Ist der Seezugang nur für Einheimische frei?
Nein zu Ausflügen an den Neusiedler See. Im Salzkammergut und in Kärnten sind Erholungssuchende weiter willkommen.
LINZ, KLAGENFURT, EISENSTADT.
Darf man in Österreichs Seen heuer baden? Wann werden die Seebäder in der Coronakrise geöffnet? Und sperren die öffentlichen Bäder überhaupt auf? Viele Fragen, viel Ungewissheit. Der burgenländische Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) ist schon einmal mit einer umstrittenen Verordnung vorgeprescht: Demnach dürfen die Seebäder am Neusiedler See bis 30. April nur von Besitzern der Seehütten, von Fischern und zur regionalen Naherholung betreten werden.
Nur Personen, die ihren Wohnsitz im Umkreis von 15 Kilometern haben, dürften zum Erholungsgebiet anreisen, betonte Doskozil. Diese Maßnahme sei notwendig, weil der Neusiedler See gerade in den Frühlingsmonaten ein beliebtes Tagesausflugsziel darstelle. Trotz der Ausgangsbeschränkungen seien viele Menschen aus anderen Bundesländern angereist. Das habe zu Beschwerden und Anzeigen geführt, weil der gesetzlich vorgegebene Abstand teilweise nicht mehr eingehalten werden konnte.
Von derart drastischen Maßnahmen wollen die für ihre wunderschönen Seen bekannten Bundesländer Oberösterreich und Kärnten nichts wissen. „Für uns stellt sich die Situation ganz anders dar. Wir haben 1270 stehende Gewässer, in denen man baden kann. Es gibt keinen Anlass für Zugangsbeschränkungen“, sagt Betina Germann, Sprecherin des Kärntner Landeshauptmanns Peter Kaiser (SPÖ).
Natürlich werde man Regelungen finden müssen, um Körperkontakt in den begehrten Strandbädern zu verhindern. „Das Klagenfurter Strandbad zählt zu den größten Strandbädern Europas, mit bis zu 17.000 Gästen täglich an heißen Tagen. Da lässt sich Gedränge an den Ein- und Ausgängen gar nicht vermeiden“, betont Germann. Man wolle zunächst abwarten, welche Vorgaben die Bundesregierung für die Badesaison machen werde.
Beim Land Oberösterreich verweist man auf bestehende Ausgangsbeschränkungen, die auch Ausflugsfahrten ins Salzkammergut umfassen. „Die Erfahrungen gerade an den Osterwochenenden haben gezeigt, dass diese Vorkehrungen ausreichend sind und die Landsleute bei den Verhaltensregeln – Abstand halten und Tragen von Mund-Nasen-Schutz – sehr diszipliniert sind“, ist aus dem Büro von Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) zu hören.
Zudem gebe es bis weiterhin eingeschränkte Parkmöglichkeiten an neuralgischen Ausflugsorten: Dazu gehören der Langbathsee und der Offensee (in Ebensee), der Gosausee und Umgebung, der Almsee in
Grünau, der Mondsee in Loibichl, der Irrsee (in Zell am Moos und Tiefgraben), der Attersee in Litzlberg sowie der Traunsee (Bräuwiese, Traunkirchen).
Auch die Bundesforste (ÖBF), größter Seenbesitzer Österreichs, sehen keinen Grund für Verschärfungen. „Grundsätzlich sind die Seezugänge für Erholungssuchenden frei zugänglich. Bis dato war an den 40 Naturbadeplätzen der Bundesforste kein größeres Besucheraufkommen festzustellen“, sagt ÖBF-Sprecherin Pia Buchner. „Die Naturbadeplätze bleiben bis auf Weiteres frei zugänglich.“Wie auch die Spazierwege an den Seen frei begehbar bleiben.
Dass die öffentlichen Bäder wie üblich am 1. Mai aufsperren werden, ist ausgeschlossen. Im Sportministerium wird derzeit daran getüftelt, wann der Betrieb starten kann. „Der Mai ist gestorben, vom Juni wird nicht viel übrig bleiben. Wir hoffen, dass mit Ferienbeginn die Saison starten kann“, sagt Martin Kotinsky von der MA 44 (Wiener Bäder). „Wir sind in Warteposition und haben noch kein einziges der 17 Sommerbäder eingelassen.“Normalerweise seien um diese Zeit schon 400 Saisonarbeitskräfte im Einsatz, derzeit noch keiner.
An Italiens Adria-Küste sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt, um die Badesaison zu retten. „Wir bekommen die absurdesten Vorschläge“, sagt Mauro Vanni vom Verband der Badeanstalten in Rimini. „Einige Firmen wollen Plexiglasboxen um die Sonnenliegen bauen, andere Tunnel zum Strand graben, die wir mit Desinfektionsmittel abspritzen sollen.“