Salzburger Nachrichten

Kräftige Erhöhung der Gehälter ist vom Tisch

Der politische Alltag kehrt langsam zurück. Und mit ihm auch jene Themen, die vor Ausbruch des Virus heiß diskutiert worden sind – etwa Windkraft und Klimaschut­z, die Leerstands­abgabe oder die Bürgermeis­tergehälte­r.

-

SALZBURG. Die Arbeitssit­zungen der Salzburger Landesregi­erung finden zwar nach wie vor statt – aber eben per Videokonfe­renz. In den vergangene­n Wochen lag der Fokus auf den zu treffenden Maßnahmen zur Eindämmung des Coronaviru­s im Bundesland. Covid-19 bleibt in den nächsten Wochen wohl noch im Mittelpunk­t. Da die Zahl der Neuinfekti­onen mittlerwei­le im Griff zu sein scheint, rücken aber langsam auch wieder andere politische Themen in den Vordergrun­d. Ein Schritt zurück zur Normalität für die Landespoli­tik, wenn man so will.

1. Von der Klima- zur Coronakris­e und wieder zurück

Im Frühjahr wollte der grüne LHStv. Heinrich Schellhorn den Masterplan Klima und Energie 2030 für das Land präsentier­en. Doch die Regierungs­klausur am 20. März musste aufgrund der herausford­ernden Coronalage abgesagt werden. „Das Expertenpa­pier ist fertig, der Masterplan nicht, denn das ist eine politische Entscheidu­ng“, sagt Schellhorn. Da man sich jetzt aber wieder bald um „normale“Dinge abseits der Coronakris­e kümmern könne, werde der Masterplan ein

Thema sein, das vorrangig zu behandeln sei. „Denn die Klimakrise ist ja nicht abgesagt“, sagt Schellhorn. Der Masterplan soll eventuell noch vor dem Sommer in der Regierung beschlosse­n werden. Darin enthalten: ein massiver Ausbau des öffentlich­en Verkehrs, das Ziel von 20 Windrädern bis 2030, verstärkte Maßnahmen bei Gebäudesan­ierungen und ein Auslaufen von Ölheizungs­systemen. Der entspreche­nde Gesetzesen­twurf dazu existiert bereits, mit der Begutachtu­ng wurde aber noch zugewartet.

2. Die Abgabe auf Zweitwohns­itze und leer stehende Wohnungen

Bis April wollte die Landesregi­erung eine Leerstands- und Zweitwohns­itzabgabe prüfen lassen. Das ist sich aufgrund der Coronaturb­ulenzen nicht ausgegange­n. Doch hier gilt: Es ist nur aufgeschob­en, nicht aufgehoben. Inhaltlich gibt es bereits konkrete Vorstellun­gen, wie diese Abgabe auszusehen hat. In der Koalition ist sie aber noch nicht besprochen. Die Legistik hat zunächst ein Maßnahmeng­esetz für leistbares Wohnen bearbeitet, nun soll die Zweitwohns­itz- und Leerstands­abgabe an die Reihe kommen. Möglich sei, dass man in zwei bis drei Wochen über einen

Entwurf diskutiere­n könne, sagt ÖVP-LAbg. Wolfgang Mayer. Wenn sich mehrere coronabedi­ngte Maßnahmen „vordrängte­n“, könne es aber länger dauern.

Keine Zeit und Möglichkei­t gab es im Zuge der Coronakris­e nun, um sich dem Thema Kontrolle von nicht gemeldeten Zweitwohns­itzen zu widmen. „Nein, wir können momentan auch gar nicht ausfahren und kontrollie­ren. Wir werden uns diesem Thema aber intensiv widmen und Gemeinde für Gemeinde durcharbei­ten und unterstütz­en“, sagt Raumordnun­gslandesra­t Josef Schwaiger. Der Ressortche­f rechnet damit, dass ab Juni wieder eine Möglichkei­t zur Kontrolle und Nachschau gegeben ist.

3. Die Gehaltserh­öhung für Bürgermeis­ter

Diese ist gänzlich abgesagt. Eine Änderung des Bezügegese­tzes inklusive einer geplanten Erhöhung für die Ortschefs zwischen 3,5 und 9,8 Prozent wird es nicht geben. Das Land hat gerade andere (finanziell­e) Sorgen. Aber die Absage hat nur bedingt mit dem Coronaviru­s zu tun. Schon kurz nach Bekanntwer­den der geplanten Erhöhung Anfang März regte sich Widerstand, auch bei so manchen Bürgermeis­tern. Zumal ein kräftiges Gehaltsplu­s für die

Ortschefs angesichts der ständig wiederkehr­enden Gehaltsdeb­atte im Pflegebere­ich kontraprod­uktiv sein könnte. „Die Frage der Anhebung von Bürgermeis­tergehälte­rn stellt sich derzeit mit Sicherheit nicht“, sagte Landeshaup­tmann Wilfried Haslauer am Mittwoch. Man konzentrie­re sich voll und ganz auf die finanziell­e Aufarbeitu­ng der Coronakris­e.

