Industriebetriebe wollen halbe Milliarde Euro noch heuer investieren
Aber wie viel davon wird angesichts des aktuellen Einbruchs auch umgesetzt? Überraschend viel, wie eine aktuelle Umfrage zeigt.
Auch wenn man dieser Tage manchmal den Eindruck hat: Es geht wirtschaftlich längst nicht alles den Bach hinunter. Eine den SN vorliegende neue Umfrage der Salzburger Industrie nährt trotz der aktuellen Erschütterungen die Hoffnung auf Positives. 71 Salzburger Industriebetriebe hatten sich Anfang April an einer internen Umfrage beteiligt. 42 davon gaben an, in diesem Jahr investieren zu wollen. Insgesamt geht es um mehr als eine halbe Milliarde Euro. Darunter befindet sich das Who’s who der Salzburger Wirtschaft: Atomic baut ein neues Logistikzentrum, Palfinger eine neue Werkshalle, AustroCel in Hallein eine neue Bioethanol-Anlage und SIG Combibloc im Pinzgau investiert kräftig in Maschinen.
Fast die Hälfte der Investitionen entfällt auf Neu- oder Ausbauten von Firmensitzen und Niederlassungen, ein Viertel auf Anlagen. Immerhin 13 Prozent wollen ein Großprojekt umsetzen. Bei 15 Betrieben liegt das Volumen jenseits der Zehn-Millionen-Euro-Marke.
Aber werden diese Investitionen nun auch umgesetzt? Immerhin 37 Prozent sagen Ja. Ein weiteres Fünftel gab für Verzögerungen nur den kurzzeitig erzwungenen Stopp von Baustellen an. „Das ist ein insgesamt sehr gutes und wichtiges Signal“, sagt Peter Unterkofler, Präsident der Salzburger Industriellenvereinigung (IV). Zeige es doch, dass viele Betriebe an eine baldige Erholung glaubten. Umso wichtiger sei es, dass die Wirtschaft derzeit wieder schrittweise hochgefahren werde. Zwar hätten viele Industriebetriebe ohnehin durchgearbeitet, doch es sei für die In
„Es ist wichtig, die aktuelle Dämmerphase zu überwinden.“
dustrie auch „substanziell wichtig“, dass die Läden wieder aufgesperrt haben. Dadurch entstehe wieder Anreiz fürs Konsumieren, und der sei entscheidend, dass man diesen Stillstand halbwegs glimpflich überstehe. Nichts sei gefährlicher als „die Dämmerphase“, die sich in den vergangenen Wochen über das Land gelegt habe, sagt Unterkofler.
Dass diese Gefahr auch vor der Industrie nicht halt macht, zeigt das zweite Gesicht der Umfrage: 40 Prozent der investitionsbereiten Betriebe wollen abwarten, wie sich ihre Absatzmärkte entwickeln. Ein Fünftel hat die Ausbaupläne wegen der aktuellen
Einbußen vorerst ad acta gelegt. Unterkofler hofft, dass das klassische Geschäft zwischen Industriebetrieben schon im vierten Quartal dieses Jahres wieder merklich anspringen wird, ebenso wie die Bauwirtschaft. Im Konsumgüterbereich dürfte die Durststrecke länger andauern. Da könnte sich die Erholung bis ins Jahr 2022 ziehen, was Unterkofler auf die negativen Effekte auf dem Arbeitsmarkt – Stichwort: höhere Arbeitslosigkeit und Gehaltseinbußen – zurückführt.
Der Salzburger Industrieboss ist in seinem Unternehmen aktuell ebenfalls wie selten gefordert. Unterkofler führt in Hallein den Pharmagroßhändler Jacoby und hat die unmittelbaren Turbulenzen bei Ausbruch der Coronakrise hautnah miterlebt. Gerade in der Anfangsphase wurden die Apotheken von Kunden gestürmt, worauf alle wie wild Pharmaprodukte auf Vorrat bestellten. Von einem Tag auf den anderen hat sich die Nachfrage fast verdreifacht. Jetzt steht dafür ein Minus zu Buche und es ist ungewöhnlich ruhig. Kurzarbeit in der Produktion gibt es aber nicht. Unterkofler hofft, aufs Jahr gesehen ohne Umsatzblessur durchzukommen. Als Krisengewinner sieht er sich nicht. „In dieser fundamentalen Krise wird es kaum echte Profiteure geben.“
Immerhin gehört Unterkofler auch zu jenen, die ihre Investitionspläne durchziehen. Der Ausbau der Firma in Hallein ist bis Juni abgeschlossen. Investitionsvolumen: rund sechs Mill. Euro.