„Habe große Sehnsucht nach dem Drehen“
Nicht nur beim ORF wurde der Dreh bekannter Serien unterbrochen. Werden die „Tatort“-Folgen ausgehen? Und was passiert am Fürstenhof?
WIEN. Der Auftakt für die Dreharbeiten im Kamptal zum neuen ZDF/ORF-Landkrimi „Vier“erfolgte am 11. März. Zwei Tage später stoppte das Coronavirus die TVProduktion. „Es war völlig unglaublich. Einen Dreh abzubrechen ist ja finanziell das Schlimmste, was einer Produktionsfirma passieren kann. Der Freitag, der 13. März, war mit Sicherheit der absurdeste Drehtag,
den ich je erlebt habe, und ich werde ihn nie vergessen“, sagt Regisseurin Marie Kreutzer.
Seither heißt es für das Filmteam: Bitte warten. Die erste Woche nach dem Drehabbruch sei bei ihr eine „Trauerphase“gewesen: „Wenn man einen Filmdreh einmal aufgestellt hat und dann gibt es eine Unterbrechung, entsteht natürlich die Angst, dass man das nie wieder so zusammenbringt.“Einen Drehstart vor Herbst hält die 42-Jährige für unrealistisch: „Es würde mir auch gar nicht helfen, es ist ein düsterer Film, den ich nicht im heißen Juli drehen wollen würde.“Marie Kreutzer hofft, dass der Film auf jeden
Fall realisiert wird: „Ich liebe meine Arbeit sehr und ich habe große Sehnsucht nach dem Drehen.“Wie Marie Kreutzer die Auswirkungen durch die Coronakrise für das Filmbusiness beurteilt? Die in Wien lebende Grazerin ist überzeugt davon, dass „Corona viele Geschichten obsolet gemacht hat“. Zudem werde Corona viele Produktionsfirmen das Leben kosten und „viele Filmschaffende, die ohnehin schon unter prekären Umständen gelebt haben, werden sich womöglich anders orientieren müssen“. Im besten Fall werde die Krise bewirken, „dass wir unsere Arbeitsverhältnisse überdenken und auf bessere Füße stellen“. Kreutzer befürchtet aber, dass der Kulturbetrieb in den Jahren nach Corona nicht für wichtig genug erachtet werden wird, um gerettet zu werden.
Laut Auskunft des ORF ist derzeit auch der Dreh der österreichischen „Tatort“-Folge „Unten“(Regie: Daniel Prochaska) unterbrochen. Die Drehstarts zu den Serien „Schnell ermittelt“(Staffel 7) und „Soko Donau“(Staffel 16) wurden auf einen späteren Zeitpunkt verschoben. Der ORF betont aber, weiterhin an all diesen Produktionen festhalten zu wollen, und räumt den Produzenten bei der Realisierung „größtmögliche zeitliche Flexibilität“ein. Bei den deutschen „Tatort“-Drehs fiel am 20. März die letzte Klappe. Gestoppt sind damit auch die Dreharbeiten für eine „Tatort“-Doppelfolge zum 50. Geburtstag der populären deutschen Krimireihe. Was bedeutet die Zwangspause für die Kommissare Odenthal, Schenk und Thiel? Ist der Fortgang der Serie gefährdet? In der ARD ist man derzeit noch optimistisch. Da der „Tatort“mit einem Vorlauf gedreht werde, habe man derzeit noch genügend Folgen für Erstausstrahlungen, heißt es. Im Ernstfall könnte man sich aber durch Wiederholungen oder eine Sommerpause behelfen.
Bei Deutschlands Serien-Dauerbrenner „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“(RTL) wurde zwischendurch versucht, unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen und strengen Hygienevorschriften weiterzudrehen. Jetzt steht aber wieder alles still, da ein Mitarbeiter positiv auf Corona getestet worden ist.
Und wie geht es auf dem Fürstenhof weiter? Bei der kultigen Telenovela „Sturm der Liebe“(ARD) wird aufgrund des Drehstopps die Ausstrahlung der aktuellen Folgen ab 2. Juni unterbrochen: Stattdessen wird die 9. Staffel ab Folge 1817 mit Liza Tzschirner und Christian Feist wiederholt. Man arbeite daran, die Dreharbeiten für die Staffel 16 unter Einhaltung aller erforderlichen Sicherheitsvorkehrungen wiederaufzunehmen, sagt die Produzentin Bea Schmidt: „Sicherheit und Gesundheit der Crew haben höchste Priorität.“
„Corona hat jetzt schon viele Geschichten obsolet gemacht.“