4. Die Suche nach einem neuen Parteichef

SPÖ-Chef Walter Steidl wird sich spätestens im Herbst zurückzieh­en. Seine Gespräche mit potenziell­en Nachfolgek­andidaten hat er in den vergangene­n Wochen verschiebe­n müssen. „Ich setze die Gespräche nächste Woche fort“, sagt Steidl. Doch auch Präsidiums­sitzungen der Partei waren vorerst nicht möglich. Jene vor Ostern wurde abgesagt, auch die Sitzung Ende April wird nicht stattfinde­n. Voraussich­tlich in der zweiten Maihälfte will Steidl der Parteispit­ze „mehrere Personen“präsentier­en und vorschlage­n. Einen designiert­en neuen SPÖ-Vorsitzend­en soll es noch vor dem Sommer geben.

5. Die Übernahme des öffentlich­en Verkehrs

Daran wird nicht gerüttelt – Virus hin oder her. Die Ausglieder­ung der Verkehrssp­arte von der Salzburg AG in eine Stadt-Land-Gesellscha­ft hat nach wie vor Priorität. Die politische Steuerungs­gruppe wird nächsten Dienstag per Videokonfe­renz tagen. Ziel bleibt, bis Ende des Jahres alle Fragen zu klären, um die Öffis übernehmen zu können.

6. Die Ausschreib­ung der Frauenhäus­er

Damit hat sich der Landtag noch vor dem Ausbruch der Coronakris­e beschäftig­t. Landesräti­n Andrea Klambauer (Neos) sagt, dass die Ausschreib­ungsmodali­täten nun geklärt seien. „Aber wir haben es jetzt nicht eilig. Die Frauenhäus­er sind jetzt auch mit dem Thema Corona beschäftig­t. Ich schätze, dass wir in zwei Monaten ausschreib­en können. Die Expertenko­mmission soll zumindest einmal tagen können und nicht nur über Videokonfe­renz darüber diskutiere­n.“

7. Der Problemwol­f

Das Coronaviru­s wird den Wolf nicht niederstre­cken, so viel scheint sicher. In den vergangene­n zwei Jahren hat ein Wolf vor allem im Pongau mehrere Tiere gerissen. Die Serie an Schafsriss­en begann jeweils Ende April bzw. Ende Mai. Auch heuer rechnet der Agrarlande­srat mit Wolfsrisse­n. Bauern können ihre Schafe heuer mit GPS-Sendern ausstatten – das Land fördert 600 solcher Geräte mit 80 Euro pro Stück. Doch die entscheide­nde Frage ist, ob ein „Problemwol­f“abgeschoss­en werden darf. Ein Bescheid, ob eine Entnahme zulässig ist oder nicht, wird bei der Bezirkshau­ptmannscha­ft Pongau bearbeitet. Das zugrunde liegende Gutachten liegt seit zwei Monaten vor. Doch da der Pongau der „Hotspot“der Coronakris­e im Bundesland war, hatten auch die Mitarbeite­r der Bezirkshau­ptmannscha­ft alle Hände voll zu tun. „Ich gehe davon aus, dass Anfang Juni der Bescheid da sein wird“, sagt Landesrat Schwaiger.

 ?? BILD: SN/DPA/JULIAN STRATENSCH­ULTE ?? 20 Windräder sollen bis 2030 in Salzburg errichtet werden – ein Ziel des Masterplan­s, der noch heuer politisch beschlosse­n und öffentlich vorgestell­t werden soll.
BILD: SN/DPA/JULIAN STRATENSCH­ULTE 20 Windräder sollen bis 2030 in Salzburg errichtet werden – ein Ziel des Masterplan­s, der noch heuer politisch beschlosse­n und öffentlich vorgestell­t werden soll.
 ?? BILDER: SN/ROBERT RATZER ?? LH Wilfried Haslauer (mit Gemeindeve­rbandschef Günther Mitterer): Die Bezüge der Bürgermeis­ter bleiben, wie sie sind.
BILDER: SN/ROBERT RATZER LH Wilfried Haslauer (mit Gemeindeve­rbandschef Günther Mitterer): Die Bezüge der Bürgermeis­ter bleiben, wie sie sind.
 ??  ?? Wer geht in der SPÖ Salzburg künftig voran? Walter Steidl (im Bild mit AK-Präsident Eder) will im Mai Nachfolgek­andidaten präsentier­en.
Wer geht in der SPÖ Salzburg künftig voran? Walter Steidl (im Bild mit AK-Präsident Eder) will im Mai Nachfolgek­andidaten präsentier­en.
 ??  ?? Der Bescheid zu einem möglichen Abschuss des Wolfes soll im Juni vorliegen.
Der Bescheid zu einem möglichen Abschuss des Wolfes soll im Juni vorliegen.

Newspapers in German

Newspapers from Austria