Fußball-Bundesliga beschwört die Geister
Wann der Ball wieder rollen wird, bleibt auch nach der Clubkonferenz am Donnerstag fraglich.
SALZBURG. Die österreichische Fußball-Bundesliga hat noch keine Entscheidung über eine Fortführung der wegen der Coronaviruskrise im März abgebrochenen Saison getroffen. Das gab Ligavorstand Christian Ebenbauer am Donnerstag nach einer mit Spannung erwarteten Clubkonferenz bekannt. „Ich muss die Erwartungshaltung leider dämpfen. Wir können noch nicht sagen, wann der Ball wieder rollen wird“, erklärte Ebenbauer.
Grundsätzlich hätten sich alle zwölf Oberhaus-Clubs für die Wiederaufnahme des Spielbetriebs ausgesprochen, allerdings gilt es bis dahin noch zahlreiche offene Fragen zu klären. Fest steht, dass es Geisterspiele sein müssen, bei denen sich laut Bundesliga Minimum 161 Personen inklusive gegnerischer Mannschaften, Trainer, Mitarbeiter und akkreditierter Personen im Stadion aufhalten werden.
Dafür braucht es noch ein medizinisches Konzept, das mit dem Gesundheitsministerium zu klären sei, sagte Ligavorstand Ebenbauer. „Wenn wir die nötigen Kapazitäten an Covid-19-Testungen haben, wollen wir unserer sozialen Verantwortung so schnell wie möglich nachkommen und den Ball wieder rollen lassen“, hieß es vonseiten der Bundesliga. „Aber es ist mir wichtig zu betonen: Der Fußball hat hier nicht Vorrang gegenüber systemrelevanten Einrichtungen“, ergänzte Ebenbauer. Darüber hinaus brauche es Klarheit, ob alle 161 Personen im Stadion getestet werden müssen oder nur die Spieler. Die Kosten – kolportiert wird ein siebenstelliger Betrag – müssen die Bundesliga bzw. die Vereine selbst tragen.
Ins Training einsteigen können die zwölf Oberhaus-Clubs ab Dienstag, in Kleingruppen versteht sich, für die Zweitliga-Teams bleiben die Trainingszentren vorerst geschlossen. Läuft dann alles nach Plan, könnten vielleicht Mitte Mai die ersten Geisterspiele über die Bühne gehen. Womöglich mit Pappfiguren auf den Fantribünen, wie es in Deutschland von Borussia Mönchengladbach angedacht ist.
Der Clubkonferenz der Bundesliga waren am Mittwoch die Ankündigungen
von Bundesregierung und ÖFB vorausgegangen, die grünes Licht für eine Beendigung der Meisterschaft gegeben haben. Mit der grundsätzlichen Erlaubnis sei es laut ÖFB-Präsident Leo Windtner aber nicht getan. Nun obliege es den Clubs selbst, einen Beschluss zu fassen im Rahmen eines juristischen Leitfadens, der von der Linzer Johannes-Kepler-Universität erstellt wurde. Der befasst sich unter anderem auch mit dem Thema, dass die Saison nicht ordnungsgemäß zu Ende gebracht werden sollte.
Auf Basis dieses 63-seitigen Rechtsgutachtens gilt laut ÖFB für alle nicht vollständig durchgeführten Bewerbe Folgendes: Der Bewerb wird nicht gewertet. Es gibt keinen Meister bzw. Cupsieger. Es gibt keine(n) Aufsteiger. Es gibt keine(n) Absteiger. Sollte also auch die Bundesliga abgebrochen werden, würde über die Vergabe der EuropacupStartplätze der Endstand des Grunddurchgangs (nach 22 Runden) entscheiden, den der LASK als Erster vor Titelverteidiger Red Bull Salzburg, Rapid, dem WAC und Sturm Graz abgeschlossen hat.
Windtner bewertete das Gutachten als „sehr gut abgefasst“. Dennoch bleibe der Liga eine „gewaltige Bürde, weil sie das umzusetzen und auch wirtschaftlich zu verantworten hat“, sagte der ÖFB-Präsident. Zugleich warnte Windtner: „Es ist keine Euphorie angebracht. Es ist ein sehr nüchterner wirtschaftlicher Hintergrund mitzubedenken. Die Covid-19-Testungen bei Geisterspielen verursachen Kosten in Millionenhöhe. Dazu kommen die Einnahmenausfälle bei den Zuschauern. Es wird für viele Clubs eng werden. Das wird nicht wenige an den Rand des Ruins bringen.“