Der Regen macht es heuer wie der Schnee: Er kommt nicht
Ein Ende der Trockenheit ist nicht in Sicht. Profis und ein Amateur liefern interessante Daten.
„Vom 1. bis zum 12. April gab es gar keinen Niederschlag.“
Franz Kloiber, Wetterbeobachter
„Voraussagen über Wochen sind mittlerweile möglich.“
Bernhard Niedermoser, ZAMG
Die „frühsommerlichen“Gewitter und Regenschauer am Ende des Osterwochenendes waren für die Wiesen, Felder und Almböden nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Das kurze Intermezzo konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass es auch heuer deutlich zu trocken ist. Das gilt vor allem für die Regionen außergebirg. Sogar im berühmten Schnee- und Regenloch Hintersee ist der Monate andauernde Mangel an Niederschlägen nicht zu übersehen.
Die allgemeine Trinkwasserversorgung in Salzburg ist zwar – noch lang – nicht in Gefahr, weil sie großteils aus schier unerschöpflichem Gebirgswasser, wie aus dem Untersbergmassiv, gespeist wird. Aber für einzelne Brunnen, etwa von Landwirten, besonders im Tennengau und Flachgau, könnte es wegen des niedrigen Grundwasserspiegels knapp werden. Intensiverer Regen ist auch für die zweite Aprilhälfte nicht in Sicht.
Der private Wasserverbrauch steigt im Frühling durch Reinigungsarbeiten, das Bewässern von Feldern und Gärten und das Befüllen von Schwimmbecken. Dazu kam zuletzt ein erhöhter Bedarf in den Haushalten, da aufgrund der Covid-Ausgangsbeschränkungen viel mehr Menschen daheim sind.
Die Gemeinden und anderen Wasserversorger sind vorgewarnt. Das Land kann sich in Zusammenarbeit mit Wetterkundlern auf längere Vorhersagen stützen. So hat die Zentralanstalt für Meteorologie mit den Bundesländern Salzburg und Oberösterreich Langfristprognosen für Niederschlag und Dürre entwickelt, damit die Wasserwirtschaft frühzeitig auf extreme Situationen reagieren kann. Die Grundlage bilden Vorhersagen für die nächsten drei bis vier Wochen. Sie sind nicht so verlässlich wie kurzfristige Wetterberichte. Aber „mittlerweile sind Anwendungen möglich, die vor ein paar Jahren noch undenkbar waren“, erklärt ZAMG-KundenserviceLeiter Bernhard Niedermoser.
Ganz wichtig sei dabei die Verdunstung, die stark vom Wind und von hohen Temperaturen angetrieben werde. Starke Verdunstung lässt die Böden austrocknen. Niederschlagsmangel könne diese Situation noch deutlich verschärfen – ähnlich wie in vergangenen Jahren. In den kommenden Wochen soll es nicht so trocken bleiben, das Defizit sei trotzdem nicht auszugleichen.
Ein genauer und leidenschaftlicher Beobachter aller Wetterphänomene ist Franz Kloiber aus Hintersee. Er betreibt in seinem Heimatort die private Wetterstation Hintersee. Ausgerechnet während er am Ostermontag seine detaillierte Bilanz des Winters 2019/20 sowie die Daten der ersten April-Tage studierte, zog gerade das erste frühe sommerliche Gewitter durch. Zuvor hatte er festgestellt: „Auffallend am April war, dass es vom 1. bis zum 12. 4. komplett niederschlagsfrei blieb. In meiner Messreihe fand ich nur zwei längere Perioden im April und zwar von 31. 3. bis 16. 4. 2009 und von 16. 4. bis 1. 5. 2011. Die aktuelle trockene Phase lag in stabilen Hochdruckgebieten begründet. Sie dauerte schon seit 22. März an, weshalb seit da an nur acht Liter pro Quadratmeter fielen.“Das hatte die Waldbrandgefahr enorm erhöht. Nachdem schon der März zu trocken war, hat eine Verordnung der Bezirkshauptmannschaft „jegliches Feueranzünden sowie das Rauchen im Wald verboten“.
In „richtigen“, früheren Hinterseer Wintern hat Regenmangel im Frühjahr nicht unbedingt Trockenheit bedeutet, denn die Schneeschmelze lieferte jede Menge Wasser. Selbst der April 2009 habe von einer 1,5 Meter dicken Schneedecke profitiert.
Doch der vergangene Winter war für Hinterseer Verhältnisse keiner. Die an der Wetterstation in der Ortschaft Lämmerbach auf 771 Metern Seehöhe gemessene Neuschneemenge von insgesamt 226 Zentimetern ergab „den zweitschneeärmsten Winter unserer Messreihe“, sagt Franz Kloiber. Der Rückgang im Vergleich zum langjährigen Durchschnitt von 1988 bis 2019 habe 60,7 Prozent betragen. „Einzig der Winter 1989/90 bilanzierte mit 140 Zentimetern noch schlechter.“