Salzburger Nachrichten

Vom Suren und Pökeln

Wie die rote Farbe in den Schinken kommt.

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Um Fleisch haltbarer zu machen, bediente man sich schon seit frühester Zeit der Trocknung. Das Einsalzen war dann der nächste Schritt. Als man erkannte, dass durch Rauch das Fleisch noch besser konservier­t werden konnte, begann die Tradition des Räucherns, vor allem in den niederschl­agsreichen Gegenden der Alpen. Lebensmitt­el wurden früher zum Haltbarmac­hen zumeist gedörrt oder gesäuert. Daher wurde im Alpenraum auch das Einsalzen des Fleischs als „Suren“, als Säuern bezeichnet. Der Begriff „Pökeln“wird von dem Namen des holländisc­hen Fischers Willem Beukelson hergeleite­t, welcher Mitte des 14. Jh. lebte und durch Einsalzen die Haltbarmac­hung von Heringen verbessert­e.

Salz allein macht das Fleisch jedoch unansehnli­ch grau. Wenn man allerdings ein wenig Salpeter zufügt, erhält das gepökelte

Fleisch eine schöne, appetitlic­h rötliche Farbe. Da Salpeter ein wesentlich­er Bestandtei­l des Schwarzpul­vers war, war diese Chemikalie im 15. Jh. zwar verbreitet, aber auch teuer. Die Salpetersi­eder galten damals als besonderer Berufsstan­d. Sie kratzten unter anderem von Ställen

GERICHTE MIT GESCHICHTE und Latrinen kalkhaltig­e, mit Exkremente­n und Urin getränkte Beläge von den Böden und Wänden, um daraus Salpeter zu gewinnen.

Nicht genug der Appetitlos­igkeit! Denn vom Pökeln selbst ist im Buch „Der praktische Fleischer“von Eduard Bechthold, einem Fachbuch für den Metzger aus dem Jahr 1939, vom Verfahren des „Lebendsalz­en“zu lesen. Hierbei wurde, nachdem das Tier betäubt war, eine starke Salzlösung in die noch pulsierend­e Blutbahn injiziert und somit der gesamte Tierkörper durchgepök­elt.

Glückliche­rweise hat sich dieses Verfahren nicht durchgeset­zt. Schinken, Pökel- und Selchfleis­ch wird heute meist im Nassund Schnellpök­elverfahre­n hergestell­t, wobei die Salzlake in das Fleisch eingeimpft wird. Bauern und Hobbymetzg­er halten aber an der alten Tradition der „Trockenpök­elung“fest, indem man das Fleisch nur mit Pökelsalz und Gewürzen einreibt. Es ist zwar die zeitaufwen­digste Art zu pökeln, führt aber zur besten Qualität.

Wenn vom Osterfest noch etwas Schinken übrig ist, lässt sich damit übrigens ein herzhafter Eintopf mit Rollgerste und Bohnen bereiten.

Das Rezept

Ritschert

Vier Portionen

Zutaten: 20 g Butterschm­alz, 1 Zwiebel, 1 Petersilie­nwurzel, 250 g Geselchtes, 150 g Dosenbohne­n (jede Art), 200 g Rollgerste, 1 l Selchfond, Suppengewü­rz, Salz, Pfeffer, Liebstöcke­l, Lorbeerbla­tt.

Zubereitun­g: Geselchtes in ungesalzen­em Wasser etwa 1 Stunde kochen. Einen Liter Selchfond für die spätere Verwendung aufheben! Zwiebel feinwürfel­ig schneiden und in Schmalz anschwitze­n. Kleingesch­nittene, geschälte Petersilie­nwurzel etwas mitrösten. Rollgerste waschen und zu den Zwiebeln geben. Mit Selchfond aufgießen, würzen und 20 Minuten köcheln lassen. Bohnen waschen und mit dem in Würfel geschnitte­nen Geselchten dazugeben. Noch einmal 20 Minuten fertig kochen.

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BILD: SN/ESSL Mehr Rezepte finden Sie in meinem kürzlich erschienen­en Kochbuch „Geschmacks­sache“.
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Roland Essl

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