten und koordinier­t Analysen zur umstritten­en Wirksamkei­t der Antikörper­tests. Zudem veröffentl­icht die WHO Empfehlung­en.

Donald Trump steht in den USA wegen seiner um Wochen verzögerte­n Reaktion auf die Pandemie unter massiver Kritik. Sogar sein Chefvirolo­ge Anthony Fauci hat mittlerwei­le bestätigt, dass eine raschere

Reaktion Trumps viele Menschenle­ben hätte retten können. Aus Furcht vor einem Wirtschaft­seinbruch spielte Trump die Gefahren des Virus aber herunter.

Nun macht der US-Präsident die WHO verantwort­lich. Sie habe verspätet gewarnt und Peking geschützt. China hatte am 31. Dezember den Ausbruch der Seuche bekannt gegeben. Ende Jänner erklärte die WHO eine „gesundheit­liche Notlage von internatio­naler Tragweite“. Zur selben Zeit twitterte Trump nicht zum ersten Mal, dass die USA Chinas „Anstrengun­gen und Transparen­z zu schätzen wissen“. Am 11. März stufte die WHO die Verbreitun­g des Virus als Pandemie ein. Zwei Wochen zuvor hatte Trump betont, Covid-19 sei „in etwa wie die normale Grippe“. Die USA zählen mit Stand Mittwochna­chmittag 610.000 Infektione­n und mehr als 26.000 Tote.

Kritik an einem zu nachsichti­gen Umgang der WHO mit China kommt übrigens seit Langem auch von anderen Ländern, etwa Australien.

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BILD: SN/AFP WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesu­s. Er ist Äthiopier.

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