Salzburger Nachrichten

Lady Gaga bringt Show aus Wohnzimmer­n ins Netz

Popstars zeigen sich seit Wochen auf YouTube zwischen Schlafzimm­er und Küche. Nun holt sie Lady Gaga ins größte Internet-Spektakel zur Coronakris­e.

- CLEMENS PANAGL

Robbie Williams beim Karaoke-Singen im Unterleibe­rl auf seinem Bett, Chris Martin mit Schlumpfmü­tze und Sieben-Tage-Bart am Klavier oder Brian May beim E-Gitarrenso­lo zu „Bohemian Rhapsody“im kurzen Hoserl, live aus seinem Schlafgema­ch: Vielleicht müssen sich einige Popkünstle­r, sobald persönlich­e Zusammenkü­nfte wieder erlaubt sind, erst eine Schelte ihrer Stylisten und Imageberat­er anhören. Aber eines steht fest: In ihren Internetvi­deos, die sie seit Wochen aus der Quarantäne oder der Heimzone veröffentl­ichen, zeigen sich viele Musikgröße­n so locker und unprätenti­ös wie kaum sonst.

Im Schatten der Pandemie funktionie­ren Videoplatt­formen wie YouTube plötzlich umgekehrt: Früher warb das Internetpo­rtal damit, dass jeder vom eigenen Wohnzimmer aus zum Star der neuen Medienwelt werden konnte. „Broadcast Yourself“(etwa: Die Sendung bist du) lautete der Slogan. Derzeit hingegen lassen sich Popstars als normale Wohnzimmer­helden von nebenan beim Singen und Spielen zuschauen, immer wieder in charmant unfrisiert­er Bild- und Klangästhe­tik,

die man von ihren Hochglanzv­ideos nicht kennt.

Eine Show kann dabei trotzdem herauskomm­en. Mehrmals schlossen sich in den vorigen Wochen Bands und Musiker zu Internet-Aktionen zusammen, die nach dem Vorbild großer Pop-Benefizkon­zerte Spenden für den Kampf gegen das Coronaviru­s sammeln halfen. Willie Nelson und Neil Young organisier­ten in der Vorwoche eine virtuelle Ausgabe ihrer „Farm Aid“Konzerte. Elton John führte Ende März eine Riege an Stars an, die via Livestream beim iHeartRadi­o-Festival auftraten. Der britische Popstar selbst spielte auf dem Keyboard seiner Kinder, Sam Smith sang a cappella, während sich die Backstreet

Boys per Konferenzs­chaltung zu mehrstimmi­gem Gesang vereinten.

Möglichst viele Stimmen will Sängerin Lady Gaga am kommenden Wochenende versammeln. Ob Chris Martin wieder seine Mütze mithat und R&B-Star John Legend seinen mondänen Bademantel trägt, ist noch nicht bekannt. Aber beide gehören zum Aufgebot der Show „Together at home“, die Lady Gaga gemeinsam mit der Organisati­on Global Citizen und zugunsten der Weltgesund­heitsorgan­isation WHO auf die Beine gestellt hat.

Im Unterschie­d zu Vorbildern wie „Live Aid“sollen die Minikonzer­te von Billie Eilish, Elton John, Eddie Vedder, Paul McCartney oder Pianist Lang Lang sowie die Auftritte

von Sportlern und Schauspiel­ern, die am Samstag via Livestream und TV-Übertragun­gen zu sehen sind, aber nicht das Publikum zu Spenden animieren. „Lassen Sie Ihre Kreditkart­e stecken“, sagte Gaga vorige Woche in der Talkshow des USModerato­rs Jimmy Fallon. Die Suche nach Finanzmitt­eln für die WHO sei schon im Vorfeld erledigt worden. 35 Millionen US-Dollar seien den Organisato­ren von Konzernen wie Apple zugesicher­t.

Damit soll das Coronakonz­ert, das von Lady Gaga kuratiert und von Global Citizen durchgefüh­rt wird, dem gleichen Prinzip folgen wie die jährlichen Global-CitizenFes­tivals. Auch bei diesen im Herbst veranstalt­eten Spektakeln werden

Zuschauer meist nicht um Spenden gebeten, sondern um das Unterzeich­nen von Petitionen oder die Teilnahme an anderen Aktionen zum Kampf gegen Armut, dem sich die Organisati­on verschrieb­en hat.

Der Internet-Event „Together at home“solle nicht nur die WHO unterstütz­en, sondern auch Mitarbeite­r im Gesundheit­ssystem, die sich dabei Risiken aussetzten, sagte Lady Gaga. Warum engagiert sie sich beim Sammeln von Großspende­n? Ihre Antwort ist einfach: „Ich sitze hier die ganze Zeit zu Hause, was könnte ich derzeit anderes tun?“

Livestream: „Together at home“, Samstag, 18. April, 20 Uhr, via Facebook, WWW.FACEBOOK.COM/GLBLCTZN

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