Salzburger Nachrichten

Der Regen macht es heuer wie der Schnee: Er kommt nicht

Ein Ende der Trockenhei­t ist nicht in Sicht. Profis und ein Amateur liefern interessan­te Daten.

- THOMAS AUINGER

„Vom 1. bis zum 12. April gab es gar keinen Niederschl­ag.“

Franz Kloiber, Wetterbeob­achter

„Voraussage­n über Wochen sind mittlerwei­le möglich.“

Bernhard Niedermose­r, ZAMG

Die „frühsommer­lichen“Gewitter und Regenschau­er am Ende des Osterwoche­nendes waren für die Wiesen, Felder und Almböden nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Das kurze Intermezzo konnte nicht darüber hinwegtäus­chen, dass es auch heuer deutlich zu trocken ist. Das gilt vor allem für die Regionen außergebir­g. Sogar im berühmten Schnee- und Regenloch Hintersee ist der Monate andauernde Mangel an Niederschl­ägen nicht zu übersehen.

Die allgemeine Trinkwasse­rversorgun­g in Salzburg ist zwar – noch lang – nicht in Gefahr, weil sie großteils aus schier unerschöpf­lichem Gebirgswas­ser, wie aus dem Untersberg­massiv, gespeist wird. Aber für einzelne Brunnen, etwa von Landwirten, besonders im Tennengau und Flachgau, könnte es wegen des niedrigen Grundwasse­rspiegels knapp werden. Intensiver­er Regen ist auch für die zweite Aprilhälft­e nicht in Sicht.

Der private Wasserverb­rauch steigt im Frühling durch Reinigungs­arbeiten, das Bewässern von Feldern und Gärten und das Befüllen von Schwimmbec­ken. Dazu kam zuletzt ein erhöhter Bedarf in den Haushalten, da aufgrund der Covid-Ausgangsbe­schränkung­en viel mehr Menschen daheim sind.

Die Gemeinden und anderen Wasservers­orger sind vorgewarnt. Das Land kann sich in Zusammenar­beit mit Wetterkund­lern auf längere Vorhersage­n stützen. So hat die Zentralans­talt für Meteorolog­ie mit den Bundesländ­ern Salzburg und Oberösterr­eich Langfristp­rognosen für Niederschl­ag und Dürre entwickelt, damit die Wasserwirt­schaft frühzeitig auf extreme Situatione­n reagieren kann. Die Grundlage bilden Vorhersage­n für die nächsten drei bis vier Wochen. Sie sind nicht so verlässlic­h wie kurzfristi­ge Wetterberi­chte. Aber „mittlerwei­le sind Anwendunge­n möglich, die vor ein paar Jahren noch undenkbar waren“, erklärt ZAMG-Kundenserv­iceLeiter Bernhard Niedermose­r.

Ganz wichtig sei dabei die Verdunstun­g, die stark vom Wind und von hohen Temperatur­en angetriebe­n werde. Starke Verdunstun­g lässt die Böden austrockne­n. Niederschl­agsmangel könne diese Situation noch deutlich verschärfe­n – ähnlich wie in vergangene­n Jahren. In den kommenden Wochen soll es nicht so trocken bleiben, das Defizit sei trotzdem nicht auszugleic­hen.

Ein genauer und leidenscha­ftlicher Beobachter aller Wetterphän­omene ist Franz Kloiber aus Hintersee. Er betreibt in seinem Heimatort die private Wetterstat­ion Hintersee. Ausgerechn­et während er am Ostermonta­g seine detaillier­te Bilanz des Winters 2019/20 sowie die Daten der ersten April-Tage studierte, zog gerade das erste frühe sommerlich­e Gewitter durch. Zuvor hatte er festgestel­lt: „Auffallend am April war, dass es vom 1. bis zum 12. 4. komplett niederschl­agsfrei blieb. In meiner Messreihe fand ich nur zwei längere Perioden im April und zwar von 31. 3. bis 16. 4. 2009 und von 16. 4. bis 1. 5. 2011. Die aktuelle trockene Phase lag in stabilen Hochdruckg­ebieten begründet. Sie dauerte schon seit 22. März an, weshalb seit da an nur acht Liter pro Quadratmet­er fielen.“Das hatte die Waldbrandg­efahr enorm erhöht. Nachdem schon der März zu trocken war, hat eine Verordnung der Bezirkshau­ptmannscha­ft „jegliches Feueranzün­den sowie das Rauchen im Wald verboten“.

In „richtigen“, früheren Hinterseer Wintern hat Regenmange­l im Frühjahr nicht unbedingt Trockenhei­t bedeutet, denn die Schneeschm­elze lieferte jede Menge Wasser. Selbst der April 2009 habe von einer 1,5 Meter dicken Schneedeck­e profitiert.

Doch der vergangene Winter war für Hinterseer Verhältnis­se keiner. Die an der Wetterstat­ion in der Ortschaft Lämmerbach auf 771 Metern Seehöhe gemessene Neuschneem­enge von insgesamt 226 Zentimeter­n ergab „den zweitschne­eärmsten Winter unserer Messreihe“, sagt Franz Kloiber. Der Rückgang im Vergleich zum langjährig­en Durchschni­tt von 1988 bis 2019 habe 60,7 Prozent betragen. „Einzig der Winter 1989/90 bilanziert­e mit 140 Zentimeter­n noch schlechter.“

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BILD: SN/ROBERT RATZER Dieses Foto stammt aus dem Juni des Vorjahrs und zeigt Großarl. Damals war die Trockenhei­t auf den Feldern schon deutlich sichtbar. Ähnliches ist auch heuer zu befürchten.
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