Schwere Zeiten im SOS-Kinderdorf: Kinder dürfen Eltern nicht sehen
SEEKIRCHEN. Sie sind mit einem Päckchen voll Sorgen in ihr Leben gestartet. Nun hält die Coronakrise eine weitere Herausforderung für sie parat. Die rund 50 Kinder, die im SOS-Kinderdorf in Seekirchen leben, dürfen derzeit ihre Familie nicht sehen. Standortleiter Wolfgang Arming: „Wir haben die Vorgabe vom Land, dass dieser Kontakt nicht stattfinden kann.“Das Ansteckungsrisiko sei zu hoch. Für die Kinder eine schwierige Situation. „Natürlich sind einige traurig und verunsichert, aber wir versuchen, so gut es geht, darauf einzugehen.“Damit die Kinder und Jugendlichen, die aus unterschiedlichsten Gründen nicht bei ihren Eltern leben können, sich in der Krisensituation sicher und geborgen fühlen, ist das Team von SOS-Kinderdorf verstärkt im Einsatz. Das bedeutet eine zusätzliche finanzielle Belastung, die man mithilfe von Spenden zu meistern hofft (Spendenkonto IBAN AT62 1600 0001 0117 3240, Kennwort: Corona).
Mit der Familie halten die Kinder über Videochats und Telefonate
Kontakt. „Manche schreiben Briefe und Postkarten.“Im Kinderdorf ist Corona Thema: „Wir erklären, dass es von Mensch zu Mensch springt und wir deshalb für einige Zeit nicht mit allen Kontakt haben können. Gemeinsam schauen wir Kindernachrichten und sprechen über Ängste und klären Fragen“, erzählen die Sozialpädagogen Wolfgang Artmaier und Stefan Gann.
So wie in anderen Familien auch gehen die Kinder derzeit nicht in die Schule oder den Kindergarten. Das heißt, die Kinderdorfmütter arbeiten rund um die Uhr mit ihnen. „Bei fünf Kindern in einer Kinderdorf-Familie ist das eine Herausforderung“, so Arming.
So wie überall gelten im SOSKinderdorf strenge Hygiene- und Schutzmaßnahmen. So bleiben die einzelnen Familien unter sich. Kontakt zu den anderen Gruppen wird vermieden. Spieloder Sportplatz werden nur nach Absprache benutzt. Arming: „Wir haben einen Zeitplan erstellt, wann welche Familie die Anlagen nutzt.“Zivildiener übernehmen den Einkauf für die Familien.
Die Dienstübergabe unter den Pädagogen findet nur noch per Skype oder Telefon statt.
Um im SOS-Kinderdorf keinen Lagerkoller aufkommen zu lassen, warten die Mitarbeiter mit einem Freizeitprogramm für ihre Schützlinge auf. Man sei viel im Wald unterwegs und fahre mit dem Fahrrad. Die KinderdorfWerkstatt biete Platz für Kreativität.
Standortleiter Arming ist stolz auf die Kinder und sein Team. „Der hohe Grad an Disziplin ist toll.“Bei der Lockerung der Maßnahmen orientiere man sich an den Vorgaben des Bunds. „Wenn die Schulen aufgehen, dann gehen auch unsere Kinder wieder zur Schule. Und wenn die Spielplätze geöffnet werden, können wir das auch entspannter handhaben.“